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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gemacht hatte – zwar nicht von Gärtnerhand kultiviert, aber dennoch schön und kurz gewachsen und frei von Unkraut. Jetzt aber rieselte weicher, körniger Sand unter meinen Stiefeln, als ich den Hügel erkletterte.
    Meine Augen paßten sich allmählich an diese Nacht mit ihrem fleckigen Sternenlicht an; obwohl Gebäude in der Gegend herumstanden und sich gegen den
    Himmel abhoben, fand ich jedoch keinen Hinweis auf meine Halle. Ich erinnerte mich ganz genau: es war ein graues Gebäude gewesen, verfallen und weitläufig, aus abgeschliffenem Stein und mit einem gemeißelten, verzierten Eingang; und als ich unter seinem Rundbogen hindurchgegangen war, waren die kleinen Eloi mit
    ihren bleichen Körpern und weichen Gewändern um mich herumgeflattert...
    Nicht lange, und ich war so weit gewandert, daß ich die Position der Halle auf jeden Fall erreicht haben mußte. Es war offensichtlich, daß – im Gegensatz zu der Sphinx und den Morlocks – der Lebensmittelspeicher in dieser Historie nicht
    überlebt hatte – oder vielleicht gar nicht erst errichtet worden war, dachte ich schaudernd; womöglich hatte ich mich in einem Gebäude bewegt – geschlafen,
    sogar gegessen! –, das nie existiert hatte.
    Der Pfad führte mich zu einer Quelle, einer Landmarke, die ich noch von meiner ersten Reise her kannte. Genau wie in meiner Erinnerung war sie mit Bronze eingefaßt und hatte als Wetterschutz eine kleine, sehr fragil wirkende Kuppel. Es gab etwas Vegetation – pechschwarz im Sternenlicht, zu dunkel, als daß man sie hätte erkennen können – um die Kuppel herum. Ich betrachtete das alles mit einer gewissen Beklommenheit, denn es waren diese großen Schächte gewesen, durch welche die Morlocks aus ihren höllischen Kavernen zur sonnigen Welt der Eloi em-porgestiegen waren.
    Die Öffnung der Quelle war ruhig. Das kam mir merkwürdig vor, denn ich erinnerte mich, damals aus diesen Quellen das Stampfen der großen Maschinen der
    Morlocks vernommen zu haben, die tief in ihren unterirdischen Kavernen rotiert hatten.
    Ich setzte mich am Rand der Quelle hin. Die von mir beobachtete Vegetation erwies sich als eine Art Flechte; sie reagierte weich und trocken auf Druck, obwohl ich es nicht weiter ausprobierte und auch nicht versuchte, ihre Struktur zu ergründen. Ich hob die Lampe in die Höhe und wollte sie über den Rand halten, um zu sehen, ob vielleicht wieder Wasser von ihrem Licht reflektiert würde; aber die Flamme flackerte, als ob ein starker Zug ginge, und in einem Anfall von Panik beim Gedanken an die Dunkelheit riß ich die Lampe zurück.
    Ich steckte den Kopf unter die Kuppel, beugte mich über den Rand und wurde
    von einem Schwall warmer, feuchter Luft begrüßt, die mir ins Gesicht wehte – es war, als ob ich die Tür zu einem türkischen Bad geöffnet hätte – völlig unerwartet in jener warmen, aber trockenen Nacht in der Zukunft. Ich hatte den unbestimmten Eindruck großer Tiefe und glaubte, daß meine jetzt an die Dunkelheit adaptierten Augen am Boden der Quelle ein warmes, rotes Glühen wahrnahmen. Trotz ihres
    Äußeren unterschied sich diese Quelle ganz entschieden von den Quellen der
    Morlocks vom letzten Mal. Es gab keine Anzeichen von vorstehenden Metallhaken an der Seite, die als Kletterhilfe gedacht waren, und nach wie vor waren die Maschinengeräusche, die ich beim erstenmal registriert hatte, nicht zu hören. Außerdem hatte ich das seltsame Gefühl, ohne indessen sagen zu können, weshalb, daß diese Quelle viel tiefer war als die Kavernenschächte der Morlocks, die ich kennengelernt hatte.
    Aus einer Laune heraus ergriff ich meine Kodak und kramte das Blitzlicht hervor. Ich füllte die Platte der Lampe mit Blitzlichtpulver, hob die Kamera und überflutete die Quelle mit Magnesiumlicht. Die Reflexe blendeten mich, und die Helligkeit war so stark, wie man sie auf der Erde seit dem Erlöschen der Sonne, vor hunderttausend Jahren oder mehr, sicher nicht mehr gesehen hatte. Wenn schon nichts anderes, dann sollte wohl dies genügen, um die Morlocks zu verscheuchen!
    – und ich begann Schutzmechanismen zu ersinnen, durch die ich das Blitzlicht mit der unbeaufsichtigten Zeitmaschine koppeln konnte, so daß das Pulver bei einer Berührung der Maschine gezündet wurde.
    Einer Eingebung folgend stand ich auf und investierte ein paar Minuten darin, das Blitzlicht wieder aufzufüllen und das Hügelareal um die Quelle mit meiner ungerichteten Lichtorgel zu bestreichen. Vielleicht hatte ich Glück, wünschte

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