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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Cooper sich umwandte, um eine plötzliche Zwischenfrage Lakins zu beantworten, schüttelte Gates den Kopf.
    Gordon entschloss sich einzugreifen. Es war nie von Vorteil, den eigenen Studenten im Rigorosum zu sehr zu verteidigen, vor allem, weil man damit selbst zugab, dass der Student Schwächen zeigte. Gordon ergriff das Wort und unterbrach den Fluss von Carroways bohrenden Fragen. Er wies darauf hin, dass der Ausschuss in der noch verbleibenden Zeit den Aufbau und die Details des Cooper-Experiments betrachten müsse, ein Thema, das bisher noch gar nicht angeschnitten worden war. Das funktionierte. Gates nickte, Cooper, der mit dem Rücken dicht an der Tafel gestanden hatte, nickte mit erkennbarer Erleichterung. Raschelnd wurden Papiere durchgeblättert, die Prüfer rutschten auf den unbequemen Stühlen hin und her: Die Stimmung hatte sich gewandelt. Cooper konnte einigen Schaden wieder gutmachen.
    Fünf Minuten lang ging alles glatt. Cooper erklärte den Aufbau des Experiments, ging auf Einzelheiten der Ausstattung ein. Dann ließ er Beispiele seiner ersten Ergebnisse herumreichen.
    Lakin widmete diesen Papieren kaum einen Blick. Stattdessen legte er ihnen einige eigene Seiten bei und gab sie an Cooper zurück. »Ich kann mich hier nicht nur mit den leicht verständlichen Ergebnissen befassen, Mr. Cooper. Ich bin sicher, sie werden den Ausschuss nicht überraschen. Was ich wissen möchte ist, ob sie korrekt sind.«
    »Bitte?«, fragte Cooper leise.
    »Wir wissen alle, dass es … merkwürdige … Erscheinungen in Ihrer Arbeit gibt.«
    »Äh, ich …«
    »Könnten Sie uns diese Dinge erklären?«
    Lakin wies auf seine Papiere, die offen auf dem Tisch lagen. Sie zeigten die plötzlichen Unterbrechungen der gleichmäßigen Resonanzkurven. Gordon blickte ihn mit sinkender Hoffnung an.
    Der Rest der Prüfung schien sehr schnell zu vergehen. Cooper verlor eine gewisse ruhige Distanz, die er während der vorherigen Befragung erfolgreich aufrechterhalten hatte. Er erklärte den Effekt der spontanen Resonanzen in stockenden Sätzen. Erklärungen, die er kannte, gingen ihm glatt über die Zunge, doch dann wich er vor den darin enthaltenen Implikationen zurück. Er versuchte, die Frage zu umgehen, durch was der Effekt ausgelöst wurde. Carroway, jetzt sichtlich interessiert, brachte ihn wieder darauf zurück. Gordons Einwürfe konnten die Flut nicht aufhalten. Gates sekundierte Carroways skeptischen Fragen, sodass Cooper sich von Lakin zu Carroway und dann zu Gates drehte und auf immer neue Einwände traf. »Dieses Problem ist das Herzstück der Arbeit«, sagte Lakin, und die anderen nickten. »Es muss geklärt werden. Nur Mr. Cooper kennt die volle Wahrheit dieser Materie.« Jeder in dem Raum wusste, dass sie über die Botschaften, über Gordon und Saul Schriffer sprachen und nicht nur über den Aufbau von Coopers Elektronik. Aber diese Prüfung gab der Fakultät Gelegenheit, ihr berufliches Urteil über das Problem abzugeben, und der Kampf musste auf diesem Feld ausgetragen werden.
    Gordon schaltete sich erst recht spät wieder ein. »Das ist alles ganz richtig, aber sind wir noch beim Thema? Sie haben die Daten gesehen …«
    »Natürlich«, unterbrach Lakin ihn, »aber sind sie richtig?«
    »Ich gebe zu bedenken, dass diese Fragen hier nicht zur Debatte stehen. Das hier ist eine Kandidatenprüfung. Wir urteilen über die Brauchbarkeit eines Themas – nicht über das letztendliche Ergebnis.«
    Gates nickte. Zu Gordons Überraschung folgte Carroway diesem Beispiel. Lakin blieb stumm. Als wäre dieser Punkt damit erledigt, stellte Gates eine harmlose Frage über die Anordnung des Experiments. Die Prüfung ging allmählich ihrem Ende zu. Carroway war in seinen Stuhl zurückgesackt, in sich selbst versunken. Sein Interesse war wie weggewischt. Einen Moment überlegte Gordon, was die Steuerzahler von ihrem halbwachen öffentlichen Bediensteten halten würden, doch dann erinnerte er sich daran, dass Carroway den normalen Arbeitstag der theoretischen Physiker hatte. Er traf mittags ein und nahm die erste Mahlzeit als Ersatz fürs Frühstück. Seminare und Gespräche mit Studenten hielten ihn bis in den Abend fest. Dann war er bereit, seine Berechnungen zu beginnen – das hieß, die eigentliche Arbeit. Die Prüfung am frühen Nachmittag war für ihn so etwas wie Morgengymnastik.
    Gordons eigentliche Arbeit begann, als Cooper den Raum verließ. In diesem Moment hörte der Doktorvater sorgfältig den Anmerkungen und Kritiken seiner

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