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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Steigung hinaufwanderten. Schließlich hatten die ersten den Scheitelpunkt erreicht und erkannten, was sie erwartete. Aber sie blieben nicht stehen.
    Der Zug setzte seinen Weg fort. Shel konzentrierte sich auf Dave und die beiden Frauen, als sie die Steigung erklommen, den Scheitelpunkt erreichten und sich an den Abstieg machten. Nach ein oder zwei Minuten waren sie außer Sichtweite.

Kapitel 12
    Mir ist keine wirkungsvollere Methode bekannt, die Aufhebung schlechter oder anstößiger Gesetze zu sichern, als deren stringente Ausführung.
    U.S. Grant
    Dave hatte sich selbst nie für besonders couragiert gehalten. Er mochte keine Höhen, war stets auf Sicherheit bedacht und ging Konfrontationen nach Möglichkeit aus dem Weg. Und nun marschierte er gemeinsam mit den Helden des Blutsonntags.
    Ein Junge, vielleicht achtzehn Jahre alt, hüpfte neben ihm her. Vermutlich tat er nur so tapfer, aber die Drohungen und die Waffen schienen ihn nicht zu kümmern. »Keine Sorge, Mann«, sagte er. »Die werfen uns nur ins Gefängnis und halten uns ein, zwei Tage fest. Das machen sie immer.«
    »Wie ist dein Name, mein Sohn?«
    »Lennie.«
    »Lennie. Und du hast so etwas schon früher gemacht?«
    »So einen Marsch? Klar. Und, hey, Sie wird man in ein Gefängnis für Weiße bringen. Sie werden heute Nacht viel mehr Platz für sich haben als ich.«
    Dave überlegte, ob er vielleicht ein bisschen übereilt gehandelt hatte, und fragte sich, wie seine Chancen stehen mochten, sich doch noch in die Menge am Straßenrand zurückzuziehen. Aber wie konnte er das in Lennies Gegenwart tun? Wie konnte er das tun und Shel noch ins Gesicht sehen, der ihn immer noch vom Gehsteig aus beobachtete?

    Wichtiger noch, wie sollte er das vor sich selbst rechtfertigen? Nun ja, zumindest dafür gab es eine einfache Antwort: Dies war nicht sein Kampf.
    Wütendes Geschrei und obszöne Gesten folgten ihnen die Straße hinunter. Dabei schien es niemanden zu interessieren, dass sowohl unter den Demonstranten als auch unter den Zuschauern Kinder waren.
    Sie hatten den Auftritt von George Wallace, dem Gouverneur von Alabama, in der Videoaufzeichnung gesehen. Er hatte seine Empfindungen bezüglich der Demonstration klar genug zum Ausdruck gebracht. Es ging, so hatte er erklärt, um die öffentliche Sicherheit, und er würde das nicht zulassen. Den Anstoß zu diesem Ereignis hatte vermutlich die Ermordung des siebenundzwanzigjährigen Jimmie Lee Jackson im Zuge einer Demonstration der Bürgerrechtler vor drei Wochen in Marion gegeben. Aber Zorn und Frustration bauten sich auf beiden Seiten schon seit langer Zeit auf.
    Die Leute, die die Broad Street säumten, drängelten sich an dem Polizeikordon.
    Der Alabama River sah im Licht der Vormittagssonne wunderschön aus. Dave überlegte, wie gern er Wallace einen Besuch abstatten würde, um ihm zu zeigen, wie die Geschichte mit seinem Namen verfahren würde.
    Die Demonstranten blieben auf dem Gehsteig, als es aufwärts ging. Vor ihm hatten die ersten den Scheitelpunkt der Brücke erreicht und machten sich an den Abstieg. Dave wusste, dass Lewis und Williams nun die wartenden Polizisten sehen konnten.
    Im Gegensatz zu Lennies Vermutung wartete nicht das Gefängnis auf diese Leute. Auf sie warteten Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Tränengas und viel Blut. Einige der Demonstranten würden die Narben dieses Tages für den Rest ihres Lebens mit sich herumschleppen.
    »Ich dachte, die halten uns auf, ehe wir die Stadt verlassen haben«, sagte Lennie. »Hätte nicht gedacht, dass wir so weit kommen.«
    Sie erreichten den Scheitelpunkt, und die Staatspolizei kam in Sicht. Ungefähr hundert von ihnen hatten sich in drei Reihen aufgestellt, unterstützt von berittenen Angehörigen der örtlichen Polizei. Und von weiteren Leuten, die keine Uniform trugen und hinter den Polizisten warteten: Sheriff Jim Clarks Deputys. Dienstverpflichtete Schläger.
    Die Staatspolizisten trugen Schlagstöcke; die Deputys Knüppel und Peitschen. Ein Kommandant der Staatspolizei, dessen Rangabzeichen in der Sonne glitzerten, trat vor und hob eine Hand. Sein Name war John Cloud.
    Fernsehleute auf der anderen Seite richteten ihre Kameras neu aus. Ein paar Reporter sprachen in Mikrofone.
    »Halt!«, forderte Cloud mit dünner Stimme.
    Lewis reckte eine Hand hoch, und sogleich wurden die Leute hinter ihm langsamer und blieben stehen. Schließlich kam der ganze Zug zum Stehen. »Wir wollen hier keinen Ärger«, sagte Cloud. »Sie haben zwei Minuten,

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