Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
Z erhielt nicht die gewünschten Zusicherungen.«
»Oh doch, er erhielt sie. Das nehmen unsere Leute an. Was er bekam, waren Briefe, informelle Notizen. Keine Beschlüsse der Parlamente oder Ähnliches. Aber unterzeichnet. Von den Staatsoberhäuptern. Also zählten sie. Sie verfügten über Macht und Magie.«
»Und deswegen hat der Erste Weltkrieg niemals stattgefunden?«
»Er hat stattgefunden.«
»Wieso?«
»Z kam niemals zu Hause an.«
»Was?«
»Nirgends haben unsere Leute etwas über seine Heimkehr gefunden. Er war auf dem Rückweg, Mission durchgeführt, mit den Unterlagen, die er wollte – es gibt Kabel darüber. Aber dann … scheint er einfach verschwunden zu sein. In Luft aufgelöst. Wir wissen das, weil es dafür Belege gibt. Vielleicht kannte man damals den Grund. Wahrscheinlich sogar. Aber wir kennen ihn nicht.«
»Nun, wer war Z?«
Rube schüttelte langsam den Kopf. »Unsere Leute wissen es nicht. Sein richtiger Name taucht nirgends auf. Er wird immer nur als ›Z‹ bezeichnet. Und, verdammt, Si, unsere Leute kümmern sich auch nicht darum. Sie sind daran nicht interessiert. Das alles hier ist nur ein Gefallen, den sie mir getan haben. Ich kann sie verstehen: Es ist nichts, was sie interessieren könnte. Für sie ist es nur eine von vielen gescheiterten Missionen, und es gibt Dutzende und Aberdutzende von ihnen in der Geschichte dieses Landes. Sie geschah vor vielen Jahren, ist schlecht dokumentiert – also, was soll’s.«
»Könnten Sie nicht Ihren Leuten erzählen, warum …«
»Nein. Ich habe es geschafft, für das hier eine neue Abteilung zu gründen. Eine sehr kleine, müssen Sie wissen. Esterhazy steht ihr offiziell vor; ich bin der zweite Mann, und der Rest der Abteilung besteht vor allem aus einem Sergeant, der uns Kaffee macht.«
»Esterhazy.«
»Ja. Er ist nun Brigadier. Si, Sie wissen, dass wir den Leuten nicht erzählen können, was wir wirklich tun. Die meisten unserer Leute haben sogar noch nicht einmal etwas von unserem Originalprojekt gehört. Wie sollten wir ihnen also erklären, was wir hier tun wollen? Ihnen das Projekt zeigen, diese Müllhalde? Ich musste nehmen, was ich angeboten bekam; wenig genug. Auf jeden Fall bezweifle ich, dass wir mehr bekommen werden.
Wir sprechen hier von der Geschichte der USA vor 1914; kaum jemand dachte damals an einen Krieg. Anders in Europa; ich habe Ihnen alles gesagt, was ich über Europa erfahren konnte. Aber hier? Ich glaube, mehr werden wir nie in Erfahrung bringen können, es ist vielleicht das Einzige, was es überhaupt gibt.« Rube lächelte mich plötzlich an und griff nach meinem Arm. »Aber ein alter Hund vergisst nicht seine alten Tricks! Was tut man, wenn man eine Spur verloren hat? Man dreht Kreise darum herum! Bis man die Spur wieder gefunden hat. Wollen wir irgendwo einen Kaffee trinken?« Er, der alte Athlet, sprang auf, streckte mir die Hand hin, und ich ließ mich von ihm hochziehen; dann machten wir uns auf den Weg.
Wir wandten uns nach Süden zur 59th Street und dem Plaza Hotel. »Haben Sie jemals von Alice Longworth gehört?« , fragte Rube.
»Ja, ich glaube schon. Die alte Lady? Die jetzt nicht mehr lebt? Diejenige, die meinte, Thomas Dewey sehe wie der kleine Herr auf einem Hochzeitskuchen aus?«
»Genau. Sie sagte auch: ›Wenn Sie über jemanden nichts Gutes berichten können, dann nehmen Sie neben mir Platz.‹ Das ist auch der Grund, warum ich an sie gedacht habe. Sie war wirklich ein heller Kopf, klug, witzig. Und sie hatte ein loses Mundwerk, wie man so schön sagt. Eine Klatschbase. War mit einem Kongressabgeordneten, der zu den oberen Zehntausend gehörte, verheiratet. Und sie ist nicht immer eine alte Lady gewesen. In ihrer Jugend war sie tonangebend für die junge Washingtoner Gesellschaft. Kannte jeden, der etwas in Washington darstellte. Wussten Sie, dass sie Theodore Roosevelts Tochter war?«
»Nein, ich hatte keine Ahnung.«
»Nun, ich erinnerte mich an sie und begann Informationen über sie zusammenzutragen. Zwei, drei Bücher aus der Bibliothek. Und erstellte eine Liste mit ihren Freunden, so viel ich finden konnte. Dann begann ich, bildlich gesprochen, an Haustüren zu läuten. Ich schrieb Briefe, telefonierte in einem Fall sogar, und in Washington läutete ich tatsächlich an einer Tür. Was ich tat, Si, war, zu Leuten Kontakt aufzunehmen, die in irgendeiner Weise mit Alice in Verbindung gestanden hatten: Enkelkinder ihrer Freunde, Urenkel, Ururenkel, jeden, den ich finden konnte und
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