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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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zwischen den beiden, auch wenn die Familie neu im Dorf war und kein Geld hatte. Er war glücklich, wenn seine Kleine glücklich war. Außerdem mochte er Sieran Flügelschlag. Er schien ein tüchtiger, ehrlicher Bursche zu sein, der seine Arbeit mit Freude und Fleiß erledigte. So musste in Merez Obersons Augen ein Mann sein.
    Vielleicht wurden die Bewohner deshalb so sehr von dem Verrat getroffen. Und in ihren Augen war es ein Verrat. Sie hatten Sieran Flügelschlag sehr ins Herz geschlossen, Man hatte ihm Haus und Heim geöffnet und was noch viel schlimmer war: die Herzen. Sie hatten sich geöffnet, ihn eingelassen und mit offenen Armen willkommen geheißen. Die Wärme, die er ausstrahlte, war unwiderstehlich gewesen und alle waren seinem Charme verfallen.
    Es war ein großer Schock für alle, als die Soldaten kamen, ihn bei einem fremden Namen riefen und abführten. Es müsste ein Missverständnis sein, eine Verwechslung, IHR Sieran hätte nie etwas Schlechtes oder Gesetzwidriges tun können. Vor allem nichts, das ein solches Aufgebot an Soldaten der Karolev Familie rechtfertigte. Auch wenn die Karolevs das Flachland bis zum Dunkelwald vor vier Generationen unter sich geeint hatten, hatten die Bewohner Krems nie das Gefühl gehabt , regiert zu werden, da sich nie jemand zu ihnen verirrte. Sie hatten in der Illusion leben können frei und unabhängig zu sein. Bis zu jenem Tag.
    Noch nie zuvor waren Soldaten in Krem gewesen. Sie kamen, nahmen was sie wollten und zertrümmerten die Freiheit und Unabhängigkeit von Krem in tausend Scherben. Die Bewohner wurden sich ihrer Ohnmacht gegenüber diesem kleinen Bruchteil der königlichen Armee bewusst und kehrten verschüchtert und verängstigt in ihre vier Wände, die ihre Sicherheit verloren hatten. Doch das schlimmste war der Gedanke, dass sie einem Verbrechen in ihre Mitte gelassen hatte. Sie wollten es nicht glauben, doch er kannte den Namen des diensthabenden Offiziers. Er bettelte um das Leben seiner Frau und seines Kindes und sah so schuldbewusst aus, als man ihn abführte! Den Kopf und die Schultern hängend, den Blick auf den Boden gerichtet, ging er mit den Soldaten mit, ohne sich zu verteidigen, ohne sich zu wehren.
    Sie hatten ihm vertraut und die Erkenntnis traf die Dorfbewohner hart. Sie hatten einen Verbrecher in ihr Dorf gelassen, in ihre Häuser, in ihre Mitte, in ihre Herzen. Sie waren getäuscht und verraten worden und es gab immer etwas, dass sie daran erinnern würde: Das Mädchen, eine kleine Version ihres Vaters, und die kalte, gefühllose Frau, die weiterhin in dem kleinen Holzhaus mit dem Strohdach lebten. Wenn auch abseits, waren sie doch immer präsent. Nach dem die Sonne weg war, wirkte der leere Himmel umso kälter und dunkler. Niemand mochte sie und sie mochten anscheinend niemanden. Geduldet wurden sie wegen Alaras Kenntnissen über Heilung und Kräuter und man begann ihre Arbeit als Sühne für den Verrat ihres Mannes zu sehen. Eine immer währende, nie endende Sühne.
    Menschen waren nachtragend. Menschen vergaßen gute Taten schnell, aber an den schlechten hielten sie fest. Sie klammern sich daran und ließen aus Angst nicht los, dass es wieder passiert würde, wenn sie vergaßen. So verschlossen sich die Herzen der Dorfbewohner für Neulinge, Fremde, für Alara und für Serena. Serena, die nur Gefühle verstand, wenn sie sie analysieren und in Verbindung bringen konnte, war ausgeschlossen worden. Niemand war mehr da, um ihr zu zeigen, was Gefühle waren. Niemand außer ihrer kalten Mutter und einem alten verbitterten, grummeligen Männlein.
    Niemanden außer Laura, die im Gegensatz zu allen anderen Bewohnern nicht nur Sieran wahrgenommen hatte. Sie hatte Serena gesehen und es gab in ihren jungen Jahren keinen Grund Serena für Sierans Verrat verantwortlich zu machen. Sie fühlte sich von ihm auch nicht verraten, denn er hatte ihr Serena gebracht. Dank ihm war Serena hier und dafür war sie ihm von ganzem Herzen dankbar. Natürlich mochte sie die Dorfbewohner, aber am liebsten war ihr Serena. Serena, die in der Welt nur Lauras Augen zu sehen schien und die ihres Vaters.
    Jetzt war er weg und sie hatte Serena ganz für sich. Dieser egoistische Gedanke war in ihrem kindlichen Herzen rein und in keinster Weise böse. Sie freute sich nur und sah das Positive. Auch wenn sich jetzt manchmal ein Schleier über Serenas schöne kristallblaue Augen legte, war es doch ein Ausdruck, der Laura faszinierte. Serena sah meist gleich aus, nur manchmal sah

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