Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
neben dem Konsul einen weiteren, wesentlich einflussreicheren Verantwortlichen für Zerberus gab. Einen Mann, der nicht davor zurückschreckte, einen Killer auf Kinder anzusetzen.
Hatte Browning sich zuvor gefragt, wo seine persönliche Grenze lag, so kannte er jetzt die Antwort. Tamms’ Einschüchterungsversuche waren vergleichsweise harmlos gewesen, aber mit der Vorstellung, ein Kind zu töten, konnte er nicht leben. Automatisch dachte er an Mark Rawlins, der offenbar ebenso gedacht hatte. Das Kind hatte er gerettet, war aber selbst im Krankenhaus an den Folgen der Schussverletzung gestorben. Wieder ein Punkt, der weitere Frage aufwarf. Was genau war auf diesem Spielplatz vorgefallen? Warum war der SEAL dort überhaupt aufgetaucht?
Browning leerte den Becher und stellte ihn in die Spüle. So sehr er auch den Tod des SEALs bedauerte, war er doch erleichtert, dass sie nicht als Gegner aufeinandertreffen würden. Nun mussten sie nur noch mit den Männern vom LKA fertigwerden, und das Geschäft des Konsuls lief wieder im ruhigen Fahrwasser – sofern sich nicht noch unangenehme Überraschungen ergaben.
Gedankenverloren beobachtete er eine Möwe vor dem Fenster. Unbeirrt von den heftigen Sturmböen suchte sie sich ihren Weg, ließ sich nicht von ihrem Ziel abbringen und endlich auf der Anlegestelle des Grundstücks.
Der Flug des Vogels erschien ihm plötzlich wie ein Sinnbild seines eigenen Lebens. Er wandte sich vom Fenster ab. Es gab einiges zu planen und zu veranlassen. Trotzdem blieb ein bitterer Beigeschmack, der nicht von dem hervorragenden Kaffee kam.
Stephan entpuppte sich als angenehmer Beifahrer, der die meiste Zeit schweigend aus dem Fenster sah und offenbar seinen eigenen Gedanken nachhing. Mark konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was es für den Deutschen heißen musste, in der Vergangenheit mehr als einmal sein Leben riskiert zu haben, nur um jetzt so getäuscht zu werden.
Mark vermutete, dass Stephan das schon seit dem Vortag klar war. Wahrscheinlich beschäftigte ihn der Gedanke auch jetzt noch.
Sein Handy durchbrach die Stille im Wagen. Er warf einen schnellen Blick aufs Display. Dirk. Dann musste es wichtig sein. »Was gibt’s?«
»Schalt mich auf Lautsprecher, dann musst du gleich nicht alles für Stephan wiederholen.« Mark drückte die entsprechende Taste. »Du bist auf laut gestellt.«
»Wir sind auf etwas gestoßen, das verdammt gut das Motiv für die Beteiligung des Konsuls sein kann.«
»Und was wäre das?«
»Schiffe.«
Dirk warf ihnen das Wort hin, als ob damit alles gesagt wäre. Zu Marks Erleichterung konnte auch Stephan offensichtlich nichts damit anfangen. »Kannst du das ein wenig ausführlicher erklären?«
Dirk lachte leise. »Ich dachte, so gut wäre euer Allgemeinwissen. Durch die Finanzmarktkrise sind jede Menge Schiffe in die Schieflage geraten. Ich erspare euch einen Vortrag über Schiffsbeteiligungen und so einen Kram. Fakt ist, dass dem Herrn Konsul das Wasser bis zum Hals steht. Lange werden sich die Banken nicht mehr ruhig verhalten. Wenn du mich fragst, ist das der Grund, warum er sich auf den Scheiß eingelassen hat.«
»Klingt plausibel. Wie bist du darauf gekommen?«
»Intuition und eine dezente Nachfrage bei einem Exkollegen meiner Frau. Das Problem ist nur, dass ich jetzt zwar einige nette Unterlagen über die Finanzsituation des Herrn auf dem Rechner habe, wir die aber nicht vor Gericht verwenden können.«
»Dann hilft uns das nicht weiter.«
»Nicht so schnell, Mark. Vor Gericht können wir das Zeug nicht verwenden, aber es ist durchaus geeignet, um bei der Staatsanwaltschaft Eindruck zu machen.«
Da auch Stephan nickte, akzeptierte Mark die Einschätzung der Deutschen. Nachdem er das Telefonat beendet hatte, zwang er sich zu einem Grinsen. »Trotzdem ist es noch ein weiter Weg, bis wir genug haben, um ihn ins Gefängnis zu bringen.«
Stephan winkte ab. »Das geht manchmal schneller, als man vorher denkt. Die Hinweise verdichten sich doch schon. Da vorne musst du abbiegen.«
Mark verließ die Umgehungsstraße und folgte den Wegweisern Richtung Innenstadt, während nun Stephan telefonierte. Neumünster wirkte trist und grau, aber vermutlich war es unfair, die Stadt nach dem ersten Eindruck und den Häusern rechts und links der Ringstraße zu beurteilen.
Stephan steckte sein Handy weg. »Bernd hat alles arrangiert. Wir können ohne besondere Formalitäten direkt zu Kranz. Du bist als Vertreter des Schatzamtes avisiert. Ich denke, das
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