Zeitriss: Thriller (German Edition)
schlage vor, dass die Edle Kaiserliche Gemahlin Euch leitet. Es wird allseits erzählt, sie sei der tapferste Mann in ganz China.« Seine Worte brannten in allen Ohren. »Mit ihrer großen Stärke kann sie Euch den besten Weg weisen, um die roten Teufel in den Verhandlungen zu besiegen. Wie Ihr sagtet, Edle Kaiserliche Gemahlin: Sie werden hoffnungslos unterlegen sein.«
Cixi forschte im Gesicht Hsien Fengs nach einem Anzeichen, dass er nicht von ihr getrennt sein wollte. Was sie jedoch sah, war der verängstigte Blick eines todkranken jungen Mannes. Es schien, dass Su Shun ihren Einfluss auf ihn doch noch gebrochen und sich erfolgreich an ihre Stelle gesetzt hatte.
Es war eine schwierige Entscheidung, doch wenn sie Prinz Kung die Verhandlungen allein überließe, würde er unter dem Druck schwanken. Dann wäre das Reich und alles, wofür sie kämpfte, für immer verloren.
»Ihr habt eine Aufgabe erteilt, die des Prinzen würdig ist«, sagte Cixi. »Und eine Aufgabe, die der Kaiserlichen Gemahlin würdig ist. Während Ihr den Sohn des Himmels gesund pflegt, werden wir die roten Teufel überlisten und das Land zurückgewinnen. Ihr übernehmt die Fürsorge, wir die Führung. Für einen Mann von Euren Fähigkeiten habt Ihr eine passende Entscheidung getroffen.« Sie verbeugte sich vor dem Sohn des Himmels. »Himmlischer Prinz … das Vertrauen, das Ihr in uns setzt, wird uns Kraft verleihen.«
Hsien Feng lächelte zum ersten Mal. »Ihr werdet mir beide gut dienen«, sagte er atemlos. »Wenn es Euch gelingt, das Land von den Barbaren zu befreien, wird meine Dankbarkeit grenzenlos sein.«
Su Shun lächelte grimmig. Es konnte zwar sein, dass Cixi die Dinge genau so geplant hatte, dennoch hatte er das Gefühl, einen großen Sieg errungen zu haben. Wenn sie und Prinz Kung in Peking blieben, unterstünde der Kaiser allein seinem Einfluss. Und mit der Zeit würde ihm auch der Titel des Regenten zugesprochen werden.
»Ich schlage nun vor, dass Eure Reise nach Jehol mit peinlicher Ordnung und Ruhe erfolgt«, sagte Cixi.
»Der gesamte Hof wird mit ihm reisen, Edle Kaiserliche Gemahlin«, erklärte Su Shun. »Der Himmlische Prinz wird von allen seinen Konkubinen, den Prinzen, Ministern und Herzögen begleitet.«
»Ihr dürft keine Furcht wecken«, beharrte Cixi. »Ich rate zu einem kleineren Gefolge. Eure Reise nach Jehol sollte als Jagdausflug angekündigt werden.«
»Ein ausgezeichneter Vorschlag«, meinte Su Shun ein wenig lauter. »Ein Jagdausflug soll es werden, aber der ganze Hof wird daran teilnehmen. Wenn der Sohn des Himmels schnell genesen soll, muss er alle Freuden und Hilfen des Reiches bekommen.«
Die Entscheidung des Kaisers, mit dem gesamten Hof zu fliehen, erfüllte Cixi mit Scham und dunkler Vorahnung. Und Zorn stieg in ihr auf, als sie sich ausmalte, wie der gehässige Su Shun in ihrer Abwesenheit beim Kaiser über sie herziehen würde.
»Ich werde meinen Sohn bei mir behalten«, verkündete Cixi. »Der Erbe des Reiches soll in dieser schlimmen Zeit bei seiner Mutter sein.« Sie empfand zwar keine mütterliche Verbundenheit, hielt es aber für geboten, Tung Chi in der Nähe zu haben – denn wenn ihm etwas zustieße, wäre ihre verbliebene Macht bei Hofe dahin.
»So soll es sein«, sagte Hsien Feng freundlich.
»Und Ihr werdet diesen Harry Parkes und seine Leute an mich übergeben«, verlangte sie. »Sie sollen das Unterpfand der Qing sein, bevor wir uns an den Verhandlungstisch setzen.«
»Viele von ihnen sind schon tot«, wandte Su Shun kaltherzig ein. »Bedauerlich, aber unvermeidlich. Die roten Teufel sind körperlich schwach. Harry Parkes ist wohl noch am Leben, höre ich. Ich lasse ihn sofort zu Euch schicken.«
Cixi wollte ihn nur aus einem Grund: um diesen Randall Chen herzulocken. Der Instinkt sagte ihr, dass der Blauäugige jetzt der mächtigste Mann im Reich der Mitte war – mächtiger noch als der Sohn des Himmels. Das kaiserliche Heer war sicherlich seinetwegen so leicht besiegt worden. Durch seine Nähe könnte sie ihre geschwächte Position in eine Position der Stärke verwandeln. Sie würde ihre ganze weibliche List einsetzen, um sich die Geißel des Reiches zunutze zu machen. Der Gewinn wäre ein doppelter – Lord Elgin würde seinen besten General verlieren und sie einen Verbündeten gewinnen. Und wenn sich der Blauäugige nicht bewegen ließ, die Seite zu wechseln, würde Elgin dennoch seinen besten General verlieren, denn sie würde ihn töten, wenn nötig mit eigenen
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