Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
ist in deinem Sinne, oder?«
»Ja –« Sein eigenes Handy meldete sich erneut. »Sekunde.« Kurz überlegte er, Lauras Anruf nicht anzunehmen, aber dann tat er es doch. Er hätte ihr fairerweise erzählen sollen, dass er vorhatte, sich ihren Exmann vorzunehmen.
»Störe ich? Ist irgendetwas passiert?«
»Nein, warum? Was sollte sein?«
»So, wie ihr den halben Kühlschrankinhalt auf dem Esszimmertisch zurückgelassen habt, haben wir sonst was befürchtet.« Mark verzog das Gesicht, aber eine Grundsatzrede über Ordnung und Hilfe im Haushalt blieb ihm erspart. »Seid ihr wieder im Einsatz?«
»Wenn du meinst, ob ich im Moment dienstlich unterwegs bin, hast du recht, aber keine Sorge. Alles harmlos, ich will mich mit deinem Exmann treffen.«
Die Leitung blieb still, und Mark fluchte im Stillen auf Englisch, während er den Audi mit einer Hand durch den dichter werdenden Verkehr lenkte.
»Grüß ihn nicht von mir. Wenn er nicht redet, reiß ihm die Fingernägel raus, oder was ihr sonst so macht, um Leute zum Reden zu bringen.«
Mark verschluckte sich vor unterdrücktem Lachen und räusperte sich, ehe er antworten konnte. »Ich glaube, wir müssen über dein Bild von unseren Methoden reden.«
»Ich habe mal einen Film gesehen, da hat jemand einen Gefangenen mit einem Bunsenbrenner –«
»Bitte, Laura, hör auf, sonst setze ich den Audi gegen den nächsten Baum. Wir brauchen zwar ein paar Antworten von ihm, aber ganz bestimmt nicht so. Wir sehen uns heute Abend bei Dirk, und bis dahin solltest du dir keine Horrorfilme ansehen.«
»Ich wollte nur helfen. Pass auf dich auf.«
»Tu ich immer. Bis dann.«
Stephan sagte zwar nichts, aber seine Miene sprach Bände. Mark spürte, wie bei seinem Beifahrer wieder Misstrauen aufflackerte.
»Wir haben uns letztes Jahr kennengelernt.«
»Das klang nach mehr.«
»Ist es auch, aber das spielt für unseren Fall keine Rolle. Kranz weiß davon nichts, und genau so soll es bleiben.«
»Kein Problem. Und ich werde bestimmt nicht mit dir über dein Privatleben diskutieren. Aber wie sieht es mit ihrem Onkel aus? Wenn ihr glaubt, dass er hinter Zerberus steckt, wie kannst du …?« Stephan brach ab und musterte ihn prüfend. »Schon gut. Verstanden. Noch hundert Meter, dann rechts und gleich links auf den Parkplatz.« Der abrupte Themenwechsel brachte Mark zum Schmunzeln, aber wenigstens war der Punkt definitiv erledigt.
Bis auf die Tatsache, dass er sich von seiner Waffe trennen musste, verlief ihre Ankunft auf dem Gelände der JVA problemlos, aber damit hatte er gerechnet. Das Gebäude mit den farblosen Gängen und den allgegenwärtigen Gittern war ein typischer Gefängnisbau, der bereits bessere Zeiten gesehen hatte. Lediglich das Eingangsportal mit der roten, treppenförmigen Fassade erinnerte ihn an die Häuser aus der Hansezeit in Lübeck und schien zu der Bestimmung des Gebäudes nicht zu passen. Das karge Fußballfeld im Innenhof, das von einer Grasfläche umgeben war, die aus mehr Sand als Grün bestand, passte da schon eher.
Vor einer Tür mit einem Beobachtungsfenster stand Steilmann, hielt einen Plastikbecher in der Hand und sprach mit einem uniformierten Mann. Als sie sich näherten, entfernte sich der Justizangestellte. »Das ist doch mal eine nette Überraschung, euch heute friedlich zusammen zu sehen. Kranz wartet bereits, weiß aber nicht, dass sich ein amerikanischer Besucher angekündigt hat. Herr Laazen hat ihn als ängstlich, aber nach wie vor unverbesserlich bezeichnet. Er führt sich auf, als ob er morgen herauskommt, und sein Schuldbewusstsein oder seine Bereitschaft, sich zu integrieren, tendiert gegen null.«
»Also alles unverändert«, stellte Mark trocken fest.
»Es ist eben nicht jeder so einsichtig wie ihr. Wenn ihr gleich auf mich gehört und miteinander geredet hättet, hättet ihr das auch leichter haben können.«
Stephan runzelte warnend die Stirn, während Mark nur eine Augenbraue hob. »Wollen wir das vertiefen oder bringen wir es hinter uns?«
»Was immer Sie befehlen, Captain. Ich warte draußen und habe Herrn Laazen bereits gesagt, dass ihr auf euch aufpassen könnt und niemanden dabeihaben wollt.«
Tief durchatmend stieß Mark die Tür auf. Auf eine weitere Begegnung mit Kranz hätte er verzichten können. Zu der Wut wegen des Schicksals seiner Schwester kam ein anderes Gefühl hinzu, das er nicht benennen konnte. Wenn er sich auf die Fakten konzentrierte, musste er dem Mistkerl für seine Taten beinahe dankbar sein, weil er
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