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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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saß sie in ihrem kleinen Versteck, gab keinen Mucks von sich und wartete klopfenden Herzens auf Serenas Ankunft.
    In den Minuten des Wartens, die sich für ein Kind wie eine Ewigkeit anfühlten, begann Laura über das Gespräch ihrer Eltern nachzudenken. Sie erinnerte sich an „fernhalten“, „Tochter des Verräters“ und „kalt“. Diese wenigen Worte ergaben ein vages Bild in ihrem Kinderkopf, das ihr nicht gefiel. Laura schob es bei Seite und klammerte sich an den Gedanken Serena wiederzusehen, ihr in die Augen zu schauen und in diesem klaren Bergsee aus Kristallen auf die Suche nach warmen Blitzen abtauchen zu können. Sie liebte diese Augen, die nur ab und zu für sie leicht glühten.
    Laura wusste nicht, wie lange sie wartete. Für ein Kind wohl eine halbe Ewigkeit, in der Realität vielleicht eine knappe halbe Stunde, bis die Tür aufgerissen wurde und ein Angestellter ihrer Tante mit Alara eintrat. Sie schlossen die Tür sofort hinter sich, damit die Kälte nicht in das Haus eindrang. Enttäuscht musste Laura feststellen, dass da keine Serena war. Aus dem Krankenzimmer wurden alle hinausgebeugten, damit Alara allein mit der Kranken sein konnte.
    Als die Tür für einen kurzen Augenblick offen stand, erhaschte Laura einen kurzen Blick auf ihre Tante. Sie sah dünn und abgemagert aus, ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell und unregelmäßig, als müsse sie um jeden Atemzug kämpfen. Bevor Laura mehr sehen konnte, wurde die Tür geschlossen. Enttäuscht und verwirrt schlüpfte Laura durch die Haustür. In ihrem Mäntelchen war es ihr dort drinnen zu warm geworden. Sie lehnte sich an die Wand und starrte auf ihre Schuhe, die sie vor kurzem bekommen hatte. Sie waren hübsch, mit grünen und gelben Schleifchen an der Seite.
    Plötzlich hörte Laura leise Schritte und sie versteckte sich schnell, damit sie niemand heimschicken konnte. Von Weitem sah sie eine kleine Gestalt, die leise vor sich hin stapfte und den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Gezielt kam sie auf das Haus ihrer Tante zu. Laura späte mit klopfendem Herzen um den Holzstapel herum, der vorsorglich als Vorrat für den Winter neben die Eingangstür gestapelt worden war. Sie ließ die sich nähernde Gestalt nicht aus den Augen. Sie stellte sich nicht weit von der Tür hin und machte keine Anstalten, hineinzugehen, sondern setzte sich neben die Tür und wartete. Der kleinen Laura stockte der Atem, das war doch ... Das war doch ihre Serena!
    Ja es war Serena. Die kleine, fast sechsjährige Serena, die nun ihrer Mutter zur Arbeit folgte, wie sie es zuvor bei ihrem Vater gemacht hatte, war Alara zum Haus von Lauras Tante nachgelaufen. Ihre Beine waren jedoch zu kurz, um mit den Erwachsenen Schritt zu halten, besonders wenn diese es eilig hatten. Daher trottete sie meist einfach hinterher, so schnell wie es ihre kurzen Beinchen zuließen.
    Seit ihr Vater weg war, hatte man ihre Mutter und somit auch sie, kaum das Haus verlassen sehen. Das ihre Mutter zu einem Notfall gerufen wurde, war seit diesem Ereignis das erste Mal. Nicht das Serena unbedingt in der Nähe ihrer Mutter sein wollte. Sie wusste einfach nichts mit sich anzufangen und lief, wie es auch ein trainierter Hund tun würde, der einzigen Bezugsperson nach, die sie hatte. Auch wenn diese nur selten von ihr Notiz nahm. Jetzt wartete Serena, bis Alara mit dem Patienten fertig war, um ihr dann wieder hinterherlaufen zu können.
    Serena saß auf dem Boden. Gegen die Kälte hatte sie ihren schon so häufig geflickten Mantel eng um sich gewickelt. Sie starrte ins Nichts, als sie plötzlich etwas von der Seite ansprang und zu Boden warf.
    „Serena, Serena, Serena!“, flötete es und kuschelte sich an sie. Mit Überraschung schaute Serena in Lauras grün blitzende Augen.
    „Laura“, sagte sie einfach nur. Umarmungen kannte sie nur von ihrem Vater und Laura. Diese strahlte sie fröhlich an. Ob sie es noch nicht gehört hatte? Ob sie nicht wusste, dass ihr Vater ein „Verräter“ war?
    „Ich hab dich so vermisst! Ich hab zwar ganz viele tolle Sachen gemacht, die wären aber noch viel schöner gewesen, wenn du dabei gewesen wärst! Kommst du das nächste Mal mit? Wieso kommst du nicht mehr vorbei?“, fragte die kleine Laura mit aufgeblasenen Backen und schaute Serena streng an.
    „Ich komme nicht mehr, weil mein Vater nicht mehr kommt“, sagte die kleine Serena mit ernsten Augen.
    „Und warum kommt er nicht mehr?“, fragte Laura, die noch nicht ganz verstand, was sie auf der Treppe

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