Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
GSG9, wo ist denn da der Unterschied? Am Ergebnis ändert sich nichts, es sind eben dieses Mal ein paar Vorschriften nicht eingehalten worden. Na und? Außerdem glaube ich persönlich, dass SEALs und KSK gestern um einiges besser geeignet waren, die Situation ohne größere Verluste zu klären. Und du bist ja sonst in der Wahl deiner Methoden auch nicht gerade zimperlich.«
Stephan sah Dirk ratlos an. »Was meinst du mit ›meinen Methoden‹?«
»Glaubst du, du bist der Einzige, der sich Informationen über vergangene Einsätze besorgen kann? Einiges klang richtig nett, ich wollte schon immer einen deutschen James Bond kennenlernen. Noch einen Kaffee oder lieber einen Martini? Gerührt oder geschüttelt?«
Dirks lockere Worte entspannten die Atmosphäre, lächelnd schüttelte Stephan den Kopf. »Einen Kaffee nehme ich noch. Leider hat die Realität mit dem Film nicht viel gemeinsam. Keine schnellen Autos, keine schönen Mädchen, nicht mal eine Lizenz zum Töten.«
Dirks Miene verhärtete sich bei Stephans letzten Worten, dann entspannte er sich wieder. »Den Kaffee kannst du bekommen, dein Wagen steht in Hamburg beim Präsidium, darum hat sich einer der Kollegen gekümmert. Aber die Mädchen musst du dir alleine besorgen. Was genau hast du jetzt vor?«
»Erst Kranz besuchen, dann nach Berlin fahren und herausbekommen, wer dort falschspielt. Und vorher noch erfahren, was ihr bereits wisst.«
Mark signalisierte seine Zustimmung und trank seinen Kaffee aus. So wie es aussah, kam er um den Besuch bei Kranz nicht herum.
37
Browning blickte nicht auf, sondern blätterte weiter in den Unterlagen. Irgendwann würde Tamms kapieren, dass er kein Interesse an einem Gespräch, geschweige denn am Austausch von vermeintlichen Vertraulichkeiten hatte.
Aufatmend stand Browning auf, als die Tür hinter seinem aufdringlichen Kollegen ins Schloss fiel, und verließ ebenfalls sein Büro. Die Pantry für die Angestellten war wie alles in der Villa hochwertig ausgestattet und eingerichtet. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten und seinen Kollegen war die Kaffeemaschine eine der wenigen erfreulichen Seiten seiner Arbeit. Das Mahlwerk zerkleinerte innerhalb von Sekunden die Kaffeebohnen, während bereits das Wasser auf die richtige Temperatur erhitzt wurde. Heraus kam eine braune Flüssigkeit, die den Namen »Kaffee« verdiente, besonders in der Einstellung »extra stark«, die Browning bevorzugte.
Nachdenklich nippte er an dem heißen Getränk und ließ sich die Informationen der letzten Tage und Stunden durch den Kopf gehen. Sein Chef schien beruhigt und hatte vor dem Aufbruch zum Empfang in der Industrie- und Handelskammer entspannt und eloquent wie immer gewirkt. Niemand käme auf die Idee, dass dem ehrwürdigen Konsul das Wasser buchstäblich bis zum Hals stand. Wenn diese viel gerühmte chemische Waffe nicht bald Geld in die Kasse spülte, war er am Ende. Der Konsul schien jedoch sicher zu sein, dass sämtliche Probleme beseitigt waren – und das zu einem Zeitpunkt, an dem er gerade seine bisher einzige Produktionsstätte verloren hatte. Das ergab keinen Sinn. Ebenso wenig wie die Informationen über das Vorgehen der Polizei und der Amerikaner.
Für seinen Geschmack gab es zu viele offene Fragen, zu viele lose Fäden, die nicht zusammenpassten. Er kannte die Fähigkeiten der SEALs und ihre Art, Dinge anzugehen, zu gut, um die einfachste Interpretation leichtfertig zu akzeptieren. Ein SEAL-Team, das aus blinder Rachsucht wegen des Todes eines Offiziers eine Fabrik in die Luft jagte? Niemals. Außerdem gab ihm Tamms’ süffisantes Lächeln zu denken. Da lag die Vermutung näher, dass der Konsul selbst sämtliche Spuren beseitigt hatte, nachdem feststand, dass sich bei
VirTech
ein verdeckter Ermittler eingeschlichen hatte. Aber wieso dann diese abstruse Geschichte von der Rache der Amerikaner? Der Konsul schien Brownings Vorbehalte gegen ihn und seine Geschäfte zu spüren. Vermutlich zog er eher Tamms ins Vertrauen, dessen beschränkte Auffassungsgabe und Skrupellosigkeit für ihn von Vorteil war.
Immerhin schien der Konsul über das unerklärliche Verschwinden des Geschäftsführers beunruhigt zu sein. Das hieß dann wohl, dass dieser Punkt an ihre Gegner ging.
Trotz des selbstsicheren Auftretens seines Arbeitgebers fragte sich Browning, wer eigentlich die Zügel in der Hand hielt. Mittlerweile war er nicht mehr sicher, dass es der Konsul war, sondern tippte auf den Unbekannten in Berlin. Immerhin wusste er nun, dass es
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