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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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verwundert über den Tisch hinweg an. Ich wandte mich an Felix, der neben mir saß, und fragte ihn, nur um etwas zu sagen, ob er sich für Baseball interessiere.
    Ein wenig, antwortete er. Er sei letzten Sommer auf dem Polofeld gewesen, als keine Polospiele stattfanden, und habe dort die Mets spielen sehen. Ich fragte: »Wen?« Er sagte: »Die Metropolitans.« Ich nickte und meinte, das hätte ich mir gedacht. »Und wie waren sie?«, fragte ich. Er sagte: »Nicht besonders. Sie hatten schlechte Werfer«, und ich antwortete, das wundere mich nicht.
    Zum Dessert gab es einen Geburtstagskuchen, dessen Kerzen Felix ausblies. Und dann fand eine Geburtstagsparty statt! Julia und ihre Tante blieben im Esszimmer und schlossen die Schiebetüren, um den Tisch abzuräumen. Im Salon setzte sich Maud Torrence an das Harmonium und sah die Noten durch. Felix Grier und Byron Doverman hatten sich zu ihr gesellt, und als ich mich mit einer Zeitung niederlassen wollte, riefen sie mich, und ich wusste, dass es kein Entkommen für mich geben würde. Ich legte die Zeitung zur Seite und schloss mich ihnen an.
    Das erste Lied kannte ich und konnte mit einstimmen, ›I’ll Take You Home Again, Kathleen‹, und als wir geendet hatten, sagte Felix: »Wenn nur Jake hier wäre, dann hätten wir ein Quartett!« Das war meine Chance und ich fragte: »Jake?«
    »Jake Pickering«, sagte Felix, »ein weiterer Pensionär.« Nun wusste ich immerhin seinen Namen und hatte das Gefühl, wenigstens ein Stück vorwärtsgekommen zu sein.
    Die nächste Nummer war ›If I Catch the Man Who Taught Her to Dance‹ oder etwas Ähnliches, und alles, was ich tun konnte, war, der Melodie und dem Text so gut es eben ging zu folgen. Dann kamen Julie und ihre Tante dazu, und wir alle sangen ›In the Evening by the Moonlight‹ und ›Oh, Dem Golden Slippers‹. Tante Ada sang sehr schön, nur Julia hielt manchmal nicht ganz den Takt. Byron Doverman sagte; »›Cradle’s Empty, Baby’s Gone!‹«, und Julia sagte; »Oh, nein, bitte nicht!«, wurde aber von den anderen überstimmt. Maud fand tatsächlich die Noten, und wir alle – über ihre Schulter lasen wir den Text – sangen das vielleicht schwermütigste Lied, das ich jemals gehört habe; es handelt von einem armen kleinen Wickelkind und enthielt Zeilen wie ›das Kind ist fort und weilet bei den Engeln und ruht in Frieden für und für‹. Julia lächelte mich schulterzuckend an; ihr erschien es lächerlich. Aber als Maud den letzten Ton gespielt hatte, wandte sie sich vom Harmonium ab und sagte, sie würde nun gerne aufhören; ihre Augen glänzten, sie war den Tränen nah. Ich erinnerte mich, dass zu dieser Zeit häufig Babys starben; vielleicht hatte das Lied eine größere Bedeutung für sie.
    Die Haustürglocke läutete; ich hoffte, es sei mein Mann. Aber Julia kam mit vier oder fünf Umschlägen von der Tür zurück, von denen sie einen Byron reichte; die anderen waren Glückwünsche für Felix. Der Postbote kam um sieben Uhr abends; als ich darüber mein Erstaunen zum Ausdruck brachte, antwortete Julia mit großstädtischer Geste, Post werde in New York City fünfmal am Tag ausgetragen. »Byron«, sagte sie dann, »wollen Sie uns jetzt mit einigen Zauberkunststücken erfreuen?« Er nickte, eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, nach oben und kam schon wenig später wieder zurück. Dann wanderte er im Zimmer von einem zum anderen und holte Münzen aus unseren Ohren und bat uns, ›eine Karte zu ziehen, irgendeine‹. Er war wirklich gut, und alle, auch ich, genossen seine Vorstellung sehr.
    Als er mit seinen Tricks fertig war, steckte er das Kartenspiel ein und setzte sich wieder zu uns. Da sagte Tante Ada plötzlich: »Mein Onkel schickte mir einen Fächer aus China, und ich fächle so.« Sie begann ihre Hand vor ihrem Kinn hin und her zu bewegen, als würde sie sich mit einem imaginären Fächer Luft zufächeln, und wir alle machten es ihr nach. Zu ihrer Rechten, in einem Stuhl neben dem Fenster, setzte Maud Torrence das Spiel fort: »Mein Onkel schickte mir einen Fächer aus China, und ich fächle so.« Mit ihrer linken Hand begann sie nun an ihrem linken Ohr zu fächeln, und wir alle – die rechte Hand fächelte noch immer vor dem Kinn – taten es ihr nach. Nun war die Reihe an mir, und ich sagte: »Mein Onkel schickte mir einen Fächer aus der Tschechoslowakei, und ich fächle so.« Ich zog die Lippen auseinander, bleckte die Zähne, als hätte ich einen Fächer im Mund, und fuhr mit dem Kopf

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