Zerbrochene Traeume
davon
gelaufen, weit weg von hier. Doch ich war zu schwach.
Als ich spürte, wie die Gedanken
an die schrecklichen Erlebnisse der letzten Zeit wiederkehrten, versuchte ich,
meinen Kopf auszuschalten. Doch vermutlich würde dies nur funktionieren, wenn
ich mich selbst auch ausschaltete. Also drückte ich auf einen imaginären,
inneren Knopf und war ausgeschaltet. Mein Blick war starr an die Decke
gerichtet, doch ich sah nichts. Mein Körper rührte sich nicht und ich lag
regungslos da, als ob ich tot wäre. In diesem Zustand blieb ich, bis Donna mich
in die Wirklichkeit zurückrief, wofür ich ihr sehr böse war.
Ich stand unfreiwillig neben Donna
an der Theke, aufgedonnert wie eine Nutte, die ich auch war, und versuchte,
wieder meinen vorigen, ausgeschalteten Zustand zu erreichen, doch es gelang mir
nicht, da ich ständig gestört wurde. Verloren nahm ich die Atmosphäre wahr, in
der ausgelassen Jugendliche und Erwachsene tanzten und lachten und Spaß hatten.
Ich hasste diesen Anblick! Denn ich stand hier und fühlte mich elend. Wie
konnten sich die anderen glücklich fühlen, wie konnten sie ausgelassen sein,
als wäre die Welt nie besser gewesen? Dieses Bild widersprach meinen Gefühlen,
und darum hasste ich es!
„Was kostet’ s denn?“
Ein dicker, alter, hässlicher Mann
blickte mich gierig an. Donna gab mir einen Stoß, um mich daran zu erinnern,
dass ich keine Wahl hatte. Von Jörg gefeuert zu werden bedeutete, für den Rest
des Lebens abzudanken.
Ich antwortete, wie eine Maschine:
„Zwanzig so, fünfzig französisch.“
Der widerliche Mann drückte mir
einen zwanziger in die Hand und zog mich mit sich. Er forderte mich dazu auf,
mich in seinen Wagen zu setzen. Der Sitz war ausgedehnt und unbequem, ein ekelhafter
Geruch durchströmte das Auto. Mir wurde übel, als sich der Alte die Hose
auszog, jedoch versuchte ich, dies zu unterdrücken. Ich blickte an die Decke,
während mir der Mann den Slip entfernte und sich auf mich legte. Es tat immer
noch weh und meine Gelenke schmerzten bei den heftigen Bewegungen des schweren
Mannes. Dieser keuchte mir seinen schlechten Atem ins Gesicht und gab ächzende
Laute von sich, die mich beinahe zum Erbrechen brachten. Nachdem er endlich
fertig war, stieß ich ihn von mir.
„Hey, warte mal, baby, ich bin
noch nicht fertig mit dir!“
„Für Zwanzig gibt’ s aber nicht
mehr!“
Schnell verließ ich den Wagen, um
wieder in die Disco zu laufen. Nur weg von ihm!
Ich konnte nicht daran denken,
dass ich von nun an mit dieser Tätigkeit fortfahren würde und heute Abend noch
mehrmals diese Situation über mich ergehen lassen würde müssen.
Später saß ich bei Donna im Auto.
Natürlich lächelte sie. Ich konnte nicht verstehen, wie man lächeln konnte,
wenn man sich selbst gegen seinen Willen verkaufen musste und damit seine
eigenen Gefühle und Empfindungen quälte.
„Donna, hör auf damit! Wieso tust
du das?“
„Was denn?“
Ich seufzte: „Warum lächelst du
immer?“
Nach einer Weile meinte Donna:
„Weißt du, Kleines - ich habe viel gelacht, um nicht zu weinen.“
Erstaunt sah ich sie an. Dieser
Spruch klang eigenartig, doch auch wahr. Denn als ich zum ersten Mal genauer in
ihre Augen blickte, erkannte ich dort die gleiche Angst und Trauer, wie in den
meinigen. Damit sie nicht weinen musste, lachte sie die Tränen fort. Das war
gut. Vielleicht sollte ich mir dies auch aneignen. Ich versuchte es und setzte
ein Lächeln auf. Es fiel mir sehr schwer, zu lächeln, während mir zum Weinen
zumute war. Doch nach einiger Zeit merkte ich, dass es immer leichter wurde.
Ich fühlte mich schlecht, doch ich lächelte, um wenigstens vor mir selbst etwas
besser auszusehen. Raffiniert! Mein Spiegelbild würde sich freuen!
16.
Seufzend öffnete ich die Augen. Es
war zwecklos, einfach zwecklos. Ich wusste, dass ich heute Nacht keinen Schlaf
mehr finden würde. Müde blickte ich auf meine Digitaluhr und erschrak, als ich
feststellte, dass es gerade einmal ein Uhr war. Wo sollte das hinführen? Wenn
das so weiter ging, würde es nicht mehr lange dauern, da würde ich in der
Schule mitten im Unterricht einschlafen.
Als ich spürte, wie sich mein
müder Körper immer mehr nach Schlaf sehnte, versuchte ich es noch einmal, doch
es wollte einfach nicht funktionieren! Ich konnte mir nicht einmal erklären,
warum das so war; denn im Moment plagten mich weder Gedanken, noch hatte ich
körperliche Schmerzen. Doch ich konnte nicht schlafen! Mein Kopf fühlte
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