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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ertragen«, betete das Glas. Die Wolke hatte einen schmalen So n nenstrahl hindurchgelassen, so daß es jetzt wieder helle war. »Denk über folgendes nach: Wer kann den Berg am leichtesten beste i gen?«
    »Der Berghanghufer«, sagte Dor. »Aber das nützt mir nichts. Ich bin es schließlich, der…«
    »Denk drüber nach«, wiederholte das Glas eindringlich.
    Das erinnerte Dor daran, wie König Trent die Bedeutung der Ehrlichkeit betont hatte, und das verärgerte ihn. Dieser Berg war schließlich kein König! Was hatte er also in dunklen Andeutungen zu reden, als wäre Dor irgendein Idiot, der einer Sonderbehandlung bedurfte! »Hör mal, Glas – ich habe dir eine ganz d i rekte Frage gestellt…«
    »Rein technisch gesehen war das eine indirekte Frage. Meine Antwort spiegelt die Art wider, wie du die Sache angehst. Aber dir ist doch wohl sicherlich klar, daß ich unter dem Interdikt eines anderen Magiers stehe?«
    Dor wußte zwar nicht, was ein »Interdikt« war, konnte es sich aber denken: Humfrey hatte dem Berg befohlen, das Geheimnis nicht auszuplaudern. Doch die Wolke kam immer näher und wir k te immer bedrohlicher, was seine Geduld dämpfte. »Gras – ich meine, Glas! Ich bestehe darauf, daß du mir sagst, wie ich…«
    »Das ist natürlich schon die Antwort.«
    Dor hielt inne. Dieses allzuhelle Ding wollte ihn zum Narren halten. Er ging im Geiste noch einmal das Gesagte durch. Gras – ich meine Glas! Ich bestehe darauf, daß du mir sagst, wie ich… wieso war das die Antwort? Und doch schien dies der Fall zu sein.
    »Du kriegst es nie raus«, meinte das Glas abfällig.
    Plötzlich hatte er es: Gras, ein Versprecher! Gemeint war natü r lich Heu!
    »Heu!« rief er.
    Die Zombieseeschlange, die dies für einen Befehl hielt, schwamm durch den Graben und brachte einen Bissen trockenes Gras vom anderen Ufer herbei.
    »Danke, Schlange«, sagte Dor und nahm den Armvoll Gras en t gegen. Er schüttelte die Schleim- und Schmierüberreste heraus, zusammen mit einigen Zähnen des Ungeheuers, die scheppernd auf das Glas fielen. Zombies besaßen einen schier unerschöpfl i chen Vorrat an Körperteilen, die sie verlieren konnten; das war Teil ihres Wesens.
    Wieder machte er sich an den Aufstieg, doch diesmal wollte er dem Hufer auch begegnen. Er stellte sich mit seinem Heubündel hin und blickte das Tier an.
    Der Hufer kam um den Berg – und blieb stehen, als er ihn au s gemacht hatte. Er stellte die Ohren vor und fuhr sich mit der Zu n ge über die Lippen.
    »Recht so, du schönes Rind!« sagte Dor. »Dieses Heu hier ist für dich. Zum Denken und Kauen – zum Kauen, während du nac h denkst. Ich hab’ gesehen, daß du hier nicht viel zum Äsen hast. Du mußt eine Menge Kraft verbrauchen, wie du so hier heru m stampfst. Das macht sicherlich Appetit. Eine Mittagspause wäre für dich bestimmt das richtige, bevor der Regen alles verdirbt.«
    Die Augen des Hufers weiteten sich. Sie waren sehr schön und seelenvoll. Der Hufer war ein Weibchen. Seine breiten Nüstern bebten, als es den Duft des frischen Heus witterte. Wieder fuhr es mit seiner rosa Zunge über sein Maul. Es war deutlich, daß es Hunger hatte.
    »Wenn ich das Heu einfach hinlege, dann rutscht es natürlich einfach wieder den Berg hinab in den Graben«, argumentierte Dor. »Du könntest es dann zwar bestimmt wieder herausfischen, aber wenn es von Schleim bedeckt ist, schmeckt es nicht besonders gut, nicht wahr?« Während er sprach, fegte ein etwas stärkerer Win d stoß einige Halme davon und wehte sie in den Schleim des Gr a bens. Der Hufer zuckte beunruhigt zusammen.
    »Ich sag’ dir, was ich tun werde«, fuhr Dor fort. »Ich steige ei n fach auf deinen Rücken und trage das Heu. Dann kann ich dich beim Gehen füttern. Auf diese Weise kannst du alles auffressen, ohne daß dir auch nur ein einziges Hälmchen entgeht. Und auße r dem kann dir dann niemand vorwerfen, du hättest deine Pflicht vernachlässigt. Denn du wirst ja die ganze Zeit dabei auf Patroui l lengang sein.«
    »Mmmmuuuuuuuhhhh!« stimmte der Hufer ihm sabbernd zu. Das Tier mochte vielleicht nicht sonderlich intelligent sein, wußte aber ein gutes Geschäft zu würdigen, wenn es ihm unter die Nase gerieben wurde.
    Dor ging auf den Hufer zu, gab ihm einen satten Happen Heu und kletterte von der Talseite her auf seinen Rücken. Sein linker Fuß stieß auf den Boden, während sein rechter ein gutes Stück über der Glasoberfläche hing, dennoch saß er aber aufrecht. Er beugte sich vor, um dem

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