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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auftraf.
    Diese grauroten Augen weiteten sich und schlossen sich dann für immer.
    Ich schien das alles aus einer kleinen, entfernten Ecke meines Bewußtseins wahrzunehmen. Ich hatte meine Absicht, Beweise für die Durchführbarkeit der Zeitreise zu sammeln, völlig vergessen; ich dachte nicht einmal mehr daran, Weena zu finden: Ich glaubte in diesem Moment, daß es das war, weshalb ich in die Zukunft zurückgekehrt war – für diesen Augenblick der Rache: für Weena, und für die Ermordung der Erde, und mein eigenes unwürdiges Verhalten. Ich ließ den Morlock fallen – bewußtlos oder tot, er war nicht mehr als ein Bündel aus Haar und Knochen – und setzte knüppelschwingend seinen Spießgesellen nach.
    Dann hörte ich eine Stimme – einwandfrei Morlock, hob sich jedoch in Ton und Tiefe deutlich von den anderen ab –, die eine einzige, befehlende Silbe ausstieß.
    Ich drehte mich um, mit bis zu den Ellenbogen meiner Jacke blutverschmierten Armen, und bereitete mich auf einen weiteren Kampf vor.
    Doch jetzt stand mir ein Morlock gegenüber, der nicht vor mir davonlief. Obwohl er wie die anderen nackt war, schien seine Haarmähne gebürstet und frisiert zu sein, so daß er etwas von einem gestriegelten Hund hatte, der Männchen machte.
    Ich machte einen Ausfallschritt vorwärts, wobei ich den Knüppel fest in beiden Händen hielt.
    Ruhig hob der Morlock die rechte Hand – da glitzerte doch etwas –, und plötzlich ein grüner Blitz, und ich fühlte, wie die Welt nach unten wegkippte und ich neben meiner glühenden Maschine der Länge nach zu Boden stürzte. Und dann verlor ich das Bewußtsein.
    Der Lichtkäfig
    Langsam kam ich wieder zu Bewußtsein, als ob ich aus einem tiefen und erholsamen Schlaf erwachte. Ich lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Ich fühlte mich so wohl, daß ich für einen Moment dachte, in meinem eigenen Bett zu liegen, in meinem Haus in Richmond, und daß das durch die Augenlider dringende rosa
    Glühen die Morgensonne sein mußte, die durch die Vorhänge schien...
    Aber dann registrierte ich, daß die Oberfläche unter mir – obwohl elastisch und recht warm – nicht so weich wie eine Matratze war. Ich spürte weder Bettzeug unter mir noch Decken über mir.
    Dann fiel es mir schlagartig wieder ein: alles – mein zweiter Flug durch die Zeit, die Verdunkelung der Sonne und meine Begegnung mit den Morlocks.
    Angst überflutete mich, versteifte die Muskeln und zog mir den Magen zusammen. Ich war von den Morlocks gefangengenommen worden! Ich riß die Augen
    auf...
    Und sofort wurde ich von einem gleißenden Licht geblendet. Es kam von einer
    entfernten Scheibe, die direkt über mir ein intensives weißes Licht ausstrahlte. Ich schrie auf und legte einen Arm über die geblendeten Augen; ich rollte mich herum und preßte das Gesicht auf den Boden.
    Dann nahm ich eine Krabbelposition ein. Der Boden war warm und nachgiebig,
    wie Leder. Zuerst war mein Blickfeld voller tanzender Abbilder dieser flammenden Scheibe, aber schließlich konnte ich meinen eigenen Schatten unter mir erkennen. Und dann, noch immer auf allen vieren, sah ich das bisher Merkwürdigste: die Fläche unter mir war durchsichtig, als ob sie aus flexiblem Glas bestünde, und –
    wo mein Schatten das Licht überlagerte – konnte ich Sterne sehen, ganz klar zu erkennen durch den Boden unter mir. Sie hatten mich also auf einer transparenten Plattform abgelegt, mit diesem Sternendiorama darunter: es war, als ob ich mich in einer Art Freilandplanetarium befunden hätte.
    Ich verspürte ein flaues Gefühl im Magen, war aber in der Lage aufzustehen. Ich mußte mit einer Hand die Augen vor dem unerbittlich gleißenden Licht abschirmen; ich wünschte, ich hätte noch den Hut, den ich aus dem Jahre 1891 mitgenommen hatte! Ich hatte noch den leichten Anzug an, obwohl er jetzt Sand-und Blutflecken aufwies, vor allem an den Ärmeln – indessen waren Anstrengungen
    unternommen worden, mich zu säubern, wie ich mit Erstaunen bemerkte, und das Morlockblut, Schleim und sonstige Substanzen waren von Händen und Armen
    entfernt worden. Mein Schürhaken war verschwunden, und auch mein Rucksack
    war weg. Die Uhr, die an einer Kette an der Weste hing, hatten sie mir gelassen, aber Streichhölzer und Kerzen steckten nicht mehr in den Taschen. Die Pfeife und der Tabak waren auch weg, und ich verspürte darob einen unmotivierten Anflug des Bedauerns – angesichts all dieser Mysterien und der Gefahr!
    Da kam mir ein Gedanke, und die Hände

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