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Zerbrochene Traeume

Zerbrochene Traeume

Titel: Zerbrochene Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bina Sparks
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ins Badezimmer, denn ich musste mich übergeben. Danach schleppte ich
mich hinauf in mein Zimmer. Ich wusste, dass sich meine Eltern ärgern würden,
da ich erstens viel zu spät nach Hause gekommen war und zweitens nicht einmal
Hallo gesagt hatte. Doch wie hätte ich das noch anstellen sollen? Ich war
gerade ermordet worden, man hatte mir meine Seele gestohlen und meinen Körper
gefoltert. Ich fiel auf mein Bett und hatte das Gefühl, in einer tiefen,
dunklen Grube zu liegen, die immer weiter zugeschüttet wurde.

19.
     
     
    Ängstlich schlug ich meine Augen
auf, und ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich meine vertrauten vier Wände
erblickte. Es war äußerst tröstlich, nicht irgendwo in einem Abfalleimer
aufzuwachen.
    Ich war ein wenig wütend darüber,
aufgewacht zu sein. Wieso konnte etwas nicht ewig andauern? Etwas anderes, als
der Tod? Dann wäre ich nun friedlich in meiner Traumwelt spazieren gegangen und
hätte die bunten Farben gezählt, die so schillernd die ganze Umgebung bestimmt
hatten. Doch nun war ich wieder hier, in der Realität.
    Traurig dachte ich an meinen Plan
und daran, was davon übrig war. Ich hatte nichts weiter gewollt, als Freunde zu
finden und Anerkennung in der Gesellschaft und bei meiner Familie. Ich hatte
mein altes Leben gehasst, doch nun wünschte ich mir nichts mehr, als dieses
zurück zu bekommen.
    Bilder der vergangenen Tage
tauchten auf und wollten mich darauf aufmerksam machen, wie es um mich stand,
doch ich verdrängte diese, dachte nicht mehr daran, schob sie so weit weg, wie
ich nur konnte.
    Als ich aufstehen wollte,
schmerzte mein Körper. Schließlich nahm ich meine ganze Kraft zusammen und
erhob mich aus meinem Bett, um mich fertigzumachen. Als ich vor dem Spiegel im
Badezimmer stand, erschrak ich. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder, und
bald fing ich an, mir große Vorwürfe zu machen. Ich hatte mich selbst und meine
Familie in Gefahr gebracht, ich hatte mein Leben zerstört und mir durch meine
Naivität alles weggenommen. Doch war es wirklich meine Schuld? Oder war es die
Schuld der anderen, die mich nicht anerkannten und mich so in diese
verzweifelte Situation geführt hatten? Oder war es die Schuld von niemandem,
war es Schicksal, Pech, dass auch ich ein Opfer dieses Lebens geworden war,
über das man sonst Reportagen im Fernsehen sah und dachte, wie dumm diese
Mädchen doch waren und dass einem selbst so etwas niemals passieren könnte?
    Ich überlegte, was ich nun tun
sollte. Zur Polizei gehen? Sie würden mich bestimmt wegen Prostitution
verhaften, zumal ich wenigstens anfangs freiwillig in den Job eingestiegen war,
als ich noch nicht gewusst hatte, was er wirklich bedeutete. Sollte ich meinen
Eltern alles erzählen? Sie würden mich in eine Psychiatrie schicken, oder in
ein Heim für Schwererziehbare, wo dann andere Psychopathen auf mir herumhacken
und mich mit Drogen voll pumpen würden. Aber was konnte ich dann tun?
Vielleicht hatte Jörg auch nur leere Drohungen ausgesprochen, und wenn ich mich
einfach nicht mehr melden würde, dann würde vielleicht gar nichts weiter
geschehen. Aber was wäre, wenn er Ernst machte und meine Schwester holte? Sie
um den Finger wickelte, wie mich? Auf mich hätte sie niemals gehört. Ich hatte
ja auch nicht auf Donna hören wollen, als sie mich vor ihm gewarnt hatte. War
das eine Masche gewesen, um ihn noch interessanter zu machen? Immerhin war es
ihr Ziel gewesen, mich für die Nutten-Truppe zu gewinnen.
    Meine kleine Schwester durfte
nicht für meine Naivität bezahlen! Ich hatte diese Scheiße gebaut! Ich musste
sie auch wieder in Ordnung bringen! Es gab nur eine Möglichkeit: Ich musste
versuchen, Donna auf meine Seite zu ziehen, denn zu zweit war man stärker.
Vielleicht hätte ich mit ihr eine Chance, diese Aufgabe zu bewältigen und da
irgendwie wieder raus zu kommen, Jörg auszutricksen und ihn zu besiegen. Auch
diese Gedanken fühlten sich naiv an, doch was hatte ich noch zu verlieren? Und
was hatte Donna zu verlieren? Sie musste es genau so satthaben, wie ich! Zum
ersten Mal seit langer Zeit empfand ich neben Angst auch Hoffnung. Ein neuer
Plan keimte auf. Vielleicht dieses Mal einer, der aufgehen würde.
    Ich schleppte mich die Treppe
hinunter. Im ganzen Haus war es still. Mutter war einkaufen, Vater bei der
Arbeit und meine Schwester unterwegs. Ich schnappte mir das Telefon und wählte
mit zitternder Hand Donnas Nummer.
    „Ja?“ Es war sie!
    „Donna, ich muss mit dir reden!“
    Ein Seufzen am anderen

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