Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Serena zu finden. Ihr wollt doch, dass wir sie finden?“ Bei diesen Worten wirbelte der Prinz mit vor Wut blitzenden Augen herum und versetzte Haril einen Schlag mit flachen Händen gegen dessen Brustbein. Haril kippte um.
„Natürlich will ich, dass wir sie finden ... Ich ... Ich ... Verzeih mir Haril ...“, sein Flüstern wurde mit jedem Wort leiser. Er hielt Haril die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Der Magier griff, ohne zu zögern, nach ihr.
„Was ist passiert und lasst nichts aus. Dieser Wald hat seine eigenen Wege und jede Kleinigkeit könnte ausschlaggebend sein. Wir müssen sie finden. Dieses Vostokenmädchen ... Seit sie in unseren Wald kam, spüre ich wie sich das Schicksal der Lande verändert und im Zentrum dieser Veränderung steht sie. Etwas ist gestern Nacht geschehen, dass einen riesigen Riss zwischen den Dimensionen gezogen hat und alle Schicksalslinien laufen bei diesem Mädchen zusammen. Wir müssen sie finden, wenn wir die Zukunft nach unseren Vorstellungen formen wollen.“
„... Ich konnte nicht schlafen, also ging ich zum See, um mich ein wenig abzukühlen und Bewegung zu bekommen. Da sah ich sie im Wasser stehen. Reglos, bewegungslos, das Gesicht zum Mond gerichtet, die Augen geschlossen. Ich dachte zuerst es wäre eine Nymphe. Ich konnte nicht anders, ich musste sie berühren um herauszufinden, ob sie Wirklichkeit war oder eine Ausgeburt meiner Fantasie. Sie ... Sie schreckte nicht zurück, ließ mich sie berühren.
Dann dachte ich es wäre ein Traum und habe meinem körperlichen Verlangen nach ihr nachgegeben. Sie hat nicht widersprochen, sie hat nicht einmal die Augen geöffnet. Sie lag nur da ... Wunderschön und ...“ Malhim verstummte und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
„Was ist danach passiert?“, drängte Haril weiter.
„Sie öffnete plötzlich die Augen, als sei sie aus einem tiefen Traum erwacht , und bäumte sich auf. Ich ... Ich weiß nicht wieso, aber ich spürte plötzlich eine Hitze, die aus ihr kam ... danach erinnere ich mich an nichts. Ich wachte auf und war alleine am Ufer. Sie war nirgends zu sehen. Ich dachte schon, es wäre wirklich ein Traum gewesen und der Wald habe mir einen Streich gespielt. Aber ich fand ihre Kleider. Jedoch keine Spuren von ihr ... Ich habe gesucht ... Das musst du mir glauben!“
„Ich glaube Euch. Führt mich zu dem Ort, an dem es passiert ist! Vielleicht kann ich ihre Energie spüren.“ Wortlos stand der Senjyouprinz auf und führte Haril zu der Stelle, an der alles geschehen war. Beide Senjyou waren zu sehr in Gedanken vertieft, um zu bemerken, dass ihnen jemand folgte.
„Hier ... Hier habe ich ...“, Malhim konnte es nicht aussprechen und er wusste nicht einmal was es genau getan hatte. Hatte er sie vergewaltigt? Sie war weder willig noch unwillig gewesen. Gewalt hatte er ihr nicht angetan, aber er hatte die Situation ausgenutzt und egoistisch sein Verlagen nach ihr gestillt.
Haril schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Energie des Waldes und auf die Fäden der Vergangenheit. Vor seinem inneren Auge sah er einen silbernen, starken Faden: die Tat des Prinzen. Der silberne Faden wob sich um einen blauen. Er war sehr dünn, kaum zu erkennen, und leuchtete nur manchmal kurz in der Dunkelheit auf. Dann sah Haril einen Knoten. Um den dünnen bläulichen Faden wandten sich neben dem Silbernen zwei weitere. Ein Rosaner, der sich an den Blauen schmiegte, sachte an ihm zog.
„Jemand oder etwas hat sie in die Nacht herausgelockt“, flüsterte Haril. Seine Stirn runzelte sich. Aus dem Nichts kam ein goldener Faden, der zur gleichen Zeit Licht auszustrahlen und zu verschlingen schien.
„Eine dritte Macht ... Ich habe noch nie so etwas gesehen ... Das Zusammentreffen der vier Schicksalsfäden, hat wohl das Beben verursacht. Hier wurde die Zukunft verändert.“
Haril konzentrierte sich auf den bläulichen Faden, der dem Rosanen folgte. Der goldene Faden schlang sich eng um den blauen, wurde eins mit ihm und strahlte abwechselnd in Silber, Blau und Gold. Haril öffnete die Augen und betrachtete seinen Prinzen voller Sorge. Dann schloss er sie wieder und folgte weiter dem Faden. Vor seinem Inneren Auge sah er hinter dem See einen Wasserfall und den Faden dort verschwinden. Ohne sich seiner Robe zu entledigen, lief Haril mit geschlossenen Augen ins Wasser. Der See schien an dieser Stelle nicht tief zu sein. Obwohl Haril sich bald schon inmitten des Sees befand, reichte ihm das Wasser nicht einmal bis zur
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