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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Reeder, die Führung eines seiner Handelsschiffe an. Ich griff sofort zu und befand mich bis jetzt auf See.«
    »Ich nehme an, deine navigatorischen Fähigkeiten rühren aus den Tagen her«, sagte seine Schwester, »als du auf einem Whiskymeer von einem warmen Frauenleib zum anderen segeltest. Doch genug. Du weißt, wo dein Zimmer ist. Ich werde Mutter vorbereiten, ehe du aufstehst. Und dann«, schloß sie, »können wir uns über Angenehmeres unterhalten.«

 
16.
     
    Keith Hemistan erwartete keine Besucher, jedenfalls nicht jetzt, einen Tag, nachdem Nathan Fletcher sich das Blutgeld abgeholt hatte. Aber die Equipage, die gerade von der Landstraße auf seinen Besitz abbog, sah aus wie die von Verwandten in London. Also gab er seine Absicht auszureiten auf und kehrte durch den Park zum Schloß zurück. Die Szene, die sich ihm dort bot, war absolut unerwartet.
    Ein Dutzend Dienstboten drängten sich um eine Frau und einen Mann, die offenbar gerade aus der Kutsche gestiegen waren. Keith erkannte erst den Mann. Es war tatsächlich ein Vetter aus London. Trotzdem schritt er stirnrunzelnd weiter. Er mußte ein ernstes Wort mit Patricias altem Gesinde sprechen! Sie hatten, außer dem Butler, nichts an der Einfahrt verloren, wenn Besuch kam.
    Er hatte die Gruppe fast erreicht, und die Dienstboten machten ihm Platz, als sie ihn sahen. »Was, zum Teufel …«, begann er mit strenger Stimme. Und hielt inne. Ein gewaltiger Stein schien in seinen Magen zu plumpsen. Es war das Blut, das sich dort von Kopf und Gliedmaßen sammelte. Oder genauer gesagt: es war die Angst!
    Die Besucherin, die bisher hinter dem Gesinde verborgen gewesen war, bot sich nun seinem Blick. Und sie drehte sich zu ihm um, als sie seine scharfe Stimme hörte. Es war unglaublich! Es konnte nicht sein! Aber es war doch Lady Patricia Hemistan! Keith starrte sie an, ohne einen Ton hervorzubringen.
    »Vetter«, sagte sie mit klarer, entschlossener Stimme. »Ich kenne dich jetzt als das, was du bist, und weiß, was du getan hast. Für ein derartiges Verbrechen kann es keine Vergebung, keine mildernden Umstände geben! Niemals!«
    Der untersetzte Mann in der grauen Reitkleidung schien unsicher zu sein. Das Blut floß in seinen Kopf zurück.
    »Ich verlange«, fuhr Lady Patricia Hemistan fort, »daß du dich augenblicklich von meinem Grund und Boden entfernst und mir nie wieder unter die Augen kommst. Temple«, wandte sie sich an den Butler, »kümmern Sie sich darum, daß Mr. Hemistan beim Packen geholfen wird. Er verläßt das Haus in einer Stunde!«
    Wie bei vielen anderen Aristokraten seiner Zeit war die größte Furcht Hemistans die vor der Armut. Zehntausend Guineen hatte er erst gestern Nathan Fletcher bezahlt, und zuvor schon fünftausend. Diese Summe machte etwa neunzig Prozent dessen aus, was sein liederlicher Vater ihm vor zwei Jahren vererbt hatte. Ein Zittern rann durch seinen Körper. Es war heißer Haß, wie nur ein verzweifelter Mensch ihn empfinden kann, wenn er sich plötzlich seines gesamten Vermögens beraubt sieht. Ein Schuld- oder Schamgefühl quälte ihn nicht. Mit keinem Gedanken dachte er daran, was er dieser hübschen jungen Frau angetan hatte. Nur Haß erfüllte ihn. Haß auf Nathan Fletcher.
    Vielleicht kann ich mir das Geld zurückholen, überlegte er. Vielleicht ist er noch bei seiner Mutter. Vielleicht …
    Er durfte keine Zeit vergeuden. Also sagte er zu Temple: »Sorgen Sie dafür, daß meine Sachen ins Village Inn geschickt werden.«
    Doch antwortete nicht der Butler darauf, sondern der Vetter aus London, ein dreißigjähriger Mann von kräftiger Statur. Seine Augen waren im Moment eisig und unfreundlich. »Du wirst deine Sachen bekommen, Keith, aber verschwinde jetzt, ehe ich dich davonpeitschen lasse!«
    Diese letzten Worte nahm Keith Hemistan auf, als er bereits eilig davonstapfte. Er nahm an, daß man noch keine Schritte gegen ihn unternommen hatte. Also ließ er sich in den Stallungen fernab des Schlosses sein Lieblingspferd satteln und ritt zur Polizei in Bonnen Town.
    Er hatte sich seine Geschichte unterwegs gut überlegt, und je weiter er damit kam, desto glaubhafter erschien sie selbst ihm. »Sie hat den Halunken erkannt«, sagte er gerade. »Begegnete ihm vor Jahren mehrmals, wenn sie eine Kusine besuchte, das war in Wentworth. Der Bursche heißt Fletcher, Nathan Fletcher. Sah ihn gestern zufällig, als ich ausritt. Zog Erkundigungen ein. Hörte, er sei seit Jahren nicht zu Hause gewesen. Wenn er noch dort ist, können

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