Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
klaren Wasser und den Früchten abgewendet, selbst wenn sie es ihnen angeboten hätten – aber dennoch, hätten sie nicht in ihrer hinterhältigen und verschlagenen Art den Eloi ihre Unbeschwertheit neiden können?
    Vielleicht wurde das Fleisch der Eloi faulig in den übelriechenden Mündern der Morlocks, während sie es in ihren versifften Kavernen verschlangen und über die gravierende Schieflage ihrer Schicksale nachdachten.
    Dann stellte ich mir vor, wie die Morlocks – oder ein Teil von ihnen – eines Nachts aus ihren Tunnels unter der Erde emporstiegen und mit ihren Waffen und muskulösen Armen über die Eloi herfielen. Es wäre eine große Ernte – und diesmal ging es nicht darum, diszipliniert Fleisch zu machen, sondern um ein blutiges Gemetzel mit nur einem, unglaublichen Zweck: die letztendliche Auslöschung der Eloi.
    Wie blutüberströmt mußten die Wiesen und Lebensmittelpaläste gewesen sein,
    während das kindliche Schreien der unglücklichen Eloi als Echo an diesen alten Steinen widerhallte!
    In einem solchen Kampf konnte es natürlich nur einen Sieger geben. Die zarten Leute der Zukunft mit ihrer fragilen, schwindsüchtigen Schönheit hätten sich niemals gegen die organisierten und mörderischen Angriffe der Morlocks verteidigen können.
    Ich hatte alles vor Augen – oder so glaubte ich wenigstens! Die schließlich siegreichen Morlocks waren die Erben der Erde. Ohne jede Verwendung für das Gar—
    tenland der Eloi, hatten sie es dem Untergang anheimfallen lassen; sie waren von der Erde aufgestiegen und hatten – irgendwie – mit ihrer stygischen Dunkelheit die Sonne ausgeblendet! Ich erinnerte mich, wie Weenas Volk die Nächte des neuen Mondes gefürchtet hatte – sie hatte sie ›Die Dunklen Nächte‹ genannt – jetzt, so kam es mir vor, hatten die Morlocks die Erde in eine endgültige dunkle Nacht ge-hüllt, für immer. Die Morlocks hatten die letzten der wahren Kinder der Erde ermordet, und sogar die Erde selbst.
    So sah damals meine erste Hypothese aus: wild und spekulativ – und falsch, in jeder Hinsicht!
    ... Und mir wurde fast unter körperlichen Schmerzen bewußt, daß ich über all diesen historischen Spekulationen die regelmäßige Inspektion der zurückgelassenen Zeitmaschine vergessen hatte.
    Ich kam auf die Füße und eilte über die Hügelkette zurück. Bald ortete ich die im Kerzenlicht glühende Maschine – aber die von mir angezündeten Lichter flackerten und schwankten, als ob sich dunkle Gestalten um die Maschine bewegten.
    Das konnten nur Morlocks sein!

Meine Begegnung mit den Morlocks
    Mit aufkeimender Angst – und, wie ich eingestehen muß, einer in meinem Kopf pulsierenden Mordlust – röhrte ich auf, erhob den Schürhaken und rannte den Pfad zurück. Achtlos ließ ich die Kodak fallen; hinter mir hörte ich das leise Splittern von zerbrechendem Glas. Nach allem, was ich weiß, liegt die Kamera immer noch dort, zurückgelassen in der Dunkelheit.
    Als ich mich der Maschine näherte, sah ich, daß es sich wirklich um Morlocks handelte – vielleicht ein Dutzend von ihnen, die um die Maschine herumstrichen.
    Meine Lichter schienen sie abwechselnd anzuziehen und abzuschrecken, genau wie Motten, die um eine Kerze flogen. Es waren die gleichen affenartigen Kreaturen, die ich schon kannte – vielleicht etwas kleiner – mit diesem langen, flachsblonden Haar, die Hautfarbe wie Deckweiß, die Arme so lang wie die von Affen und mit diesen unangenehmen rotgrauen Augen. Sie brüllten und plapperten in ihrer komischen Sprache aufeinander ein. Mit etlicher Erleichterung registrierte ich, daß sie die Zeitmaschine noch nicht angerührt hatten, aber ich wußte, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis diese unheimlichen Finger – affengleich, aber dennoch so geschickt wie die eines Menschen – sich nach dem funkelnden Messing und Nickel ausstrecken würden.
    Aber dazu würden sie keine Zeit mehr haben, denn ich kam über diese Morlocks wie ein Racheengel.
    Ich stürzte mich mit Schürhaken und Faust auf sie. Die Morlocks plapperten und quiekten und versuchten zu fliehen. Ich packte eine dieser Kreaturen, als sie an mir vorbeirannte, und wieder spürte ich die Leichenkälte des Morlock-Fleisches.
    Spinnwebenartiges Haar wischte über meinen Handrücken, und das Tier nagte mit seinen kleinen Zähnen das Fleisch meiner Hand an, aber ich ließ nicht locker. Ich schwang den Schürhaken und spürte den weichen, feuchten Kollaps von Fleisch
    und Knochen, als er

Weitere Kostenlose Bücher