Zerbrochene Traeume
irgendwie zu helfen. Und was taten sie? Sie sagten, ich
wollte nur Aufmerksamkeit! Denn das war die einfachste Lösung für sie!
Ich war enttäuscht und fragte
mich, wo etwas von der Liebe war, die ich ihnen gegeben hatte, und ich war
traurig, dass ich nichts von all dem, was ich verschenkt hatte, zurück bekam.
Ich war wütend und irgendetwas in mir fraß an mir herum und verursachte einen
innerlichen Brand, der immer heftiger brodelte und überzuschwappen drohte. Ich
krallte meine Fäuste ganz feste in das Treppengeländer, um den Schrei zu
unterdrücken, der sich in mir anbahnte. Es war schwer, doch ich schaffte es,
still zu bleiben.
Ich schleppte mich in mein Zimmer
zurück und legte mich wieder ins Bett. Ich wollte die gleiche Gefühllosigkeit
ihnen gegenüber entwickeln, die sie mir zu empfinden schienen, doch ich war zu
verletzt, sodass ich die Tränen trotz ständigen Lächelns nicht mehr zurückhalten
konnte. Sie rannen immer weiter über meine Haut. Ich nahm diesen Zustand
einfach hin, so wie ich es in den letzten Tagen gelernt hatte, und beschloss,
dasselbe zu tun, wie meine Eltern: Ignorieren! Von nun an würde ich mich nicht
mehr um sie kümmern! Auch wenn ich wusste, dass das sehr hart für mich werden
würde, da sie mir – leider immer noch – sehr viel bedeuteten. Doch es war
besser so, als noch mehr zu geben, ohne etwas zurück zu bekommen - denn dann
hätte ich am Ende nichts mehr übrig für meinen eigenen Lebenskampf, der nun
mein Schicksal zu sein schien.
Langsam bildete sich ein Lächeln
auf meinem Gesicht.
17.
Mein ganzes Leben lang hatte ich
mich immerzu eingeengt gefühlt. Doch nun wünschte ich mir zum ersten Mal, dass
ich an dem Stuhl, auf dem ich saß, festgebunden gewesen und nicht mehr
losgekommen wäre. Denn die Zeit drängte und es würde nicht mehr lange dauern,
da würde Donna kommen, um mich abzuholen. Ich wollte nicht daran denken, aber
ich musste, um eine Lösung zu finden, wie ich dem Ganzen entfliehen konnte. Ich
wollte das auf gar keinen Fall weiter durchstehen. Es war ekelig, widerlich und
für einen normalen Menschen keineswegs auszuhalten.
Ich versuchte, mir die Situation
noch einmal vorzustellen, um mich davon zu überzeugen, dass es doch gar nicht
so schlimm und schon irgendwie zu meistern wäre. Doch als ich den dicken,
widerlichen, keuchenden Mann auf mir sah, oder den uralten, stinkenden Herren,
oder den langhaarigen, ungepflegten Typen, der noch ein Extra wollte - da wurde
mir so übel, dass ich den Gedanken schnell verdrängen musste, um nicht
augenblicklich vom Balkon zu springen. Und dasselbe sollte sich heute Abend
wiederholen. Und den Abend darauf und darauf. Ein Blitz durchzuckte meine
Gedanken: Nein, das durfte ich mir nicht antun! Das durfte und konnte so nicht
weitergehen! Ich musste irgendetwas tun! Ich musste mich retten!
Die Zeit war viel zu schnell
verstrichen, denn plötzlich öffnete sich meine Zimmertür und Donna stand
lächelnd vor mir: „Kann es losgehen?“
„Nein!“
Donnas Miene verdunkelte sich:
„Wie, bitte?“
„Ich bin krank. Ich kann heute
nicht.“
„Ach, das macht nichts.“
„Doch! Erstens bin ich viel zu
schwach, und zweitens würde ich alle Kunden anstecken!“
Wütend packte mich Donna am Arm
und zog mich grob mit sich: „Aua, lass mich los! Hilfe!“
Doch meine Rufe nützten mir
nichts, denn niemand meiner Familie war momentan anwesend. Also konnte ich mich
nicht erfolgreich weiter wehren, und ließ mich gegen meinen Willen von Donna
mitziehen, die viel stärker war, als ich.
Als wir hergerichtet wieder in
ihrem Auto saßen und schon fast an unserem Ziel angekommen waren, meinte Donna
plötzlich: „Also, wenn ich gewusst hätte, dass das so einen Aufwand mit dir
gibt, dann hätte ich mir jemand anderen ausgesucht!“ Ich war mir nicht ganz sicher,
was sie damit sagen wollte, aber ich fragte nicht nach, da ich mir wiederum
ziemlich sicher war, dass ich die Antwort nicht hören wollte.
Während wir parkten und ich diesen
schrecklichen Ort vor mir sah, wurde mir schwindelig. Ich konnte nicht aussteigen
und dort hineingehen, ich würde sterben, zugrunde gehen! Donna drängte mich und
schubste mich, doch ich rührte mich nicht. Sie kam und zog mich hinaus. Ich
schrie und wehrte mich heftig. Als mich Donna nicht mehr allein unter Kontrolle
bringen konnte, rief sie um Hilfe. Plötzlich kamen zwei große, starke Männer
und zerrten mich brutal mit sich. Sie rissen und zogen an mir, sodass
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