Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Treppe herunter und hörte, wie ihre Eltern sich stritten.
„Es ist ganz allein deine Schuld! Ich hab von Anfang an gesagt, dass wir sie von diesem Gör fernhalten müssen!“, kreischte ihre Mutter.
„Beruhige dich doch! Du weckst sonst unsere Laura“, meinte ihr Vater ruhig, wenn auch nicht weniger besorgt. Die Mutter sank bei diesen Worten auf dem Sofa zusammen und sagte leise: „Merez, du hättest sie heute sehen sollen. Ich hab sie noch nie so weinen sehen. Sie wollte zu diesem Gör! Er wurde vor einer Woche abgeholt, seitdem konnten wir sie ablenken, aber das wird nicht ewig so gehen! Sie hat die ganze Zeit nach ihr verlangt und nichts konnte sie aufheitern.“
Merez hatte sich neben seine Frau gesetzt und zuckte nicht zusammen, als sich ihre Finger tief in seinen Arm krallten.
„Was sollen wir nur tun? Wir müssen sie von ihr fernhalten ... Sie ... Nicht nur, dass sie die Tochter dieses Verräters ist. Ihre Mutter ist kalt, bar jeden Gefühls. Ich habe neulich gesehen, wie das Balg hinter ihr herlief, hinfiel und sich das Knie aufschrammte. Alara hat es aus dem Augenwinkel gesehen, keine Mine verzogen und ist weitergegangen. Das Mädchen hat geblutet, ist einfach aufgestanden und ihr hinterhergelaufen, mit dem gleichen kalten und leeren Gesichtsausdruck wie ihre Mutter. Ich will nicht, dass unsere Tochter sich mit so ETWAS abgibt! Er hat uns getäuscht Merez, er schien so nett und freundlich, dass mir das bei dem Mädchen nicht aufgefallen ist. Und ... und es war die hohe Garde der Karolev, die ihn abgeführt hat!! Er muss etwas Schreckliches getan haben! Ich ... ich ...“ Linda Oberson weinte leise.
Merez nahm seine Frau zärtlich in den Arm und wiegte sie sanft hin und her, wie ein Kind, und machte den gleichen Laut wie sie zuvor bei Laura: „Schh... schh... das wird wieder. Ich finde einen Weg, Laura abzulenken und wenn sie alt genug ist, werde ich ihr verbieten dem Mädchen nahezukommen.“ Die kleine Laura, die das Gespräch ihre Eltern wie schon so oft belauscht hatte, lief verwirrt in ihr Zimmer und weinte sich leise in den Schlaf.
…
Es waren Tage vergangen, seit dem Laura ihre Eltern belauscht hatte, vielleicht auch Wochen. Sie hatte noch kein gutes Zeitgefühl. Laura machte sich gerade schick für einen Krankenbesuch. Ihre Tante war plötzlich schwer krank geworden. Was schlimm war, aber Laura freute sich trotz allem auf den Krankenbesuch, denn wo Kranke waren, da war die Mama von Serena und vielleicht, wenn Laura Glück hatte, auch Serena. Das sagte ihr kleiner Verstand.
Ihre Mutter zog ihr die Jacke an, denn es war allmählich kühl, der Winter schien vor der Tür zu stehen, wenn auch zu früh. Laura schlüpfte in ihre Schuhe und lief aufgeregt hin und her, bis ihre Mutter sich fertig angezogen hatte und sie sich gemeinsam zu der Tante aufmachten. Sie hatte belauscht, dass ihre Mutter heute einen Krankenbesuch bei ihr machen wollte und so lange gequengelt, bis ihre Mutter aufgegeben und versprochen hatte sie mitzunehmen.
Als sie in das Haus eintraten, herrschte Chaos. Alle liefen aufgeregt hin und her und riefen: „Wo bleibt sie, wo bleibt sie nur?!“ Der Tante ging es sehr schlecht und man hatte den Dorfarzt gerufen. Doch dieser konnte ihr anscheinend nicht helfen. Man wusste sich keinen Rat. Sie litt sehr und es schien mit ihr zu Ende zu gehen, obwohl sie noch so jung war. Laura verstand die Aufregung nicht und klammerte sich an das Bein ihrer Mutter, die sich gerade mit dem Arzt beriet.
„Ich sage ihnen gnädige Frau, ich kann ihr nicht mehr helfen ... aber es gibt noch eine Möglichkeit, wenn Sie SIE rufen würden!“
„Nein!“, sagte Lauras Mutter mit schriller Stimme.
„Dann wird sie st...“, begann der Arzt.
„Halt! Sprechen sie es nicht aus!“, unterbrach Linda ihn. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie presste unter z usammengepressten Zähnen hervor: „Lasst nach der Hexe schicken.“
Linda Oberson hatte die Anwesenheit ihrer Tochter vergessen. Laura löste sich von ihrer Mutter und versteckte sich in der Ecke, aus Angst, man würde sie wegschicken. Wenn man sie fortschicken würde, hätte sie die Chance verpasst Serena zu sehen. Sie wusste, ihrer Tante ging es schlecht. Das Gefühl der Traurigkeit hierüber und der Freude darüber, Serena vielleicht sehen zu dürfen, gleichzeitig zu empfinden, war sehr verwirrend für das kleine Mädchen. Aber das positive Gefühl, wie es nun einmal bei reinen Kinderherzen so oft war, gewann die Oberhand. Leise
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