Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Browning nicht, eigentlich war es Wahnsinn, es überhaupt zu probieren, aber wenigstens den Versuch war er sich schuldig. Wenn es schiefging, würde der Taxifahrer vergeblich auf den nächsten Hunderter warten, und er selbst wäre vermutlich tot.
Browning lief eilig die Zufahrt zur Villa hinauf, öffnete das schmiedeeiserne Tor mit seiner Fernbedienung und nutzte seinen eigenen Schlüssel, um ins Innere zu gelangen. Ein Blick auf die Garderobe reichte, um sich zu vergewissern, dass der Konsul nicht von seinen Gewohnheiten abwich. Kein Mantel, also war sein Boss, oder genauer gesagt: ehemaliger Boss noch unterwegs, aber mehr als ein paar Minuten blieben ihm nicht bis zur Rückkehr des Konsuls. Sollte der ihn bemerken, würde er Antworten über das Schicksal von Sven Klein und den Verbleib seiner Männer fordern, die Browning ihm nicht geben konnte. Leider hatte der Konsul Leibwächter nicht für notwendig gehalten, sodass Tamms ihn bereits erwartete. Eigentlich schade, dass der Idiot sie nicht in den Wald begleitet hatte. Nun würde er anders mit dem Kerl fertigwerden müssen.
Tamms stand wie angewurzelt mitten in der großen Eingangshalle und starrte Browning mit offenem Mund an. Für eine lange Diskussion hatte er keine Zeit, außerdem würden ausschweifende Erklärungen nur Misstrauen erregen. Browning sah ihn fest an. »Wir haben ein Sicherheitsleck. Kümmere dich darum, dass draußen jeder auf seinem Posten ist. Und zwar wirklich jeder.«
»Aber ich dachte –«
»Fürs Denken werde ich bezahlt. Los jetzt, oder muss ich dir auf die Sprünge helfen?«
Wie erwartet wich Tamms der drohenden Konfrontation aus. Auf seine Feigheit war Verlass. Ohne ihn weiter zu beachten, ging Browning in das Arbeitszimmer des Konsuls und schloss die Tür hinter sich. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt so weit kommen würde. Sehr gut.
Browning sah sich suchend um und öffnete dann eine der Schreibtischschubladen. Treffer. Dort lag das in Leder gebundene Notizbuch mit den Adressen und Kontaktdaten seiner Freunde und Geschäftspartner. Zum Durchblättern hatte er keine Zeit, und es einfach mitzunehmen wäre ein Signal, das den Konsul alarmieren und zum Verwischen sämtlicher Spuren veranlassen konnte. Browning zog sein Handy aus der Tasche und schaltete die Schreibtischlampe ein. Das Licht müsste ausreichen, und die eingebaute Kamera in seinem Mobiltelefon war nicht schlecht. Rasend schnell fotografierte er eine Seite nach der anderen und war gerade fertig, als er Stimmen vor dem Arbeitszimmer hörte. Verdammt, das hatte länger als geplant gedauert. Browning warf das Notizbuch zurück in die Schublade, riss die Terrassentür auf und schloss sie leise hinter sich. Hinter einem Busch ging er in Deckung und beobachtete die beiden Gestalten, die er im hell erleuchteten Arbeitszimmer mühelos erkennen konnte. Der Konsul und sein schmieriger Assistent. Das war knapp gewesen. Er konnte froh sein, das verdammte Notizbuch kopiert zu haben, eine Suche im Schlafzimmer nach dem Tresor schied endgültig aus.
Jemand kam auf sein Versteck zu. Die schweren Schritte erkannte Browning sofort. Tamms! Verdammt. Den Kerl umzubringen würde sein Gewissen keine Sekunde belasten, ihm allerdings auch nicht weiterhelfen. Er presste sich enger an den Boden und hoffte, dass auf Tamms’ Unaufmerksamkeit Verlass war. Obwohl seine Lage denkbar schlecht war, musste Browning grinsen. Die vorige Begegnung mit Tamms, die er zunächst als Problem angesehen hatte, war vermutlich gar keins. Der Kerl war so darauf bedacht, vor dem Konsul gut dazustehen, dass er ihm das Aufeinandertreffen mit Browning vermutlich verschweigen würde. Sobald herauskam, dass der Polizist noch lebte und Browning und seine Männer verschwunden waren, würde Tamms wissen, dass Brownings Auftauchen in der Villa kein Höflichkeitsbesuch gewesen war.
Der Gegenstand seiner Überlegungen sah sich noch einmal um und stapfte dann davon. Browning wartete keine Minute länger, sondern sprang auf und rannte auf den Zaun zu. Noch im Laufen drückte er auf den Knopf der Fernbedienung, und die Torflügel schwangen auseinander. Der Taxifahrer sah ihn misstrauisch an, als Browning sich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Er zwang sich zu einem Grinsen. »Hundertfünfzig Euro, wenn Sie keine Fragen stellen und mich vergessen.«
»Klar, Mann. Solange der Abend nicht damit endet, dass Sie mich abmurksen, ist das die beste Fahrt, die ich jemals angenommen habe.«
Dieses Mal fiel Browning
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