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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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sagte: »Ja, das alles und außerdem tun mir die Füße weh.«

4
    Wir aßen in einer kleinen Cafeteria im sechsten Stock zu Mittag, einem fensterlosen Raum mit Neonröhren und blassen blau-gelben Kacheln, kaum größer als ein großes Wohnzimmer. Danziger wartete bereits auf uns, er saß allein an einem der Tische. Als wir unsere Tabletts nahmen, winkte er uns zu; auf dem Tisch vor ihm standen ein Stück Apfelkuchen und eine kleine Schüssel mit Suppe, die mit einer Untertasse bedeckt war, um sie warm zu halten. Rube und ich schoben unsere Tabletts über die verchromte Anrichte. Ich nahm mir ein Glas Eistee und ein eingewickeltes Schinken-Käse-Sandwich, Rube wählte Steak mit Gemüse, das ihm eine attraktive junge Frau reichte. Es gab keine Kasse am Ende der Anrichte, man musste nichts bezahlen; Rube teilte mir mit, er werde mich später wieder treffen, und setzte sich zu einem Mann und einer Frau, die gerade zu essen begonnen hatten. Ich trug mein Tablett zu Dr. Danzigers Tisch. Es waren nur sieben oder acht Leute in der Cafeteria, die für vielleicht zwanzig Personen gedacht war. Während ich noch gedankenverloren dastand, nachdem ich Danziger begrüßt hatte, hatte er wohl erraten, was mich gerade noch beschäftigt hatte; er lächelte.
    »Ja«, sagte er, »ein kleines Projekt. Vielleicht das kleinste aller bedeutenden Projekte, die es jemals gab. Ein erfreulicher Gedanke. Bei uns arbeiten etwa fünfzig Leute. Sie werden sie mit der Zeit alle kennenlernen. Wir können natürlich auf die Dienste und Mittel anderer Regierungsstellen zurückgreifen, manchmal tun wir das auch; aber wir tun dies auf eine Art und Weise, die nicht verrät, womit wir uns beschäftigen.« Er hob die Untertasse von seiner Suppenschüssel. »Kein Schokoladenkuchen heute, zum Teufel.«
    Er nahm den Löffel in die Hand und beobachtete, wie ich das Sandwich auswickelte, auf das ich eigentlich gar keinen Appetit hatte. Ich war zu angespannt, um essen zu können; ein Drink wäre mir lieber gewesen. Er sagte: »Wir wahren unser Geheimnis nicht, indem wir Dinge als ›vertraulich‹ oder ›geheim‹ kennzeichnen, sondern durch Unauffälligkeit. Der Präsident weiß natürlich, was wir tun, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er davon überzeugt ist, dass wir das auch wissen. Oder ob er sich an uns überhaupt erinnern kann. Nicht zu vermeiden ist leider, dass uns mindestens zwei Kabinettsmitglieder, einige Vertreter des Senats, des Repräsentantenhauses und des Pentagons kennen. Manchmal wünschte ich mir, dass selbst das nicht notwendig wäre, aber sie sind die Leute, die uns die Gelder besorgen. Eigentlich kann ich mich nicht beschweren; ich liefere meine Berichte ab, sie werden genehmigt, und keiner von ihnen hat uns jemals reingeredet.«
    Ich gab irgendetwas zur Antwort. Das Paar, mit dem Rube am Tisch saß, bestand aus der jungen Frau, die Charleston geübt hatte, und einem jungen Mann im selben Alter. Danziger sah meinen Blick und sagte: »Noch zwei der Auserwählten: Ursula Dahnke und Franklin Miller. Sie war Mathematiklehrerin an einer Highschool in Eagle River, Wisconsin, er der Leiter eines Safeway-Ladens in Bakersfield, California. Sie ist für die Farm in North Dakota zuständig, er für Vimy; Sie haben ihn heute Morgen vielleicht bei der Bajonettausbildung gesehen. Ich werde sie Ihnen das nächste Mal vorstellen, jetzt aber eine Frage: Was wissen Sie über Albert Einstein?«
    »Nun, er trug eine Strickjacke, hatte buschiges Haar und war ziemlich schlecht im Rechnen.«
    »Sehr gut. Es gibt nur wenig, das man dem hinzufügen könnte. Wussten Sie, dass Einstein vor Jahren eine Theorie aufgestellt hat, wonach Licht ein Gewicht besitzt? Nun, etwas Dümmeres hätte ihm nicht einfallen können. Kein Mensch auf der Welt hatte jemals einen Gedanken daran verschwendet; es widerspricht allem, was wir uns unter Licht vorstellen.« Danziger sah mich forschend an. Was er sagte, interessierte mich, und ich versuchte ihm auch mein Interesse zu zeigen. »Aber es gab eine Methode, diese Theorie zu untersuchen. Astronomen beobachteten, dass Licht, das bei Sonnenfinsternissen auf die Sonne traf, zu ihr hingezogen wurde. Es wurde also von der Schwerkraft der Sonne angezogen; zwangsläufig. Das heißt, es besitzt ein Gewicht: Albert Einstein hatte tatsächlich recht gehabt, aber er war schon wieder ganz woanders.«
    Danziger löffelte seine Suppe. Mein Sandwich, hatte ich inzwischen herausgefunden, war wirklich gut: mit Butter bestrichen, und der Käse

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