Zentauren-Fahrt
Jahrhundert, und zwar sofort!« sagte Irene, die jetzt schon etwas heiterer wirkte. »Danach brauchen wir nur noch den Ort.«
»Mit Hilfe einer systematischen Nachforschung müßte die entsprechende geographische Lage leicht zu lokalisieren sein.«
»Dann suchen wir endlich Eure Archive«, sagte sie.
»Leider wissen wir nichts über diese Periode«, erinnerte Arnolde sie. »Es ist kaum wahrscheinlich, daß wir per Zufall auf eine geeignete Institution stoßen.«
»Da kann ich was machen«, meinte Dor. »Die wäre doch bestimmt dort, wo es viele Leute gibt, nicht wahr?«
»Korrekt, König Dor.«
»Äh, es ist wohl besser, wenn Ihr mich hier nicht König nennt. Erstens bin ich ja eigentlich gar nicht wirklich einer, und die Leute hier könnten das sehr merkwürdig finden.« Dann fragte er den Sand: »Wohin geht’s zu den meisten Leuten?«
»Woher soll ich das wissen?« fragte der Sand zurück.
»Du weißt doch, aus welcher Richtung die meisten kommen, und wohin die meisten gehen.«
»Ach so. Meistens gehen sie nach Norden.«
»Also dann – auf nach Norden!«
Sie marschierten gen Norden und kamen nach einer Weile an einen mundanischen Pfad, der zu einem Weg wurde, welcher wiederum später in eine Art gepflasterte Straße überging. In Xanth gab es derlei Straßen nicht, und Dor mußte sie genau befragen, um zu begreifen, was es mit ihr auf sich hatte. Offenbar erleichterte sie das Reisen von Fahrzeugen, die aus Metall und Gummi bestanden und sich mit irgendwelcher Magie fortbewegten, oder was immer es auch sein mochte, was die Mundanier einsetzten, um solche Wunder zu vollbringen. Man nannte diese Gefährte »Wagen«, und sie bewegten sich sehr schnell von der Stelle.
»So etwas Ähnliches habe ich unter der Erde einmal gesehen«, sagte Grundy. »Die Dämonen fuhren in solchen Dingern herum.«
Bald darauf erblickten sie einen Wagen. Das Ding zischte wie ein rasender Drache an ihnen vorbei und spuckte dünnen Rauch aus seinem Hinterteil.
»Seid Ihr sicher, daß es in Mundania keine Magie gibt?« fragte Grundy. »Nicht einmal die Dämonen hatten Feueratmer.«
»Sicher bin ich mir ganz und gar nicht«, gab Arnolde zu. »Vielleicht nennen sie ihre Magie einfach nur anders oder benutzen sie auf andere Weise. Ich bezweifle, daß sie bei uns funktionieren würde. Vielleicht glauben wir nur deshalb, daß es in Mundania keine Magie gibt – weil sie nicht für unsere Zwecke anwendbar ist.«
»Ich will nichts mit solchen Wagen zu tun haben«, sagte Irene. »Ein Drache, der sein Feuer und seinen Dampf aus seinem Hinterteil entweichen läßt, ist entweder verrückt, oder er hat enorme Verdauungsstörungen. Wie soll er denn da kämpfen? Suchen wir unsere Archive und machen wir, daß wir wieder wegkommen.«
Die anderen stimmten ihr zu. Dieser Aspekt Mundanias war wirklich ein Zeichen für eine verkehrte Welt. Sie mieden die Schnellstraße und hielten sich lieber an die parallel dazu verlaufenden Wege. Dor befragte immer wieder den Boden, und gegen Nachteinbruch näherten sie sich schließlich einer Stadt. Es war eine seltsame Siedlung, mit einander kreuzenden Wegen, die große Plätze freiließen, und Gebäuden, die alle in Reihen nebeneinanderstanden und mit ihren Fronten zu den Wegrändern zeigten, so daß kaum noch Platz für Wald blieb. Manche von ihnen waren so hoch, daß es an Wunder grenzte, daß sie nicht vom Wind umgeworfen wurden.
Sie lagerten am Stadtrand im Schutz eines großen Schirmbaums, den Irene für sie wachsen ließ, und dessen Schirm sich fast bis zum Boden senkte, so daß sie darunter verborgen blieben. Das war sicherlich auch besser so, denn sie hatten keine Vorstellung davon, wie die Mundanier reagieren würden, wenn sie einen Oger, einen Golem und einen Zentauren erblickten.
»Weiter können wir als Gruppe kaum gehen«, sagte Dor. »Hier gibt es viele Leute und nur wenige Bäume. Wir können nicht mehr unbemerkt reisen. Ich glaube, es wäre besser, wenn Irene und ich losgehen und ein Museum suchten…«
»Eine Bibliothek«, berichtigte ihn Arnolde. »Ich könnte mich zwar ewig und drei Tage in einem mundanischen Museum aufhalten, und würde jeden Augenblick davon auch genießen, aber in einer Bibliothek ist die gesuchte Information sicherlich leichter zugänglich.«
»Also eine Bibliothek.« Dor wußte, was das war, denn König Trent besaß viele Bücher in seinem Bibliothekszimmer auf Schloß Roogna.
»Aber das ist rein akademisch, wobei der Kalauer keineswegs beabsichtigt war«, fuhr
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