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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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»Jetzt«, sagte die Ampel schließlich. »Geh geradeaus, in gleichmäßigem Tempo. Und zwar schnell. Du hast nicht den ganzen Tag dafür zur Verfügung, sondern lediglich fünfzehn Sekunden.«
    »Aber da kommt ein Wagen auf mich zugeschossen!« protestierte Dor.
    »Der wird anhalten«, versicherte ihm die Ampel. »Ich werde im letztmöglichen Augenblick auf Rot umschalten und ihn dazu zwingen, sein Gummi beim Bremsen anzusengen. So was beschert mir eine tiefe Befriedigung.«
    Nervös trat Dor wieder auf die Straße. Der Wagen schoß entsetzlich nahe heran, dann hielt er quietschend an, um in einer Handbreit Entfernung vor Dors bebendem Körper zum Stehen zu kommen. »Diesmal hab’ ich dir aber einen echten Schrecken verpaßt, du verdammter Fußgänger«, sagte der Wagen hämisch durch eine Wolke verbrannten Gummis. »Wenn diese blöde Ampel nicht gewesen wäre, hätte ich dich erwischt. Waldheinis wie dich sollte man erst gar nicht frei auf der Straße herumlaufen lassen.«
    »Aber wie kann ich denn die Straße überqueren, wenn ich nicht auf die Straße darf?« fragte Dor.
    »Das ist dein Problem«, höhnte der Wagen.
    »Siehst du, ich habe sie perfekt im Griff«, sagte die Ampel zufrieden. »Ich erwische Hunderte, jeden Tag. Keiner kommt über meine Kreuzung, ohne seinen Zoll in Benzin und Gummi zu entrichten.«
    »Ach, schieb dir doch deine Birnen wohin!« fauchte der Wagen die Ampel an.
    »Laß dir doch deine Hupe vernickeln!« blitzte die Ampel zurück.
    »Eines Tages werden wir Wagen einen Aufstand machen und eine neue Achse bilden«, sagte der Wagen finster. »Dann werden wir euch dirigistische Ampeln ummähen und haben endlich den freien Wettbewerb auf den Straßen.«
    »Du ödest mich wirklich an«, sagte die Ampel verächtlich. »Ohne mich hättet ihr doch nicht das kleinste bißchen Disziplin.«
    Dor schritt weiter. Ein weiterer Wagen kam auf ihn zugeschossen, und Dor sprang nervös beiseite. »Verpaßt!« murrte der Wagen. »Jetzt habe ich schon eine ganze Wochen keinen mehr erwischt!«
    »Verschwinde von meiner Kreuzung!« kreischte die Ampel. »Du hast keinen Augenblick angehalten! Du hast kein bißchen Gummi versengt! Du sollst erst Benzin beim Warten verschwenden, bevor du weiterfährst! Wie soll ich denn hier ein ordentliches Ausmaß an Verschmutzung aufrechterhalten, wenn du dabei nicht mitmachst?«
    »Ach, hau dir doch die Sicherungen durch!« grölte der Wagen und fuhr weiter.
    »Polizei! Polizei!« blitzte die Ampel. »Dieser kriminelle Wagen hat gerade die Ampel mißachtet! Verbrecherwagen! Verbrecherwagen!«
    Doch als die anderen Wagen sahen, daß ihr Kollege mit seiner offenen Revolte ungestraft davonkam, beeilten sie sich, dasselbe zu versuchen. Im Nu füllte sich die Kreuzung mit schnaubenden Gefährten, die fröhlich zusammenstießen. Dor bemerkte das Knistern eines frisch entzündeten Feuers.
    Da bewegte sich das magische Feld aus der Reichweite der Ampel heraus, und Dor war erleichtert, denn er wollte jedes Aufsehen vermeiden.
    Irene erschien wieder. »Diesmal hast du’s fast geschafft, Dor! Warum hörst du nicht auf, mit Ampeln herumzualbern, und suchst endlich eine Bibliothek?«
    »Versuche ich ja die ganze Zeit!« bellte Dor sie an. »Wo gibt’s hier eine Bibliothek?« befragte er den Gehsteig.
    »Du brauchst keine Bibliothek, du brauchst einen Leibwächter, du ungeschickter Tölpel«, erwiderte der Gehsteig.
    »Du sollst nur meine Frage beantworten!« Die Perversität der unbelebten Gegenstände schien in Mundania noch schlimmer zu sein als in Xanth. Vielleicht lag es daran, daß die Gegenstände hier nie durch Magie gezähmt worden waren.
    »Drei Blocks süd, zwei ost«, gab der Gehsteig widerstrebend zur Antwort.
    »Was ist das, ein Block?«
    »Gibt es diesen Kretin wirklich«, fragte der Gehsteig rhetorisch.
    »Antworte!« fauchte Dor. Und nach und nach erhielt er die geforderte Information. Ein Block war eines der großen Quadrate, die von den sich kreuzende Straßen gebildet wurden. »Gibt es dort einen Archivar?«
    »Einen was?«
    »Einen Forscher, jemanden, der sehr viel weiß?«
    »Ach so, na klar. Den besten im ganzen Staat. Der latscht die ganze Zeit hier herum. Merkwürdiger alter Kauz.«
    »Dieser Gehsteig versteht dich aber wirklich«, bemerkte Irene hämisch.
    Dor schwieg. Irene war vor Bemerkungen des Gehsteigs über ihre Beine geschützt, weil sie sich außerhalb des magischen Feldes befand. Dor wußte, daß Arnolde hinter ihm war, weil seine Magie funktionierte.

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