Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
und widerstrebend hob er die Schultern – »wollen wir wirklich das Projekt aufgeben, es aufgeben, gerade weil es gelungen ist …«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Dr. Danziger ein wenig zu brüsk. »Und niemand will dies, am allerwenigsten ich. Ich sage nur …«
»Ich weiß«, sagte Esterhazy mit Bedauern in seiner Stimme und nickte wieder. »Langsam weitermachen«, sagte er und beendete Danzigers Satz. »Weitermachen, aber unendlich vorsichtig. Über einen Zeitraum von Wochen, Monaten, sogar Jahren, wenn es notwendig sein sollte, um letzte Gewissheit darüber zu erhalten. Nun, ich würde ebenso denken … wenn uns diese Option offen stünde. Aber wie der Senator weiß, wie ich und noch eine ganze Menge anderer wissen und wie Sie, Dr. Danziger, vielleicht niemals die Gelegenheit hatten zu erfahren, macht die Regierung dabei leider nicht mit.« Mit einer Geste schloss er das gesamte Gebäude ein. »Das hat eine Stange Geld gekostet, das ist das Problem. Und deswegen, eben weil das Projekt gelungen ist, muss es diese Kosten durch praktische Resultate wieder wettmachen. Mr. Morley wird zurückgehen; wir alle haben uns darauf geeinigt. Es wäre undenkbar, es nicht zu tun. Aber … er wird mit erhöhtem Tempo und kühner voranschreiten, als wir uns das vielleicht wünschen würden. Reine Forschung, die sich selbst überlassen ist, kann mit unendlich viel Zeit und Geduld betrieben werden. Aber das hier kostet Geld, das die Regierung genehmigen muss. Ohne die Zustimmung des Kongresses. Und deshalb sollten dabei einige eindeutige Resultate herauskommen.«
Er sah erst mich an, dann die übrigen Anwesenden und fuhr fort. »Aber ich möchte Mr. Morley und allen anderen, mit Ausnahme Dr. Danzigers, der sich der ganzen Umstände immer bewusst war, sagen, dass dies noch immer sein Projekt ist, auch wenn Entscheidungen nicht alleine von ihm abhängen. Er ist der Leiter, der Boss. Nur der Vorstand kann ihn überstimmen, was er selten tut, und wenn er es tut, dann nur nach gründlicher und sehr ernsthafter Abwägung seiner Ansichten. So, Mr. Morley«, er lächelte mir zu, »jetzt überlasse ich Sie wieder Dr. Danziger.« Er erhob sich, streckte und reckte sich, dann standen auch die anderen langsam auf, die Unterhaltung setzte wieder ein, und die Sitzung war beendet.
In Danzigers Büro war ich der Erste, der das Wort ergriff. Er, Rube und ich hatten uns gemeinsam dorthin begeben, nachdem wir den Konferenzraum endlich verlassen konnten. Danziger hatte sich alsbald hinter seinem Schreibtisch niedergelassen, aus der obersten Schublade eine halbe Zigarre hervorgeholt, sie gleichmütig betrachtet und sie dann unangezündet in den Mund gesteckt. Ich wartete nun, bis dieses Ritual vorüber war; dann rutschte ich auf meinem Stuhl ganz nach vorn und lehnte mich ein wenig über seinen Schreibtisch. Rube saß mir gegenüber, links von Danziger und etwas nach hinten versetzt, da er seinen Stuhl gegen die Wand gekippt hatte. Ich sagte: »Dr. Danziger, ich weiß nicht einmal, wer Colonel Esterhazy ist. Bis man mich vom Gegenteil überzeugt, ist er für mich ein Colonel der ecuadorianischen Reserve.« Rube lächelte; er fand es witzig. »Wer immer er auch sein mag, ich habe ihm und dem, den er vertritt, nicht Treue und Ergebenheit geschworen. Sie und Rube haben mich angeworben, ich arbeite für Sie, und das werde ich auch weiterhin tun.«
Danziger schmunzelte, als ich mit meiner kleinen Rede fertig war; er schien sehr erfreut. »Danke, Si«, sagte er, »herzlichen Dank.« Er machte es sich auf seinem Drehstuhl bequem, indem er eine der unteren Schubladen ein Stück herauszog und die Füße darauflegte. »Wissen Sie, solange wir keinen wirklichen Erfolg hatten, lief alles nach Plan, ganz reibungslos.« Er lächelte. »Meine Berichte wurden ohne Einschränkung alle akzeptiert, der Vorstand beschäftigte sich mit den Problemen, die ich ansprach, und die gewöhnlich damit zu tun hatten, dass wir etwas mehr Geld brauchten. Was sie im Allgemeinen auch bewilligten, wenn auch nicht immer in der Höhe, um die ich gebeten hatte. Oft trafen wir uns ohne große Tagesordnung und waren nach einer halben Stunde wieder fertig. Ich glaube, viele dieser Leute konnten sich unter unserem Projekt nur wenig vorstellen; die meisten waren uns ohnehin einfach zugeteilt worden.« Er nickte einige Male, dann fuhr er fort. »Deswegen habe ich mich vielleicht daran gewöhnt, es ganz und gar als mein eigenes Projekt zu betrachten.« Dr. Danziger nahm die halbe
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