Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
Vom Netzwerk:
Von der Katze im Sack, die Sie damals kauften. Nur fürchte ich, dass es diesmal eine größere Katze ist und ein Sack von minderer Qualität. Aber erst das Vergnügen!« Rube holte noch zwei Äpfel heraus; auch damals, erinnerte ich mich, hatten wir welche zum Mittagessen.
    Wir aßen ohne Eile. An die von der Sonne erwärmten Felsen gelehnt, war es hier gar nicht so übel. Gerade kamen zwei mehr als gut aussehende junge Frauen vorbei, blickten zu uns hinüber und setzten ihren Weg mit einem kaum wahrnehmbaren reizenden Hüftschwung fort. »Man nennt sie Mädchen, glaube ich«, sagte Rube, »oder hat sie zumindest einmal so genannt. Und irgendjemand hat mir erzählt — aber das habe ich nie geglaubt.«
    »Oh lieber Gott, Rube, Sie sind bei der Army: die Welt da draußen würde Sie nur durcheinanderbringen.«
    »Das tut sie, das tut sie. Wenn sie doch nur nach den Gesetzen der Army funktionieren würde.« Er blickte mich an. »Aber das darf man eigentlich nicht sagen, oder? Sie glauben doch bestimmt schon, ich sei eine Art einheimischer Hitler.«
    »Nein, das tue ich nicht, Rube. Vielleicht Napoleon. Bis auf Ihre Mütze.«
    Er griff nach oben und berührte sie. »Zum Schutz meines alten kahlen Schädels; ich schäme mich deswegen nicht. Ein Freund hat sie selbst gemacht. Ich muss sie gelegentlich tragen.«
    Wir aßen unsere Sandwichs auf, ich wischte die Krümel von den Händen, nahm mir einen Apfel, biss hinein – er war sauer – und sagte: »Okay, Rube, ich bin ganz Ohr.«
    Er griff hinter sich und holte eine braune lederne Aktenmappe hervor. »Was wissen Sie«, sagte er, als er ihren Reißverschluss öffnete, »über William Howard Taft und Theodore Roosevelt?«
    »Taft war fett, und Roosevelt trug eine komische Brille.«
    »Mehr als ich gewusst habe. Ich war mir nicht einmal sicher, wer wer war.« Er holte ein liniertes Blatt mit handschriftlichen Notizen heraus. »Aber anscheinend sind sie Freunde gewesen. Gute sogar. Roosevelt war zuerst Präsident, dann übergab er den Job Taft. Und für die nächste Wahl, 1912, traten sie wieder als Kandidaten für das Präsidentenamt an. Aber nun kommt es: Laut unseren USA-Spezialisten gab es etwas, das sie gemeinsam verfolgten. Beide wollten Frieden. Ich meine, sie wollten ihn wirklich, das war nicht nur Propaganda. Roosevelt hatte bereits den Friedensnobelpreis bekommen. Tafts Vater« – Rube drehte das gelbe Notizblatt, um eine quer an den Rand geschriebene Zeile zu lesen – »war Botschafter in Österreich-Ungarn und Rumänien, nein Russland; kann mein eigenes Gekritzel nicht lesen. Taft selbst war Kriegsminister. Roosevelt hatte Japan und Russland zusammengebracht, damit sie ihren Krieg beendeten. Und so weiter. Sie waren beide intelligent, wussten, wie der Hase läuft, hatten erkannt, was andere intelligente Menschen auf der Welt auch erkannt hatten, nämlich dass gewisse Dinge Konturen annahmen, die die Welt in einen Krieg stolpern lassen könnten, der sinnlos war.«
    Rube faltete das Blatt zusammen, steckte es wieder in die Tasche, zog seine Hand aber noch nicht heraus. Er grinste mich an. »Ich habe hier etwas, das geheim ist, Si. Ein Dokument der Army: unsere Leute haben es gefunden, es gehört uns und wird noch immer unter Verschluss gehalten. Man glaubt, dass Roosevelt und Taft eine Vereinbarung getroffen hatten. Wer immer 1912 gewählt werden sollte, würde fortsetzen, was sie bereits gemeinsam begonnen hatten. Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass der Demokrat Woodrow Wilson gewählt werden sollte, wollten sie ihn darüber in Kenntnis setzen und auf seine Unterstützung hoffen. Manchmal sind unsere Leute ziemlich gut, Si; werfen Sie einen Blick darauf.« Er holte ein Blatt in Briefformat heraus und reichte es mir.
    Eine Fotokopie eines kleineren Blattes mit breiten schwarzen Rändern um ein kleines weißes Rechteck. Oben auf dem Blatt war The White House zu lesen. Darunter in drei Zeilen in einer recht guten Handschrift: Essen D. S.; darunter Gschnk einpck; und darunter Z über G, B, V. E. unterrichten.
    »Toll, was?«, sagte Rube. »Unsere Leute erzählten mir, dass Präsidenten einen Haufen Papierkram hinterlassen. Und dass es immer schlimmer wird. Nicht viel von George Washington, aber ganze Wagenladungen von Gerald Ford.« Er berührte das Blatt in meiner Hand. »Also, was bedeutet das? – es ist Tafts Handschrift. Vielleicht nichts, außerdem: wen kümmert es. Außer, dass alles, was ein Präsident schreibt, von Interesse ist. Also hat

Weitere Kostenlose Bücher