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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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würde Geryim zur Rede stellen. Nicht heute, nicht morgen, aber bald. Er würde ihn so lange bedrängen, bis er nachgab und
dann ...
    Sothorn konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Bevor er sich versah, stand seine Welt Kopf. Ein schneidender Schmerz grub sich in seine Knöchel, während sein Rücken sich
unter dem unerwarteten Schlag wölbte. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst.
    Er stieß einen derben Fluch aus und tastete nach dem Waldboden, der sich auf einmal weit über ihm befand. Er streckte sich, aber seine Bemühungen waren vergebens. Ein Seil hatte
ihn mehrere Armlängen hoch in die Luft gezogen.
    Der Himmel war zu seinen Füßen und er selbst baumelte hilflos in einer Wildfalle. Sein Frühstück sickerte ihm in die Speiseröhre und ließ ihn wissen, wie wenig es
von der plötzlichen Umkehr seiner Welt hielt.
    „Verdammt ...“, knurrte Sothorn, nachdem sein schaukelnder Körper zur Ruhe gekommen war.
    Er spannte die Bauchmuskeln an und versucht, sich aufzurichten. Wenn er an die Lederriemen kam, die seine Fußknöchel einschnürten, konnte er sie vielleicht mit der Klinge an
seinem Unterarm durchtrennen. Es würde ihm einige blaue Flecken einbringen, wenn er aus dieser Höhe auf den Boden stürzte, aber das war besser, als wie ein erlegtes Reh darauf zu
warten, dass er gefunden wurde.
    Sothorn reckte sich und kämpfte gegen den Sog des Erdbodens an. Es schien möglich, solange es ihm gelang, seine Fesseln zu lösen, bevor seine Kräfte nachließen.
    Rasch zog er die Klinge. Seine Knöchel zu erreichen, war Schwerstarbeit. Es mangelte ihm nicht an Beweglichkeit, aber das Seil war hoch oben im Baum befestigt und reagierte auf die
geringste Störung, indem es sich widerspenstig wand und drehte.
    Nach mehreren fruchtlosen Versuchen überlegte Sothorn, die Klinge nach dem Seil zu werfen. Er war sich nicht sicher, ob die Waffe das Tau mit einem Schnitt zerteilen konnte. Es stand durch
sein Gewicht unter Spannung, aber was, wenn er verfehlte und seine einzige Waffe aufgab?
    Warum hatte er sich nur abgewöhnt, seine vollständige Bewaffnung zu tragen? Er hätte viel darum gegeben, in dieser Situation sein früheres Ensemble an Klingen und Dolchen in
der Kleidung und am Körper zu tragen.
    Faul war er geworden, faul und bequem. Es geschah ihm ganz recht, wenn alle über ihn lachten, weil er wie ein überreifer Apfel im Baum ging.
    Zwei weitere Versuche, die Riemen zu durchtrennen, folgten. Einer brachte Sothorn einen hässlichen Schnitt im Bein ein. Seine Bauchmuskeln zitterten vor Anstrengung.
    Um Kraft zu sammeln, ließ er sich einen Augenblick bewegungslos hängen. Als sein eigener Herzschlag nicht länger überlaut in seinen Ohren rauschte, glaubte er ein Knacken in
der Nähe zu hören.
    Nicht nah genug, um jemanden zu sehen, aber in Rufweite.
    Seinen Stolz herunterschluckend schrie Sothorn: „Kara? Bist du das?“ Er lauschte anstrengend und lächelte befreit, als sich das Knistern im Unterholz zu Schritten verdichtete:
„Hier drüben! Und wehe, du lachst.“
    Eine männliche Stimme antwortete ihm. Sie erklang in seinem Rücken und konnte ihre Belustigung nicht verhehlen: „Na, wenn das kein reicher Fang ist. Was tust du denn
hier?“
    „Enes“, stöhnte Sothorn. „Tu mir den Gefallen und verspotte mich später. Wie du siehst, bin ich in einer etwas unglücklichen Lage.“
    Der
bene-yden
umrundete ihn und tauchte auf dem Kopf stehend vor ihm auf: „Ja, das sehe ich. Ich frage mich gerade, wie ich dich in einem Stück auf den Boden bekommen soll.
Obwohl, vielleicht sollte ich dich hängen lassen und die anderen holen? Dein Anblick ist Gold wert.“
    Enes feixte, und Sothorn verdrehte die Augen.
    „Lass dir etwas einfallen. Ich gefalle mir nicht sonderlich als Jagdbeute.“
    „Nicht? Das ist mir neu. Aber gut, ich tue dir den Gefallen. Warte ...“, Enes trat an ihn heran und nahm ihm die Klinge aus der Hand. „Mal sehen, was ich für dich tun
kann.“
    Sothorn überkam ein eigenartiges Gefühl. Im ersten Augenblick brachte er es mit der Tatsache in Verbindung, dass es seinem Instinkt zuwiderlief, sich entwaffnen zu lassen. Doch als
Enes keine Anstalten machte, ihn zu befreien, nahm das warnende Ziehen in seinem Hinterkopf zu.
    Unbehaglich wand er sich in seinen Fesseln: „Mach schon. Mir steigt das Blut in den Kopf. Kara ist ganz in der Nähe, falls du Hilfe brauchst.“
    Enes wog prüfend die Klinge und strich mit dem Daumen über den gehärteten Stahl.
    Fragend zog er

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