Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Browning stellte sich lediglich etwas gerader hin und atmete tief durch, machte aber keinerlei Anstalten, zu fliehen oder zu protestieren.
Durch das nur langsam abflauende Verkehrschaos dauerte ihre Fahrt länger als erwartet. Ungeduldig hielt Mark an dem Zaun, der seit den Terroranschlägen das Gelände an der Alster zusätzlich absicherte, und zeigte den deutschen Bundespolizisten seinen Navy-Ausweis. Vor dem Haupteingang wurde es komplizierter, anscheinend galt wieder eine erhöhte Sicherheitsstufe. Zwei uniformierte Marines, beide auf den ersten Blick noch nicht alt genug, um ein Bier zu trinken, blickten ihnen misstrauisch entgegen. Einer umfasste sein Gewehr fester, der andere brachte es in den Anschlag, als Mark keine Anstalten machte, den Audi zu parken, sondern den Wagen direkt unter dem Vordach anhielt. »Großartig, hoffentlich erschießen die mich nicht aus Versehen. Nimmt man bei den Marines heute schon Schulkinder?«
»Typisch Navy-SEALs, halten sich immer für was Besseres.«
»Das liegt daran, dass wir es auch sind.«
Browning schnaubte empört, sagte aber kein Wort, sondern blickte auf die Wasserfläche der Alster auf der anderen Straßenseite. Mark legte ihm eine Hand auf den Arm. »Warte kurz. Ich kläre das.«
Mit seinem Ausweis in der Hand stieg er langsam aus. »Captain Mark Rawlins, US Navy.« Obwohl er zivile Kleidung trug, nahmen beide Haltung an und grüßten militärisch. Mark erwiderte die Geste lässig mit zwei Fingern. »Sie müssten etwas für mich haben?«
Einer der beiden sprintete los und kehrte mit einem dicken Umschlag in der Hand zurück.
Browning blickte ihm ratlos entgegen. »Was soll das? Ich dachte, hier wäre Endstation, bis ich in netter Begleitung und an Händen und Füßen gefesselt in einem Flieger in die Staaten sitze.«
»Dann hast du dich getäuscht. Nicht hier.« Mark verließ das Konsulatsgelände, parkte den Wagen verkehrswidrig auf der gegenüberliegenden Straßenseite und winkte den Polizisten zu. »Zehn Minuten?«
Er wartete das zustimmende Nicken ab und wandte sich an Browning. »Lass uns ein paar Schritte gehen.« Sie überquerten die Rasenfläche und den Kiesweg und gingen direkt ans Ufer. Dort reichte Mark ihm den Umschlag. »Mach auf.«
Fassungslos betrachtete Browning den Inhalt. »Flugticket? Papiere, Bargeld und eine Kreditkarte? Warum?«
»Damit du spurlos vom Radar des Konsuls verschwinden kannst.«
»Das ist mir schon klar. Ich meine, warum übergibst du mich nicht den deutschen oder amerikanischen Behörden? Hast du vergessen, dass ich fast deinen Freund getötet hätte?«
»Hättest du das wirklich? Das werden wir wohl nie erfahren. Ist vielleicht auch besser so. Außerdem kann ich mich gut daran erinnern, was du vor sechs Jahren für mich oder uns getan hast. Für mich gleicht sich das aus, auch wenn Sven das vermutlich anders sehen wird.« Mark sah einem Schwanenpaar nach, das ihnen misstrauische Blicke zuwarf und dann weiterschwamm. »Ich kann das, was dir passiert ist, nicht ändern, aber ich weiß verdammt gut, dass nicht nur ich, sondern auch unser Land dir einiges schuldet. Nicht nur unseretwegen, sondern vor allem wegen der Art und Weise, wie du behandelt wurdest. Du verdienst eine zweite Chance, Gunny. Damals konnte ich nichts tun, heute schon.«
»Du riskierst deine Streifen für mich, obwohl …« Brownings Stimme schwankte, er räusperte sich. »Deine Männer wären dir schon damals durch die Hölle gefolgt. Ich kann verstehen, warum.«
Marks Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Ich glaube nicht, dass Jake und mein Senior Chief dir im Moment zustimmen würden. Die werden mir heute noch einiges zu sagen haben. So, genug geredet. Genieß es, dass ein SEAL für dich Taxi spielt. Ich kann einiges arrangieren, aber nicht, dass die Lufthansa den Flug nach Frankfurt später starten lässt.«
Diesmal kamen sie früher als geplant am Hamburger Flughafen an. »Sehr gut, damit reicht die Zeit für einen Kaffee.« Mark blickte auf die Uhr und korrigierte sich. »Oder ein Bier. Mir reicht es für heute, und ich könnte eins vertragen. Wie sieht’s mit dir aus?«
»Was immer du sagst, Mark.«
Browning wartete, bis in dem Flughafen-Bistro vor ihnen eine Flasche gut gekühltes Jever stand. »Ich könnte mir vorstellen, dass du dir die Villa des Konsuls direkt vornehmen willst.«
»Was sollte ich dort suchen? Und wenn? Käme ich da rein?«
»Sein Arbeitszimmer gibt nicht viel her, aber ich weiß, dass er im Schlafzimmer einen Tresor
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