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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Geräusche aus dem oberen Stockwerk, das sein Ziel war. Es war lange nach Mitternacht, doch etwas hielt die Menschen dort oben wach. Für Fletcher war es ein willkommenes Signal. Er schloß sofort, daß die Ankunft des lantellanischen Schlachtschiffs der Grund für die Aktivität über ihm war, genau wie sie es für ihn gewesen war, von seinem ursprünglichen Fluchtplan abzuweichen. Folgender Gedanke hatte ihn beschäftigt: Ich kann doch nicht meine früheren Freunde, mit denen ich so manche unterhaltsame Stunde beim Kartenspiel verbrachte, ihrem Schicksal überlassen, ohne ihnen mitzuteilen, was ich weiß.
    Auf dem gleichen Weg wie jetzt, war er früher des öfteren als einer von Annas Gefolge in den Palast gelangt, ehe sie Königin wurde. Das war in der letzten Zeit der Regentschaft Wilhelms III. von Oranien gewesen (der nach dem Tod seiner Gemahlin und Komonarchin Maria II. Stuart allein auf dem Thron saß). Das war auch die Zeit, in der zwischen Annas Gruppe und den Leuten von Wilhelms Regierung äußerlich gute Beziehungen herrschten. Doch das war, ehe die Verschwörer beschlossen, daß Wilhelm nicht mehr lange leben sollte. Woraufhin diese selben ehrgeizigen Personen dafür sorgten, daß eine Reihe näherer Freunde des zukünftigen Königspaars, darunter auch Fletcher, aus dem Weg geräumt wurden.
    Die Geräusche aus diesem vertrauten Ort gaben Fletcher die nötige Antriebskraft zurück. Er nahm jetzt zwei Stufen gleichzeitig und erreichte die Tür. Er griff in seine Tasche und brachte die vor Jahren ausgestellte elegante Einladungskarte zum Vorschein, die ihm viele Male Eintritt in diese private Residenz verschafft hatte.
    Die uniformierte Wache, die die Tür öffnete, blickte ihm überrascht entgegen, aber mit der Art von Karte, die Fletcher ihm entgegenstreckte, schien er vertraut zu sein, denn er gestattete ihm wortlos den Eintritt.
    Fletcher sagte: »Würden Sie Seiner Hoheit, dem Prinzgemahl, mitteilen, daß mein Besuch mit dem großen Feindschiff zu tun hat, das im Londoner Hafen eingelaufen ist.«
    Der Uniformierte trat rückwärtsgehend mit der Karte durch die Tür. Inzwischen hatte der hochgewachsene, elegante Mann Gelegenheit, darüber nachzudenken, welches Risiko er durch sein Hierherkommen einging. Der Prinzgemahl war das Haupt der Admiralität, zusammen mit einem anderen Georg – Georg Churchill, Bruder des Herzogs von Marlborough.
    Ein tapferer Mann war dieser dänische Prinz. Die geistreichen Engländer, die Zugang zum Königspaar hatten, hielten ihn für warmherzig, aber geistig etwas schwerfällig. Doch sicher hatte er gehört, daß sein früherer Mitspieler am Kartentisch, Nathan Fletcher, dem Torynetz entgangen und Pirat geworden war. Und gewiß würde er vor einer Begegnung mit einer so tief gesunkenen Person zurückschrecken – außer sie fand in Anwesenheit einer Militäreskorte statt.
    Die Überlegung stimmte nicht ganz, aber sie kam nah. Die große, geschnitzte Flügeltür öffnete sich. Männer in Offiziersuniformen traten heraus und bezogen mit blanken Degen Posten um Fletcher. Der Hauptmann – die anderen vier waren Leutnants – wandte sich formell an Fletcher: »Ihren Degen, Sir.«
    Fletcher nahm ihn langsam aus seiner Scheide und händigte ihn mit dem Knauf voraus aus. Er sah zu, wie der Offizier die blitzende Klinge etwa zwanzig Schritt entfernt auf ein Sideboard legte und dann wieder durch die Tür verschwand.
    Er kam hinter einem wohlgenährten Mann in Samtkleidung zurück. Fletcher verbeugte sich tief, aber er konnte sich nicht enthalten, auf Niederdeutch, das außer dem Prinzgemahl und ihm sicher niemand im Raum verstand, zu sagen: »Du solltest nicht so viel essen, es bekommt dir nicht. Was meint Lady Anna dazu? Aber sag erst, wie geht es dir?«
    »Nate«, erwiderte der Prinz auf Englisch. »Du hättest nicht kommen dürfen.« Das pausbäckige Gesicht wirkte absolut nicht feindselig, sondern besorgt. »Ich bekam Berichte über dich, die mich bedauern ließen, daß ich dir half.« (Er war es gewesen, der Fletcher die heimliche Botschaft hatte zukommen lassen, daß die Tories ihn verhaften wollten. Nur dadurch hatte Fletcher rechtzeitig fliehen können. Und das war auch die Schuld, die Fletcher durch sein Kommen bezahlen wollte.)
    »Es ist meine Pflicht«, sagte der Prinz mit strengem Ton, »dich verhaften zu lassen. Kannst du mir einen guten Grund nennen, der dagegen spricht?«
    Fletcher erwiderte ernst: »Eure Hoheit, das riesige Schiff auf der Themse ist mit

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