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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unterwegs sind – wissen wir, daß in diesem Gebäude schon seit mehr als einer halben Million Jahren Bedingungen herrschen, die ein Überleben ermöglichen.«
    »Aber«, gab ich zu bedenken, »dieser Turm unterliegt doch ebenso wie alle anderen den Gesetzmäßigkeiten der Zeit... deshalb muß unser Konstrukteur dieses Ge-bäude ständig reparieren und instandhalten, wenn es uns weiterhin zur Verfügung stehen soll.«
    »Ja. Ansonsten wäre diese Kuppel, die uns schützt, schon vor langer Zeit brüchig geworden und erloschen.«
    Nebogipfel hatte natürlich recht – dies war eine weitere Facette der außerge-wöhnlichen Beharrlichkeit der Konstrukteure – aber sie verursachte mir irgendwie Unbehagen! Ich schaute mich um und inspizierte den Boden unter uns; ich hatte den Eindruck, daß der Turm mittlerweile so porös wie ein Termitenbau geworden war, der ohne Unterlaß von den Universalen Konstrukteuren durchbohrt und wieder restauriert wurde. Mir wurde schwindlig!
    Kurz darauf registrierte ich eine Veränderung in der Qualität des Lichts. Die ver-gletscherte Landschaft erstreckte sich scheinbar unverändert um uns herum; aber ich hatte den Eindruck, daß sich die Albedo des Eises verringert hatte.
    Die Bänder der Sonne und des Mondes, die aufgrund ihrer Präzession diffus und verschwommen wirkten, bedeckten nach wie vor den Himmel; aber – obwohl der
    Mond noch immer in dem satten Grün der transplantierten Vegetation zu leuchten schien – durchlief die Sonne offensichtlich einen Zyklus der Veränderungen.
    »Es hat den Anschein«, stellte ich fest, »daß die Sonne flackert – daß ihre Helligkeit in Intervallen von hundert Jahren oder länger schwankt.«
    »Ich glaube, daß du recht hast...«
    Ich war mir jetzt sicher, daß es dieses unstete Licht war, das diese merkwürdige, desorientierende Illusion eines Schattens über die vereiste Landschaft legte. Wenn man am Fenster steht, die gespreizte Hand vor das Gesicht hält und diese Hand scheibenwischerartig hin-und herbewegt – dann kann man vielleicht nachvollziehen, was ich ausdrücken will.
    »Dieses verdammte Flackern«, fluchte ich, »es irritiert das Auge – und beeinträchtigt vielleicht noch den Geisteszustand ...«
    »Aber paß mal auf das Licht auf«, sagte Nebogipfel. »Achte auf seine Qualität.
    Sie verändert sich wieder...«
    Ich tat wie geheißen, und umgehend wurde ich mit der Entdeckung eines neuen
    Aspektes des merkwürdigen Verhaltens der Sonne belohnt. Sie hatte einen Grünstich – nur manchmal, wenn mir der Himmelspfad der Sonne in einem blassen Grün erschien – aber nichtsdestoweniger real.
    Jetzt, da ich wußte, daß dieses Grün wirklich existierte, konnte ich ein grünes Leuchten über den gefrorenen Hügeln und skurrilen Gebäuden von London entdecken. Es war ein atemberaubender Anblick, wie ein Hauch des Lebens, das
    längst von diesen Hügeln verschwunden war.
    »Ich vermute, daß zwischen dem Flackern und dem grünen Leuchten ein Zusammenhang besteht«, sagte Nebogipfel. Er führte aus, daß die Sonne der größte Energie-und Materielieferant des Sonnensystems sei. Seine Morlocks hatten sich das selbst schon zunutze gemacht, um ihre Sphäre um die Sonne zu errichten.
    »Nun glaube ich«, mutmaßte er, »daß auch die Universalen Konstrukteure diesen großen Stern anzapfen: sie schürfen in der Sonne nach den Rohstoffen, die sie be-nötigen...«
    »Plattnerit«, sagte ich mit wachsender Erregung. »Das ist die Ursache dieser grü-
    nen Blitze, stimmt's? Die Konstrukteure gewinnen Plattnerit aus der Sonne.«
    »Oder sie nutzen ihre chemischen Fähigkeiten, um Sonnenmaterie und – energie in Plattnerit umzuwandeln, was aber letztlich auf dasselbe hinausläuft.«
    Damit wir das Glühen des Plattnerits überhaupt sehen konnten, mußten die Konstrukteure nach Nebogipfels Ansicht große Schalen dieser Substanz um die Sonne herum anordnen. Nach ihrer Fertigstellung würden diese Schalen dann in riesigen Schleppzügen zu Baustellen irgendwo im Sonnensystem abtransportiert; und die Erschaffung einer neuen Schale begann. Das von uns beobachtete Flackern mußte auf die beschleunigte Montage und den Abtransport dieser großen Plattneritmen-gen zurückzuführen sein.
    »Das ist phantastisch«, keuchte ich. »Die Konstrukteure müssen das Zeug in Mengen aus der Sonne holen, die der Masse der großen Planeten entsprechen! Das stellt sogar die Errichtung eurer großen Sphäre in den Schatten, Nebogipfel.«
    »Wir wissen ja, daß die

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