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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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letzten Visite bekannten Sphinx, daß ich das alles nicht nur träumte, daß ich nicht in irgendeiner dunklen Ecke meines Hauses des Jahres 1891 verrückt wurde! All das war objektiv real, und – ohne Zweifel, wie auch der Rest der Schöpfung – war es Teil eines logischen Musters. Die Weiße Sphinx war ein Teil dieses Musters, und es waren nur meine Ignoranz und geistige Beschränktheit, die es mir verwehrten, auch den Rest zu erfassen. Diese Erkenntnis richtete mich wieder auf, und ich spürte neue Entschlossenheit, meine Erkundungen fortzusetzen.
    Einer Eingebung folgend ging ich zu der Seite des Sockels, die der Zeitmaschine am nächsten lag, und inspizierte im Kerzenlicht die verzierten Bronzeplatten. An dieser Stelle, so erinnerte ich mich, hatten die Morlocks – in jener Parallelhistorie –
    die hohle Basis der Sphinx geöffnet und die Zeitmaschine in der Absicht in den Sockel gezerrt, mich dort einzusperren. Ich hatte mich der Sphinx mit einem Stein genähert und gegen die Platte gehämmert – genau hier; ich fuhr mit den Fingerspitzen über das Relief. Ich hatte einige der Spiralen auf der Platte glattgeklopft, aber ohne jeden Erfolg. Und jetzt lagen diese Spiralen fest und rund unter meinen Fingern, so gut wie neu. Es war eine merkwürdige Vorstellung, daß sie erst in Jahrtausenden mit der Wucht meines Steines konfrontiert werden würden – oder vielleicht auch nie.
    Ich beschloß, mich von der Maschine zu entfernen und meine Erkundung fortzusetzen. Aber die Präsenz der Sphinx hatte mich wieder an den Schrecken erinnert, den die in den Klauen der Morlocks verlorene Zeitmaschine bei mir hervorgerufen hatte. Ich schlug auf die Tasche – wenigstens konnte die Maschine ohne die kleinen Hebel nicht gestartet werden –, aber ich konnte diese abscheulichen Kreaturen wohl nicht daran hindern, in meiner Maschine herumzukriechen und sie vielleicht sogar zu zerstören oder wieder zu stehlen, sobald ich sie verlassen hatte.
    Und außerdem, wie sollte ich mich in dieser düsteren Landschaft nicht verirren?
    Wie konnte ich sicher sein, die Maschine wiederzufinden, wenn ich mich erst einmal mehr als ein paar Yards von ihr entfernt hatte?
    Ich dachte ein paar Augenblicke lang darüber nach, wobei mein Forscherdrang
    mit meiner Angst im Clinch lag. Dann kam mir eine Idee. Ich öffnete den Rucksack und nahm die Kerzen und Kampferblöcke heraus. Hektisch verstaute ich diese Artikel in diversen Öffnungen der komplexen Struktur der Zeitmaschine. Dann
    umrundete ich die Maschine mit brennenden Streichhölzern, bis alle Blöcke und Kerzen brannten.
    Mit etlichem Stolz begutachtete ich aus einiger Entfernung den Feuerzauber. Die Kerzenflammen spiegelten sich in dem polierten Nickel und Messing, so daß die Zeitmaschine wie ein Weihnachtsbaum beleuchtet war. In dieser finsteren Landschaft würde ich meine Leuchtboje schon von weitem orten können, zumal die
    Maschine auf diesem nackten Hügel positioniert war. Mit etwas Glück würden die Flammen jeden Morlock abschrecken – und falls nicht, würde ich sofort die Verringerung der Lichtstärke registrieren und zurückgerannt kommen, um in den
    Kampf einzugreifen.
    Ich befingerte den massiven Griff des Schürhakens. Ich vermute, daß ein Teil von mir genau darauf aus war; ich spürte ein Kribbeln in den Händen und Unter-armen, als ich an das merkwürdige, weiche Gefühl dachte, mit dem ich meine Fäuste in die Gesichter der Morlocks geklatscht hatte...
    Auf jeden Fall war ich jetzt für meine Expedition gerüstet. Dann nahm ich die Kodak an mich, zündete eine kleine Petroleumlampe an und schlug einen Weg
    über den Hügel ein. Alle paar Schritte pausierte ich, um sicherzugehen, daß die Zeitmaschine noch unbehelligt war.

Die Quelle
    Ich hielt die Lampe hoch, aber ihr Schein trug kaum weiter als zwei oder drei Schritte, und die Landschaft versteckte sich in der Dunkelheit. Alles war still – es ging kein Lufthauch, kein Wasser tröpfelte; und ich fragte mich, ob die Themse überhaupt noch Wasser führte.
    Weil ich nicht wußte, wohin, entschied ich mich, die Richtung zu dem großen
    Lagerhaus einzuschlagen, an das ich mich aus Weenas Zeit erinnerte. Das Gebäude lag etwas weiter nordwestlich, an der Hügelkette hinter der Weißen Sphinx, und so wandelte ich erneut auf diesem Pfad – wiederholte im Raum, wenn schon nicht in der Zeit, meine erste Wanderung in Weenas Welt.
    Ich erinnerte mich, daß der Boden mit Gras bewachsen war, als ich zuletzt diese kleine Reise

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