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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Realität als unabhängig vom Betrachter einzuschätzen – zumindest, solange die Quantenmechanik nicht einbezogen wurde. Aber wenn Peterson sich in der Kausalschleife befand, war er in der Lage, jederzeit seine Meinung zu ändern und die ganze Sache zu verändern. Oder tat er das schon? Markham blieb stehen und betrachtete durch das trübe Glas einen Jungen, dessen Bernsteinhaar geschnitten wurde. Wo war in diesem Verwirrspiel der freie menschliche Wille?
    Die Gleichungen waren stumm. Wie würde ihre Umgebung sich verändern, wenn Renfrew Erfolg hatte? Plötzlich sah Markham vor seinem geistigen Auge eine Welt, in der es die Ozeanblüte einfach nicht gab. Er, Renfrew und Peterson würden aus dem Cav kommen und feststellen, daß niemand wußte, wovon sie redeten. Ozeanblüte? Das haben wir schon vor Jahren gelöst. Dann wären sie Verrückte, ein Trio von Sonderlingen, die derselben Täuschung unterlagen. Aber um folgerichtig zu sein, sagten die Gleichungen aus, daß die Ausstrahlung der Botschaft keinen allzu großen Effekt haben konnte. Sie konnte die Ursache für die Tachyonensendung nicht aus der Welt schaffen. Folglich mußte es ein in sich stimmiges Bild geben, in dem Renfrew den auslösenden Einfall hatte und sich an den Weltrat wandte – und doch…
    Mit einem Schütteln löste Markham sich aus seiner Stimmung. Ein seltsames Frösteln lief durch seinen Körper. Das Problem lag noch tiefer, es fehlten entscheidende physikalische Voraussetzungen.
    Mit schnellen Schritten ging er weiter. Auf der großen Grünfläche von Parker’s Piece nahm ein Cricketspiel seinen trägen Verlauf. Der Mathematiker G. H. Hardy hatte vor einem Jahrhundert hier den Spielen zugesehen, sinnierte Markham, und genau wie er selbst den Nachmittag vertrödelt. Markham begriff das Ziel des Spiels, aber nicht seine Feinheiten. Den Fachjargon dieser Sportart hatte er nie verstanden, und ein gutes Spiel konnte er immer noch nicht als solches erkennen. Er ging hinter den Reihen der Zuschauer in ihren stoffbezogenen Klappstühlen vorbei und fragte sich, was die Cricketzuschauer des vergangenen Jahrhunderts vom heutigen England halten würden. Er vermutete, wie die meisten Menschen heute würden sie annehmen, die Zukunft sei kaum anders als die Gegenwart.
    Markham bog in die Regent Straße und nahm den Weg am Botanischen Garten der Universität vorbei. Dahinter lag eine Knabenschule Zur Weitergabe der Normen und Talente der Oberklassen, wie es im uralten Satz eines Königs hieß. Er schritt durch den Torbogen und blieb vor dem Schwarzen Brett der Schule stehen. Die folgenden Schüler haben ihre persönliche Habe verloren. Sie werden sich am Donnerstag, den 4. Juni, im Präfektenbüro einfinden.
    Kein »bitte«. Keine unnötigen abmildernden Floskeln, nur eine direkte Feststellung. Markham konnte sich das kurze Gespräch ausmalen: »Es tut mir leid, sehen Sie…«
    »Regenstrafe. Fünfzig Zeilen, gestochene Handschrift. Morgen in der Pause bekomme ich sie.« Und der Schüler würde sich an die Arbeit machen: Mein sorgloser Umgang mit meiner privaten Habe wird aufhören.
    Die Tatsache, daß der Schüler möglicherweise einen der modernen Stimmschreiber für fast alle seine Schulaufgaben benutzte, spielte keine Rolle. Das Prinzip regierte.
    Sonderbar, wie Formvorschriften aufrechterhalten wurden, wenn alles andere – Gebäude, Politik, Ruhm – zerfiel. Vielleicht bezog diese Institution daraus ihre Stärke. Hier herrschte eine Zeitlosigkeit, die in Kaliforniens trockener Luft keinen Bestand haben konnte. Jetzt, da der Sommer in voller Blüte stand, schienen die gekünstelten Verhaltensweisen der Schulen und Colleges noch älter, ein Stück aus einer fadenscheinigen Zeit. Das Ende des endlosen, harten Winters und des regnerischen Frühlings ließen seine Stimmung steigen.
    Er fühlte, wie seine Gedanken sich von dem Tachyonenproblem lösten und Zuflucht zu der behaglichen Aura der Vergangenheit suchten. Er wußte, für ihn war das etwas anderes. Engländer waren Fische, die in diesem Meer der Vergangenheit schwammen. Für sie war sie eine greifbare Gegenwart, die wie ein Souffleur die Ereignisse kommentierte. Amerikaner sahen die Vergangenheit als Klammern in den fortlaufenden Sätzen -Nebenbemerkungen, die außerhalb des Satzflusses standen.
    Auf dem Weg zurück zu den Colleges ließ er sich von diesem Gefühl des Drangs der Zeit überfluten. Er und Jan waren an einigen Colleges Gast an der erhöhten Speisetafel gewesen, dem elementarsten

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