Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
müssen, und wenn ich etwas falsch mache, können die Auswirkungen entsetzlich sein.«
    Wilson fuhr sich durch die Haare. Er hatte vor seinem Transport genau dieselbe Überlegung angestellt. »Es gibt eine weitverbreitete Ansicht, wonach alles im Leben Zufall ist«, sagte er. »Meiner Ansicht nach stimmt das nicht. Alles passiert aus einem bestimmten Grund. Für einen Aufseher gibt es keine Fehler. Was immer Sie in der Vergangenheit tun, wird richtig sein – vorausgesetzt Sie halten sich an die Auftragstexte.«
    »Die sind das Allerwichtigste«, bestätigte Professor Author.
    »Aber nach welchem Wertesystem soll ich mich richten?« Randall wirkte ein wenig ratlos. »Die Chinesen haben ganz andere Ansichten als wir in Amerika. Ganz zu schweigen von denen der damaligen Zeit. Wenn meine Handlungen meinen Überzeugungen zuwiderlaufen, was dann?«
    »Es gibt eine inhärente Ordnung im Universum«, erklärte Wilson. »Ich glaube, dass diese aufrechterhalten bleibt, egal was Sie tun. Manche Dinge werden trotz Ihrer Handlungen eintreten. Wenn ein Mensch sterben soll, wird er sterben. Wenn eine Armee siegen soll, wird sie siegen. Darum können Sie nur tun, was das Universum zulässt.«
    »Das Gefüge des Schicksals ist sehr komplex«, fügte der Professor in einer seltenen Anwandlung von Ernst hinzu. »Sie werden wissen, was Sie tun müssen, wenn der Augenblick da ist.«
    »Er hat vollkommen recht«, bekräftigte Wilson. »Sie haben das Ergebnis nicht in der Hand, Randall; Sie können nur ermöglichen, dass es eintritt. Barton war davon überzeugt – und er hat in allem anderen recht gehabt.«

17.
Kalifornien, Nordamerika
Enterprise Corporation
Mercury Building, 2. Etage
28. Juni 2084
Ortszeit: 13.59 Uhr
56 Tage vor dem Esra-Transport
    Schon bevor Wilson den Segway PT in seinem Büro stehen sah, hatte er mit leisem Argwohn gespürt, dass ihn jemand erwartete. Seines Wissens benutzte in der Firma nur einer so einen roten Personentransporter, nämlich GM , und das vergrößerte sein Misstrauen.
    Der Schreibtischsessel stand nach hinten gedreht, aber Wilson war sicher, wer darin saß. »Sehr erfreut, GM «, grüßte er.
    Der alte Mann drehte sich langsam mit dem beigefarbenen Ledersessel herum, indem er die Elfenbeinspitze seines Gehstocks gegen den Fußboden stemmte. »Normalerweise würde ich Sie zu mir rufen lassen«, war seine Antwort. »Mein Büro ist viel schöner als Ihres.« Er hatte immer schon eine gewisse Arroganz gezeigt. »Mein Besuch überrascht Sie also, nehme ich an?«
    Wilson lächelte. »Nicht mehr als andere Dinge. Die Welt verändert sich ständig, GM .« Er drehte sich einmal um seine Achse, weil er überzeugt war, Jasper in einer Ecke lauern zu sehen, doch dieser war nicht da, und das war zweifellos eine Überraschung. »Wo ist Ihr Schatten?«, fragte Wilson. Es war das erste Mal, dass er Großvater und Enkel nicht zusammen sah.
    »Jasper muss sich um wichtige Geschäfte kümmern«, antwortete GM . Dann musterte er Wilsons unrasiertes Gesicht und die langen Haare. »Wenn das kein interessanter Anblick ist.«
    »Die Nachlässigkeit gefällt mir«, meinte Wilson. »Das nimmt diesem albernen Anzug ein bisschen die Strenge. Aber lassen Sie mich raten: Jasper lässt ein Porträt von sich machen, damit er es in die Kantine hängen oder der Belegschaft zu Weihnachten mailen kann.«
    »Sie haben ihn noch nie sonderlich gemocht«, sagte GM nachdenklich. Er trug einen Dreiteiler von Brioni, dunkelgrau mit Webstreifen. Die Krawatte war cremefarben, ebenso das Einstecktuch in der Brusttasche. Seine schwarzen Schnürschuhe mochten aus Krokodil- oder Schlangenleder sein; das war schwer zu sagen.
    »Ich bin mit meinen Bekannten sehr wählerisch«, erwiderte Wilson.
    »Er ist ein sehr mächtiger Mann. Und seine Aufgabe ist es nicht, sich überall beliebt zu machen.«
    »Ich schätze, beliebt zu sein ist ihm nicht so wichtig.«
    GM senkte den Ton. »Mr. Dowling, mir ist völlig klar, dass Sie seit über einem Jahr versuchen, gefeuert zu werden. Sie brauchen mich also nicht weiter zu provozieren. Sie sind nur noch hier, weil es in Ihrem Vertrag die Aufseher-Klausel gibt, und wenn dieses Unternehmen abgeschlossen ist, können Sie wie vereinbart mit Ihrem ganzen Geld gehen.«
    »Ich kann es kaum erwarten.«
    GM sah blass und zerknittert aus, noch mehr als auf dem Podium im Hörsaal vor einer Woche. Vielleicht lag es an der Bürobeleuchtung, doch Wilson konnte spüren, dass sich die Gesundheit des alten Mannes noch weiter

Weitere Kostenlose Bücher