Zeitriss: Thriller (German Edition)
Verrückter.«
»Das würde schließlich nichts ändern, nicht wahr?«, meinte Wilson in gelassenem Ton. »Wir haben jetzt ein gemeinsames Problem.«
GM nickte. »Zunächst möchte ich sagen, dass es mir leid tut, Ihnen nicht die Wahrheit anvertraut zu haben. Ich sehe jetzt, welche bitteren Konsequenzen das für uns alle hat.« Er deutete mit schwacher Hand auf seine Beine. »Nicht, dass ich noch viel davon erleben werde.«
Wilson, der unrasiert, in abgenutzten Jeans und knittrigem T-Shirt dastand, fühlte sich fehl am Platz. »Man bekommt nicht immer, was man will, aber dafür Erfahrung.«
GM zog die Augenbrauen hoch. »Oder wie in meinem Fall den Tod.«
»Manchmal bekommen wir, was wir verdienen.«
»Und manchmal auch nicht«, erwiderte GM .
»Sie hätten auf mich hören sollen.«
»Es gibt vieles, bei dem ich mir wünsche, ich hätte anders gehandelt.«
»In meinen Augen ist Randall Chen ein Held«, stellte Wilson fest. »Er hat seine Rolle erfolgreich gespielt, als er den zweiten Opiumkrieg unter Kontrolle bekam. Und dazu wurde er schließlich hingeschickt.«
»Er ist bloß nicht zurückgekommen«, ergänzte Jasper.
»Randall ist ein guter Mensch, den man in eine Situation gestellt hat, die ihn charakterlich gefährdete. Das haben Sie ihm angetan. Ihn trifft keine Schuld, sondern Sie – Sie alle hier.«
»Randalls vornehmliche Aufgabe war es, den Baum des Lebens zu schützen«, wandte Davin ein. »Das haben wir unmissverständlich klargemacht. Und am Ende hat er doch nur seinen Vorteil gesehen.«
Eine bleierne Stille hing im Raum.
»Mich interessiert nur, was wir jetzt tun müssen«, sagte Wilson schließlich.
Davin warf GM einen Blick zu und sagte dann: »Sie müssen den Auftragstext lesen; der ist darin sehr präzise. Dann werden Sie verstehen, dass wir Sie möglichst bald transportieren müssen. Wenn nicht, wird die Geschichte immer weiter abweichen, bis ein Transport generell unmöglich ist.«
»Ich habe den Text bereits gelesen«, sagte Wilson. »Wir sitzen ganz schön in der Tinte.«
»Das sind über tausend Seiten Informationen, und wir haben Sie erst vor zwei Tagen aufgespürt«, wandte Davin zweifelnd ein. »Wie können Sie die schon gelesen haben?«
»Er hat sie gelesen«, bestätigte Professor Author in einem Ton, der das Ende der Diskussion verkündete.
»Ich weiß, was ich zu tun habe«, sagte Wilson. »Doch angesichts der Zerstörung und des Elends, die diese Mission für China bedeutet, wird mir schwer ums Herz, das muss ich zugeben. Es ist eine bittere Ironie, dass die Dinge sich so entwickelt haben.«
GM strich seine Decke glatt. »Ich will Ihnen eine wichtige Frage stellen, Mr. Dowling: Worauf sind Sie vorbereitet, wenn Sie Mr. Chen gegenüberstehen werden?«
»Der Auftragstext gibt genau an, was ich tun muss.«
»Sie können Mr. Chen nicht im Zweikampf besiegen.«
»Das ist mir klar«, sagte Wilson.
»Was wollen Sie tun, wenn er Sie angreift?«
»Mich an den Auftragstext halten«, antwortete er schlicht.
»Mr. Chen verfügt über unglaubliche Fähigkeiten«, gab GM zu bedenken. »Und seine Unverwundbarkeit kommt noch dazu.«
»Das habe ich alles schon einkalkuliert«, sagte Wilson. Sein Blick schweifte ab zu Minerva. »Randall wird ganz bestimmt gut vorbereitet sein. Er ist dann bereits vierzig Jahre in China und hat die ganze Zeit weiter trainiert. Seine Loyalität mir gegenüber wird nur eine blasse Erinnerung sein. Ich erwarte also keine Gnade.«
»Jasper glaubt nicht, dass Sie Erfolg haben können«, sagte GM .
»Zum Gewinnen braucht man mehr als bloß die Fähigkeit zu kämpfen«, hielt Wilson ihm entgegen.
»Ich kann Ihnen die jüngsten Datenänderungen zeigen«, warf Davin ein, »damit Sie sehen, wie ernst die Lage schon ist. Es scheint, dass unsere Realität und die seine stark zusammenhängen. Je eher wir –«
Wilson fiel ihm ins Wort. »Davin, bitte hören Sie auf. Ich weiß noch nicht, wann ich so weit sein werde.«
»Das müssen Sie uns schon genauer sagen«, verlangte GM .
»Ich muss mich vorbereiten und bin mir nicht sicher, wie lange das dauern wird«, beharrte Wilson.
»Denken Sie an Tage oder an Wochen?«, fragte Jasper.
»Weiß ich nicht. Es hat keinen Zweck, mich zu transportieren, solange die Erfolgschancen gering sind. Randall hatte vier Jahrzehnte Zeit zu trainieren – ich habe nur ganz wenig. Umso intelligenter müssen wir vorgehen.«
»Meine Gesundheit verschlechtert sich täglich«, sagte GM .
»Wenn der Auftrag misslingt, komme
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