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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Treppe hinunter und blieb neben Harley stehen. Zu Billy sagte sie: »Wen du von der Wirklichkeit der Situation überzeugen mußt, ist dieser Herr hier von der britischen Regierung.«
    Der Junge nickte. Er trat näher und wandte sich an Harley. »Ich bin mit einem der lantellanischen Landungsboote hier. In meiner Begleitung befindet sich Nodo, ein Individuum, das Sie als mechanisches Wesen erachten würden. Das Landungsboot verfügt über die Feuerkraft, zehntausend Soldaten mit einem Knopfdruck zu vernichten. Nodo besteht darauf, daß Kapitän Fletcher mit ihm und mir nach London kommt. Und da er sich nun dieser Frau bewußt wurde, verlangt er auch, daß sie uns begleitet, genau wie dieser Mann«, Billy deutete auf Abdul Jones, »und natürlich auch Sie, als eventueller Vermittler.«
    Als er diese Worte hörte, empfand Fletcher eine ungeheure Erleichterung, obwohl die verkrampfte Anspannung, die bei seiner Verhaftung eingesetzt hatte sich bereits ein wenig bei Harleys Ankunft lockerte. Ein wundervoller Gedanke erfüllte ihn. In dieser Nacht war nicht nur einer gekommen, um ihn vor dem Galgen zu retten, sondern gleich mehrere. Plötzlich war er ganz sicher, daß ihm kein baldiger Tod drohte. Der Henker von Bonnenshire würde am Morgen vergebens auf sein Opfer warten. Mit einemmal spürte er, daß Lady Patricia ihn beobachtete. Ihre Miene war ernst, aber ihre Augen drückten etwas von Bedeutung aus.
    Sie wußte sofort, daß er auf ihren Blick aufmerksam geworden war. Sanft sagte sie: »Selbst ich, Kapitän, hätte es nicht zugelassen.«
    »Was zugelassen?« fragte Fletcher verblüfft. Da erst wurde ihm bewußt, daß seine Gedanken ein offenes Blatt für sie gewesen waren. Er dachte an die vier ehemaligen Halunken. Sie hatten ebenfalls auf seine Gedanken geantwortet. Er sah Patricia an. »Auch Sie?« fragte er.
    Die hübsche junge Frau schien in weite Fernen zu blicken. »Es ist seltsam«, murmelte sie. »Es hat ganz den Anschein, als wäre mit uns allen dort draußen etwas geschehen. Sogar Sie verstehen es.« Sie schaute zu ihm hoch. »Kapitän – oder ist es nun General? – Fletcher, offenbar ist Ihnen jetzt ein Aufschub gewährt. Es könnte auch sein, daß Sie für Ihre Piraterie überhaupt nicht mehr bestraft werden.«
    Das waren genau auch seine Gedanken, darum sagte er nichts.
    »Sie sehen sich deshalb einem anderen Problem gegenüber«, fuhr Lady Hemistan fort.
    »Wie meinen Sie das?« fragte Fletcher verwirrt.
    »Sie müssen Ihre Seele purifizieren, eine Person absoluter Integrität werden. Keine Lüge, kein verbrecherischer Gedanke darf Sie je wieder beschäftigen oder Ihre Handlungen motivieren.« Ihre Augen leuchteten, und sie erwiderte fest seinen Blick, als er sie erstaunt anstarrte.
    Schließlich sagte er bedächtig: »Offenbar ist Ihnen nicht klar, was Purifikation für einen wie mich bedeutete. Gegenwärtig verdränge ich die allzu eindringlichen Bilder der Toten und Sterbenden, ihre von Panik und Grauen gezeichneten Gesichter. Was Sie vorschlagen, bedeutet, daß ich Frieden mit diesen Erinnerungen schließen muß. Das ist unmöglich! Wenn ich auch nur den geringsten Gewissensbissen Raum gebe, ich meine, in bezug auf diesen Teil meiner Vergangenheit, würde ich ein solch ungeheuerliches Gefühlschaos auslösen, daß ich tot vor Ihre Füße sänke, versengend, ja vielleicht sogar flammend vor innerer Qual.«
    Seine Worte mußten Visionen in ihr geweckt haben – lebendiger, schärfer, als sie es ertragen konnte. Sie zuckte zurück. Tapfer sagte sie jedoch: »Aber vielleicht, wenn Sie sich in der Zukunft guten Taten widmen und die Vergangenheit – begraben.«
    »Ich glaube«, Fletcher verneigte sich ironisch, »ich sollte Sie mit meiner Schwester Marion bekanntmachen. Sie können sich dann gemeinsam beraten, wie die Einzelheiten zu bewerkstelligen sind. Ich persönlich möchte kein Risiko eingehen.«
    »Vielleicht sollten Sie mir jetzt den Jungen vorstellen, der so höflich abwartend neben Ihnen steht, während wir uns über Sinnloses unterhalten.«
    Aber so sinnlos schien es ihm gar nicht zu sein. Ihre Worte hatten ein wenig Licht in einen dunklen Keller seines Geistes geworfen, und er hatte einen schnellen, erschrockenen Blick hineingewagt, der ihm ein wenig Erleichterung verschaffte.
    Aus diesem Grund konnte er nun mit fast fröhlicher Stimme sagen: »Nun, Billy, ehe diese Dame und ich uns über die Rettung meiner Seele unterhielten, erwähntest du, daß wir uns einer neuen, uns unbekannten Art von

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