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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Streitkräfte bildete die 2. Division mit den typischen roten Jacken, daneben die Punjabis mit khakifarbenen Uniformen und Turbanen, dann das Surrey Regiment, das Hampshire Regiment, die Royal Scots und die King’s Royal Rifles. Probyns Horse und Fanes Horse waren zwischen ihnen aufgeteilt. An der rechten Flanke sah man die hellblauen Uniformen der französischen Infanterie und Kavallerie und ein Kontingent nordafrikanischer Spahis, Reiter in weißen arabischen Gewändern mit verhüllten Gesichtern.
    Jeder einzelne Soldat war mit einem Enfield-Gewehr bewaffnet, einer Neuheit. Randall hatte schon bei Taku auf der Anschaffung bestanden, doch es hatte über zwei Monate gedauert, bis die Gewehre eintrafen und verteilt werden konnten. Das Enfield war ein technisches Wunder und hatte kein Luntenschloss, sondern einen Steinschlossmechanismus, der auch bei Regen und Wind funktionierte. Doch das Sensationellste daran waren das Minié-Geschoss und der gezogene Lauf. Das Geschoss weitete sich beim Schuss und dichtete nach hinten ab, woraus eine viel größere Reichweite und Treffgenauigkeit resultierten.
    Randall war klar, wie wichtig diese Waffe für ihre Erfolgschancen war. Die Chinesen besaßen im Vergleich dazu ineffektive Musketen, die sich in der Bauweise und Genauigkeit seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr verändert hatten.
    Elgin zog die Zügel an, fuhr sein Fernglas aus und betrachtete eingehend das Gelände von links nach rechts und wieder zurück. Dann verharrte sein Blick auf den Mauern von Tongzhou. »Wir werden das Haupttor mit Armstrong-Granaten beschießen«, sagte er ausgelassen. »Es sieht nicht allzu stabil aus. Dann können wir unsere Infanterie direkt in die Stadtmitte schicken.«
    Auch Randall und Sir Hope schauten zur Stadtmauer. Die Patrouillen waren ungewöhnlich dicht und bestanden aus wenigstens zweihundert Mann. Sie sahen beide dasselbe, zogen jedoch völlig andere Schlüsse. Während Sir Hope ein Zeichen von Stärke erkannte, fand Randall den Anblick überraschend und war sofort misstrauisch.
    »Wir werden sicherlich in der Unterzahl sein«, meinte Sir Hope. »Wir müssen vorsichtig vorgehen.«
    »Was die Vorsicht angeht, stimme ich Ihnen zu«, sagte Randall. Er spähte über die Hirsefelder und fernen Hügel. »Doch ich fürchte, es ist alles anders, als es scheint.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Lord Elgin.
    »Nach der Anzahl von Männern auf der Stadtmauer zu urteilen, wollen die Tataren Stärke zeigen. Ich schlage vor, wir schicken einen Spähtrupp aus, um festzustellen, ob wir nicht in eine Falle laufen. Senggerinchin ist berüchtigt für seine Täuschungsmanöver.«
    »Er zeigt vielleicht Stärke, weil er stark ist«, warf Sir Hope ein. »Haben Sie das einmal bedacht? Er will, dass wir von Tongzhou wegbleiben, weil er weiß, dass wir Peking nicht angreifen können, solange Tongzhou in seiner Hand ist. Sonst wären unser Nachschub und der Rückzug gefährdet.«
    »Ich will meine Männer zurückhaben, alles andere ist mir egal!«, schnauzte Lord Elgin. »Senggerinchin hat Harry Parkes, den Repräsentanten der Königin, und seine Ehrengarde gefangen genommen! Unter der Parlamentärflagge, mein Gott! Meine Spione melden, dass sie in Tongzhou sind. Darum will ich dort angreifen. Wir werden die Stadt einnehmen wie die Taku-Festungen. Wir werden angreifen und siegen!«
    Randalls Gedanken überschlugen sich. Es gab keine Möglichkeit vorherzusehen, was passieren würde. Die Zukunft war nur noch eine grässliche Abweichung von der Geschichte, die er studiert hatte. Diese Schlacht sollte überhaupt nicht stattfinden. Senggerinchin sollte tot sein und Tongzhou von den Invasoren links liegen gelassen werden. Randall musste sich jetzt darauf verlassen, was er über Strategie und Taktik gelernt hatte, und einbeziehen, was er über den mongolischen General wusste. Seiner Ansicht nach war der reif aussehende Apfel innen faul.
    Tongzhou war eine Falle.
    »Wenn die Tataren die Stadt wirklich schützen wollten«, erklärte er, »würden sie uns davon wegzulenken versuchen, indem sie sie zum Beispiel mit Kavallerie flankieren. Ich kann nirgends Soldaten entdecken außer auf den Mauern. Das erscheint mir sinnlos.«
    Dort oben wurden soeben zwei Männer ins Freie gezerrt. Grant, Elgin und Randall hoben das Fernglas. Zur selben Zeit öffnete sich das Stadttor und entließ einen einzelnen Reiter, der mit weißer Flagge über das Feld auf die alliierten Truppen zuritt.
    »Sehen Sie?«, meinte Elgin

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