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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Dor. »Wenn wir die Soldaten alarmieren…«
    »Ihr vergeßt meine Macht«, belehrte ihn die Königin. »Ich kann eurer Gruppe die Illusion der Nichtanwesenheit verleihen. Niemand wird euch hören oder sehen, egal, was ihr tut.«
    Wirklich eine einfache Lösung! Schon die bloßen Illusionskünste der Königin genügten, ums sie alle zu retten. »Brich die Mauer auf, Krach«, rief Dor. »Wir können König Trent allein befreien!«
    Mit einem zufriedenen Grunzen machte der Oger einen Schritt auf die Wand zu. Da verschwand er plötzlich, und nach ihm der Zentaur. Dor merkte plötzlich, wie er ein Nichts umarmt hielt. Er konnte Irene weder sehen noch fühlen, und hören tat er auch nichts – doch dort, wo sie sein mußte, war ein Widerstand zu spüren. Er drücke versuchsweise dagegen.
    Irgend etwas schob ihn zurück. Es war wie die Kraft der Masseträgheit, etwa wie wenn er ganz schnell um eine Ecke lief, eine Kraft, die keinerlei Ursprung zu haben schien. Irene war tatsächlich da! Dieser Zauber war anders als jener, den der Zentaur eingesetzt hatte. Er machte die Leute innerhalb seines Wirkungsbereiches ebenso unsichtbar für die Außenwelt wie für einander. Er hoffte nur, daß dies nicht zu Komplikationen führen würde.
    In der Mauer erschien ein Loch. Lautlos wurden Steine herausgerissen. Der Oger war an der Arbeit.
    Dor hielt seinen Arm weiterhin um das Nichts an seiner Seite, und es folgte seinen Bewegungen. Neugierig geworden, wie weit die Illusion der Nichtigkeit reichte, schob er die Hand vor. Manche Teile des Nichts waren nachgiebiger als andere. Da stolperte er plötzlich – ein wesentlich unnachgiebigerer Teil hatte ihm einen Schubs verpaßt. Dann half ihm etwas, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Offenbar tat es dem Nichts leid. Er legte dem Arm um es herum und drückte es an sich, um es zu küssen, doch es fühlte sich nicht richtig an. Er kam zu dem Schluß, daß er wohl gerade ihren Hinterkopf küßte. Er packte ein Stück Nichts und zog freundlich daran.
    Da erschien Irene wieder – lachend. »Oh, das zahle ich dir aber heim!« Da erkannte sie, daß auch sie ihn im Mondlicht erkennen konnte. Sie legte die Jacke erneut um ihren Oberkörper – sie war während ihrer unsichtbaren Begegnung herabgerutscht – und zog ihn an sich. »Wir verlieren noch den Anschl…« Da verschwand sie wieder und war nicht mehr zu hören.
    Sie waren wieder in das Wirkungsfeld des Zentauren getreten. Dor hielt ihre Nichts-Hand fest und folgte den anderen Nichtsen durch das Loch in der Mauer.
    Einen Augenblick lang wurden sie alle wieder sichtbar. Arnolde stand vor ihnen und schickte sich gerade an, sich an einem Geröllhaufen vorbeizumanövrieren. Krach hatte zwar einen Durchbruch zum Kellergeschoß freigemacht, doch ihr Weg war alles andere als eben. Als der Zentaur bemerkte, daß sich sein Durchgang von der Königin fortbewegt hatte, korrigierte er hastig seinen Irrtum, und alle verschwanden wieder.
    Da erschien Burgpersonal und starrte die Geröllhaufen an, für die es keinerlei Ursachen zu geben schien. Einer der Männer trat in den Gang – und verschwand. Das sorgte für neue Aufregung. Bislang schienen die Mundanier diese merkwürdigen Ereignisse noch nicht in Verbindung mit einer Invasion zu bringen.
    Der Oger hieb einen Tunnel, der sich schrittweise immer länger hinzog. Schon bald waren sie zur Zelle der Königin vorgestoßen, dann zu der von König Trent und schließlich bis zu König Omen. Da wurden sie alle wieder sichtbar, und ein leises Lächeln erschien – eine Gabe der Königin. Dor war sich unschlüssig, ab welchem Punkt Illusionen zur Wirklichkeit wurden, denn Licht war schließlich Licht, wie immer man es auch erzeugen mochte. Andererseits hatte er gelernt, sich wegen solcher Feinheiten nicht allzusehr den Kopf zu zerbrechen.
    Irene sprang vor und warf sich in König Trents Arme. »Ach, Pappi!« schluchzte sie unter Freudentränen.
    Da mußte Dor seinen schlimmsten Eifersuchtsanfall von allen erfahren. Das war natürlich völlig aberwitzig – warum sollte sie schließlich ihren Vater nicht lieben? Er blickte sich um – und erspähte Königin Iris, die ihren Gatten und ihre Tochter mit einem ähnlichen Gefühl zu mustern schien. Auch sie war eifersüchtig – und unfähig, es auszudrücken.
    Zum ersten Mal in seinem Leben empfand Dor so etwas wie Sympathie für die Königin. Immerhin hatten sie dieses Laster gemeinsam.
    Der König ließ Irene los und blickte sich um. Plötzlich erschien es Dor

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