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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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und drehte den Kopf, um auszuparken. Und die Welt fing an sich zu drehen.
    Das reichte. Er ließ den Wagen wo er war, stieg aus und schloss ab. Dann stolperte er die drei Blocks weit und meldete sich an der Rezeption an.
    Am Morgen frühstückte er in der Stadt, kaufte sich einen Inquirer und fuhr zurück zum Ferienhaus. Als er ankam, war es kurz nach zehn. Er verbrachte den Rest des Vormittags mit der Zeitung. Die Eagles traten gegen die Giants an, was ihm einen netten Zeitvertreib für den Nachmittag versprach.
    Es wäre schön gewesen, wäre Katie bei ihm. Oder Erin.
    Zum ersten Mal hatte er Erin in das Ferienhaus mitgenommen an einem Samstagabend im März vor drei Jahren. Er erinnerte sich noch an jede Einzelheit dieses Abends. Wie sie auf der Veranda gestanden und die Sterne betrachtet hatten. Wie sie, immer noch dort draußen, zu Jerome Kerns Musik getanzt hatten. Wie sie eine Flasche Champagner geöffnet hatten, um Erins noch taufrische Beförderung zu feiern (sie entwickelte KI-Systeme).
    Bis zu dieser Nacht hatte es zwischen ihnen eine unausgesprochene Übereinstimmung gegeben, ihre Beziehung auf das zu beschränken, was schicklich war. Teilweise beruhte diese Übereinstimmung auf der Tatsache, dass sie ihn eben nicht zu dem Haus in den Bergen hatte begleiten wollen. Wann immer er ihr den Vorschlag gemacht hatte, hatte sie einen Grund gefunden, nicht zu fahren. Jemandem ging es gerade nicht gut. Der Weg war so weit.
    Irgendwas.
    Aber bei dieser Gelegenheit hatte sie selbst vorgeschlagen herzufahren. Sie hatten bei Michael's zu Abend gegessen, als sie ihn plötzlich aus heiterem Himmel gefragt hatte, ob die Hütte immer noch im Besitz seiner Familie sei. Genau so hatte sie sich ausgedrückt.
    Und er hatte gesagt: »Na klar. Möchtest du sie sehen?«
    »Ja«, hatte sie geantwortet. »Das ist eine wunderschöne Nacht. Perfekt, um auf den See hinauszuschauen.«
    Von diesem Moment an hatte er Bescheid gewusst.
    Ihr Name lautete jetzt Erin Olshefska. Er suchte im Verzeichnis von Pennsylvania nach ihrer Telefonnummer und fand zwei Frauen dieses Namens, aber keine war im richtigen Alter.
    Er sehnte sich danach, sie wiederzusehen.
    Und er hatte den Konverter.
    Er nahm ihn von dem Beistelltischchen und musterte ihn. Warf am Computer einen Blick auf den ewigen Kalender.
    Der Monat war schon weit vorangeschritten gewesen, es musste der zweiundzwanzigste oder der neunundzwanzigste gewesen sein. Und sie waren ungefähr um elf Uhr abends an der Hütte angelangt.
    Er sollte das nicht tun. Aber Widerstand war, wie es in einem der alten SF-Klassiker hieß, zwecklos. Er stellte Zeit und Tag auf besagte Nacht ein, schnappte sich seinen Pullover und führte, entgegen einer ganzen Tonne besseren Wissens, seinen Sprung durch.
    Es war wieder dunkel im Haus. Er erinnerte sich an ein Detail, das ihm in jener Nacht sonderbar erschienen war: Als sie die Bergstraße heraufgefahren waren, hatte er Licht im Wohnzimmer gesehen. Zuerst hatte er gedacht, seine Eltern wären überraschend hergekommen und würden sie im Haus erwarten, wenn er mit Erin eintrat. Hi Mom, hi Dad.
    Auch Erin war das Licht aufgefallen. Und sie hatte gefragt, was es zu bedeuten haben mochte.
    »Nein«, hatte er ihr versichert. »Sie kommen nur im Sommer her. Oder an einem Ferienwochenende. Und sie sagen mir immer Bescheid, wenn sie herfahren.« Womit er mehr erzählt hatte, als er gesollt hätte. Sie lachte, aber er war sich vorgekommen wie ein Idiot.
    Sie waren in die Auffahrt eingebogen, während er noch überlegt hatte, was er tun sollte, sollten seine Eltern doch dasein. Wir wollten nur kurz Rast machen. Und die Aussicht genießen.
    Er wusste nicht mehr, welches Licht gebrannt hatte, nur, dass es eine Lampe im Wohnzimmer gewesen war. Aber vermutlich war das auch nicht von Bedeutung. Er beugte sich vor und schaltete eine der Tischlampen an.
    Es war kalt in der Hütte. Aber das Problem würde er dem glücklichen Paar überlassen müssen. Er drapierte den Pullover auf der Rückenlehne des Sofas und setzte sich in einen Lehnsessel, von dem aus er die Straße im Blick hatte. Scheinwerfer konnte man noch aus einem Kilometer Entfernung erkennen, also wüsste er früh genug Bescheid. Nun blieb nichts mehr zu tun. Außer zu registrieren, dass sein Herz raste, so sehr wie es vor Jahren gerast war, wann immer Erin sich in seine Arme gekuschelt hatte.
    Als sie um halb zwölf noch nicht da waren, nahm er an, dass er den falschen Samstag gewählt hatte. Er wollte es gerade an

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