Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Natürlich war es Lauras. Kein anderer Mensch in Krem, außer ihrer Mutter und Zorghk, interessierten Serena. Nur Laura.
Als sich Serena etwas umschaute, sah sie abseits von den anderen zwei Gestalten hinter dem Schulgebäude stehen. Sie erkannte Laura und den Neuen. Laura stand mit dem Rücken zur Wand, während Laurenz sich mit einer Hand an der Wand abstützte. Ihr Kinn mit der andern umschlossen, hatte er sich zu ihr herunter gebeugt. Lauras Wangen glühten und man konnte kleine Herzen in ihren Augen aufleuchten sehen.
Serena wollte nicht lauschen, es interessierte sie nicht, mit wem Laura ihre Liebeleien auslebte. Es war der Wind, der ungefragt einzelne Wortfetzen zu Serena herübertrug. Sie wollte sie sofort wieder aus ihrem Kopf verbannen, hielt jedoch inne.
„... Allaba, bis zum Wiederseh'n!“ Als Serena herumwirbelte, sah sie gerade noch, wie der Neue Lauras Hand nahm, seine Lippen leicht auf ihre zarte Hand presste, sich verbeugte und dann ging. Alarmglocken klingelt in Serenas Ohren. Das hatte sie doch schon irgendwo gehört! Sie versuchte das Klingeln zu ignorieren. Es ging sie nich ts mehr an, sagte sie sich ... Wenn es sie denn jemals etwas angegangen war.
Und doch konnte Serena nicht anders. Sie nahm einen Umweg in Kauf, sodass sie an der mit geröteten Wangen auf ihre Hand starrenden Laura vorbeikommen musste. Als sich Serena Laura näherte, verlangsamte sie ihre Schritte und sagte leise, aber deutlich genug für Laura: „Du solltest ihm nicht trauen.“ Überrascht und überrumpelt antwortete Laura ohne nachzudenken: „Nur weil dein Vater euch verlassen hat, heißt das nicht, dass alle Männer ...“, und traf ins Schwarze. Laura biss sich auf die Zunge. Das hatte sie nicht sagen wollen. Als sie Serenas steifen Rücken nachstarrte und nicht die Kraft fand hinter ihr herzulaufen, sank sie traurig in sich zusammen.
Sie hatte es schon wieder getan. Sie hatte Serena nicht nur vergrault , sondern auch noch verletzt. Laura wusste, dass Serena sich nicht leicht aus der Ruhe bringen ließ. Von niemanden ... außer von ihr, außer von diesem Thema. Laura hatte sie schon wieder verletzt. Wütend und trotzig ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Wenn alles so lief wie geplant, würden Serena bald frei sein und könnte tun und lassen, was sie wollte. Sie wären an nichts mehr gebunden.
„Warte Serena, bald ist es soweit“, murmelte Laura und sah mit traurigen aber entschlossenen Augen zu Boden.
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Serenas Füße trugen sie nicht zurück in die Klasse, da wollte sie im Moment nicht hin. Sie lief zu der Stadtmauer im Westen und erklomm sie, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, einfach das Tor zu benutzen, das um diese Zeit offen stand. Sie lief in den Wald und kletterte auf einen großen Baum am Waldrand. Von dort überblickte sie das Dorf. Ihr war nicht wohl. Warum hatten Lauras Worte immer noch diese Wirkung auf sie?
Serena verstand sich nicht. All der Spott, der ihr entgegen geworfen wurde, ließ sie kalt. Für all die Gemeinheiten, die ihr angetan worden waren, hatte sie nicht einmal ein Schulterzucken übrig. Aber Lauras Worte über ihren Vater schnitten wie Rasierklingen in ihr Fleisch und die Wunde brannte.
Serena wollte dieses Gefühl nicht. Sie sehnte sich nach der Stille, die ihr so vertraut geworden war. So schloss Serena die Augen und dachte an eine Mauer, die keiner überwinden konnte. Langsam zog sie sie vor ihrem inneren Auge um sich, baute sie immer höher und es herrschte wieder Stille. Nichts rührte sich in ihr. So war es gut, so war sie ganz und nichts, so wie es sein sollte. Die Mittagssonne im Gesicht, schloss Serena sie Augen und schlief ein.
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Er saß entspannt im Stuhl, die Beine lässig auf dem Tisch platziert. Hier nannte man ihn Laurenz. Er hatte seinen Namen schon so häufig gewechselt, dass er sich nicht an seinen richtigen Namen erinnern könnte, selbst wenn er einen gehabt hätte. Laura und Laurenz. Das sollte für einen jungen fünfzehnjährigen Mädchenverstand, der von der schicksalhaften Begegnung träumte, seiner Meinung nach poetisch klingen. Laurenz Blick schweifte über das kleine Zimmer und die karge Einrichtung, die nur aus einem Tisch, zwei Stühlen und einem Bett bestand. Leise seufzte er.
Das Zimmer in der Herberge hatte „sein Vater“ angemietet. Ein reicher Kaufmann, der seinem Sohn ein wenig Landluft verschaffen wollte. Eine Geschichte, die er mehr als einmal benutzt hatte. Immer hier und da ein wenig abgewandelt. Krem war ein
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