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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Augen aufgerissen, als hätte sie einen Geist gesehen. Sie halluzinierte an der Schwelle des Todes und wimmerte lauter, sowie sie den fremden Mann bemerkte.
    Randall eilte an ihre Seite und versuchte hektisch, so viel wie möglich von dem Opium aus ihrer Mundhöhle herauszuholen. Doch sie wehrte sich weinend, schlug mit aller Kraft und biss ihm in die Finger wie ein tollwütiges Tier.
    »Nicht!«, schrie sie halb im Wahn und schlug sich dann selbst heftig gegen die Brust. »Lasst uns sterben! Wir wollen nicht mehr leben!«
    »Warum habt ihr das getan?«, fragte Randall fassungslos. »Warum?«
    »Lasst das Opium sein übles Werk verrichten!«, antwortete sie. »Lasst uns in Würde sterben!«
    Mit Tränen in den Augen wollte er erneut das Opium hervorklauben, doch sie wehrte ihn ab bis zum letzten Atemzug, bis sie bewusstlos wurde und ihr beschleunigter Puls verebbte.
    Randall stand vom Boden auf und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Die Frauen hatten sich gemeinsam umgebracht. So groß war ihre Angst gewesen, dass sie lieber sterben wollten, als erleben zu müssen, was ihnen bevorstand. Er musterte ihre Gesichter. Ihr erstarrter Ausdruck verriet ihm, dass dies keine leichte Art zu sterben war.
    Kraftlos vor Kummer wandte er sich der Straße zu und sog tief die frische Luft ein. Als er die Zügel nahm, sah er die Dragoner am Ende der Straße warten. Sie sahen nicht aus, als wären sie sonderlich überrascht, dass die Stadt so verlassen dalag oder dass Randall kurz entschlossen dieses gewöhnliche Haus betreten hatte. Während Randall in den Sattel stieg, verwandelte sich sein Kummer in Wut, denn ihm dämmerte, was sich in der Nacht abgespielt haben musste.
    Er trieb sein Pferd zum Galopp an und ritt auf die Soldaten zu. »Was ist hier passiert?«, rief er schon, bevor er bei ihnen war, und brüllte schließlich, da er keine Antwort erhielt. »Raus mit der Sprache!«
    Sergeant Stevens zog an den Zügeln und wendete sein Pferd. »Diese hinterhältigen Kulis haben gestern Nacht die Stadt durchstreift«, sagte er. »Die Mistkerle. Wir haben es erst heute Morgen gemerkt. Sie sind wohl einfach über die Mauer, die kleinen Teufel.«
    »Ich habe dem Gouverneur mein Wort gegeben!«, brüllte Randall. »Die Stadt sollte verschont werden!« Doch dem Sergeant war anzusehen, dass er einen Überfall von Kulis auf chinesische Landarbeiter nicht der Rede wert fand. »In dem Haus da liegen Dutzende toter Frauen«, sagte Randall empört. »Sie haben Selbstmord begangen, um sich vor der Entehrung zu schützen.«
    »Davon haben wir bis jetzt auch nichts gewusst«, verteidigte sich Stevens. »Wir haben die ganze Zeit das Haupttor bewacht, jawohl.«
    Randall stieß ihm den bebenden Zeigefinger gegen die Brust. »Dafür werden Sie –« Er stockte und verkniff sich den Wutausbruch.
    »Gerade vorhin haben wir noch ein paar Kulis gesehen«, bekannte Stevens und zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
    »Ich will, dass die Stadt vor ihnen geschützt wird!«, schrie Randall, dass ihm der Speichel vom Mund flog.
    Der Sergeant sah seine Kameraden ohne großen Eifer an. »Es kann Stunden dauern, bis wir sie alle zusammengetrieben und weggeschafft haben.«
    »Sie werden tun, was ich sage!«, herrschte Randall ihn an. »Dieser Vertrauensbruch kann Parkes und seine Männer das Leben kosten. Und wenn es so weit kommt, werden Sie am Galgen verfaulen. Ich will eine Schwadron Dragoner in der Stadt haben, sofort! Jeder Kuli und jeder Soldat, der sich ohne Befehl hier aufhält, wird sofort festgenommen.«
    Den Sergeant kam es hart an, sich von einem Chinesen anschreien zu lassen, ob blaue Augen oder nicht. Doch er wusste, dass Chen ein Berater Lord Elgins war und seinem Befehl gehorcht werden musste. »Sofort, Mr. Chen«, sagte er und biss sich auf die Zunge. Die vier Soldaten galoppierten in Richtung Stadttor davon.
    Das Schlimmste befürchtend, ritt Randall im gestreckten Galopp zum Anwesen des Gouverneurs. Es war das größte und repräsentativste Haus am Platze, mit Ausnahme der goldenen Pagode, die daneben stand. Wenn es in der Nacht Überfälle gegeben hatte, dann ganz sicher auch auf die Gouverneursresidenz. Als Randall sich dem Tor näherte, konnte er schon sehen, dass die Haustür eingeschlagen war. Er sprang vom Pferd, rannte ins Haus und blieb abrupt stehen. Die Möbel waren umgeworfen, der Wandschmuck zersplittert, die Vasen zerbrochen. Zwei Wachposten und ein Diener lagen tot in ihrem Blut.
    Dann bewegte sich etwas zwischen den

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