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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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der vor ihr stand. Für einen Chinesen war er groß und wohlproportioniert, auch muskulös, wie sie sah. Ihr kam der Gedanke, dass es schade wäre, sollte sie ihn am Ende töten müssen. »Ihr seid sehr mutig, dass Ihr allein nach Peking reitet«, sagte sie.
    »Ihr habt mich gerufen, und hier bin ich.«
    Cixi tat überrascht. »Ich habe nichts dergleichen getan!«
    Randall lächelte. »Ihr wäret jetzt nicht hier in diesem Hof, wenn es anders wäre. Ihr wäret bei Eurem Gemahl in Jehol.«
    Cixi zeigte ein Lächeln. »So ist es«, räumte sie ein. »Der Sohn des Himmels und sein Hofstaat sind geflohen wie die Mäuse vor der Katze. Und ich bin geblieben, um zu schützen, was leichtfertig zurückgelassen wurde. Im Namen des Himmlischen Prinzen werde ich tun, was nötig ist, um diese Stadt und die Herrschaft der Qing zu wahren.«
    »Wenn das so ist, müsst Ihr Harry Parkes und sein Gefolge für die Rückkehr zu Lord Elgin bereit machen lassen. Aus ihrer Gefangenschaft erwächst Euch eine größere Bedrohung, als Euch bewusst ist.«
    »So seid Ihr also gekommen, um Euren Freund zu befreien?«
    »Parkes ist nicht mein Freund«, widersprach Randall.
    »Dann seid Ihr gekommen, um Euren Feind zu befreien?«
    »Er ist nicht mein Feind, er ist Euer Feind«, stellte Randall richtig.
    »Warum sollte er dann freikommen?«
    »Weil seine Gefangenschaft dem Reich mehr schadet, als Ihr begreift. Ohne ihn wird Lord Elgin sprunghaft und unberechenbar, was weder Euch noch Prinz Kung derzeit gelegen kommt. Es heißt, dass Harry Parkes unter der Parlamentärflagge gefangen genommen wurde. Das hat bei den Briten einen empfindlichen Nerv getroffen, da sie sich als ehrbare Gentlemen betrachten.« Ehe Cixi ihrem Spott Ausdruck geben konnte, sagte Randall: »Doch Ihr und ich stimmen überein, dass die Briten und Franzosen weder ehrbar noch vertrauenswürdig sind.«
    »Die Worte fließen von Euren Lippen wie überschüssiger Honig aus dem Bienenstock. Ist es möglich, dass Ihr hier seid, um mich zu täuschen und mir zu schmeicheln?«
    »Die Sache verhält sich folgendermaßen«, erklärte Randall ohne Umschweife. »Lord Elgin wird in den nächsten Tagen mit seinem Heer auf Peking marschieren, wenn Ihr nicht klug vorgeht – und dann wird Zerstörung sein einziges Ziel sein. Wenn Ihr Zeit gewinnen wollt, um die Verteidigung der Stadt vorzubereiten, müssen Parkes und sein Gefolge sofort freigelassen werden.«
    »Und welche Verteidigung könnten wir auf die Beine stellen? Der Großteil unseres Heeres wurde vernichtet.«
    »Es gibt viele Arten zu kämpfen«, antwortete Randall. »Und viele Wege führen zum Sieg.« Er zeigte auf die Bogenschützen auf dem Mittagstor. »Eure Schützen sollen die Sehne lockern, dann verrate ich Euch, was Ihr tun müsst.«
    Cixi sah in die blauen Augen des Fremden und versuchte, seine Gedanken zu lesen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, das konnte sie immerhin feststellen. Doch seine wahren Absichten blieben verborgen. Warum sollte der beste Stratege der roten Teufel so leicht zur anderen Seite überwechseln? Hatte sie einen Fehler begangen, indem sie ihn hierher lockte? Seine Taten – und die Siege – hatten gezeigt, dass er ein fähiger Mann war. »Wisst Ihr überhaupt, mit wem Ihr es zu tun habt?«
    »Ich will Euch nicht mit geistloser Schmeichelei langweilen, Edle Kaiserliche Gemahlin. Es ist Zeit, dass Ihr handelt. Euch bleibt nichts anderes übrig, als mir zu vertrauen. Eure Hoffnung liegt in einem Bündnis mit mir, und solch ein Bündnis schlage ich vor.«
    Cixi gelang es, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Schließlich sagte sie. »Nur Harry Parkes und Henry Loch sind in Peking. Die anderen wurden zum Sommerpalast gebracht, und es heißt, dass sie gefoltert wurden. Über zehn sind tot und die restlichen in schlechtem Zustand.«
    »Wo sind die Toten?«, fragte Randall.
    »Sie liegen im Innenhof des Sommerpalasts.«
    Randall blickte ihr in die Augen. »Sie müssen eingekalkt werden, um ihre Haut fortzuätzen. Das wird das Werk Eurer Folterknechte unkenntlich machen.« Randall rieb sich das Kinn wie Wilson Dowling, wenn er nachdachte. »Das ist eine unglückliche Entwicklung, doch wir müssen uns jetzt um die Überlebenden bemühen. Jeder, der wieder geheilt werden kann, wird Eurem Reich Millionen Tael an Reparationen ersparen. Ich kann es nicht genug betonen: Man muss sie gesund pflegen. Darum müssen wir Zeit schinden, ehe wir sie zu Lord Elgin zurückschicken. Wir müssen möglichst schnell und

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