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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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kleines Dorf. Zu klein, um auf irgendeiner Karte je verzeichnet zu werden. Laurenz war nur zufällig bei einer Erkundungstour über den Ort gestolpert. Er seufzte wieder, dachte daran, dass ein wenig mehr Luxus doch schön gewesen wäre, und kratze sich am Kinn. Die hervorsprießenden Bartstoppeln waren deutlich zu spüren. Bald würde ihm niemand mehr den aufschneiderischen Jüngling abkauften. Er runzelte leicht die Stirn. Bilder von Messern, Schwertern und Äxten an denen Blut heruntertropfte, Schreie die in Schreien verklangen und Bilder des reinen Chaos stiegen in ihm hoch. Er schob sie bei Seite. Laurenz musste sich dann etwas anderes überlegen, was Armirus bei Laune halten würde.
    Es war spät geworden. Er sollte schlafen gehen. Die Schule in diesem Dorf begann sehr früh, dabei liebte er es doch so auszuschlafen. Er streckte seine Glieder und wollte sich gerade auf ins Bett machen, als er ein Knarren hörte und der Türgriff sich senkte. Laurenz hatte abgeschlossen, was natürlich nichts hieß. Er selbst hätte keine fünf Sekunden für das alberne Schloss gebraucht, das die Bezeichnung nicht verdiente. Er blieb in seiner Position und schaute entspannt in Richtung Tür.
    Wen Armirus heute wohl geschickt hatte? Zwei in so kurzer Zeit, das hieß, Armiris wurde ungeduldig. Das war nicht gut, Laurenz musste sich beeilen. Um ihm wohl genau das zu sagen, trat der ungebetene Gast in die kleine Stube, die er für kürzere Zeit als gedacht sein eigen nennen durfte.
    In der offenen Tür stand ein breitschultriger Mann, der Gefahr lief , den Türrahmen allein mit seinen Schultern zu sprengen. Er trug eine Augenklappe. Sein etwas längeres Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er war fast gänzlich in schwarz gekleidet. Nicht sehr modisch, aber praktisch, wenn man sich nachts bewegen musste und nicht gesehen werden wollte. Der junge Mann, der sich gerade Laurenz nannte, seufze innerlich. Man hatte ihm Ramires geschickt. Armirus wurde wohl wirklich ungeduldig. Ramires war der Grobschlächtigste der Bande und hielt entweder nichts von Tarnung und Diskretion oder diese Worte war einfach nicht Teil seines beschränkten Wortschatzes. Laurenz tippte auf Letzteres.
    Mit einem Lächeln begrüßte er seinen unerwünschten Gast: „Ramires, was treibt dich zu so später Stunde in mein kleines Reich? Was kann ich für dich tun?“
    „Dein Grinsen wird dir noch vergehen du räudiger Köter einer Straßenhure“, entrang es rau der Kehle des einäugigen Riesen. Ohne Umschweifen ließ er sich geräuschvoll auf den zweiten Stuhl im Raum plumpsen. Standhaft umspielte Laurenz Mund ein Lächeln. So hatte man ihn schon länger nicht mehr genannt, es hatte schon fast etwas Nostalgisches. Er hätte sich natürlich über diese Aussage ärgern können, wie er es als kleiner Junge von acht oder neun Jahren getan hatte. Doch nach einer Weile hatte er sich an diesen und andere Rufnamen gewöhnt und es stimmte ja auch. Es macht wenig Sinn, sich über Tatsachen aufzuregen, die man nicht ändern konnte.
    „Armirus wird ungeduldig“, Ramires Stimmbänder quietschten wie ein e Maschine, die lange nicht mehr in Bewegung gewesen war und dringen geölt werden sollte.
    „Du solltest dich beeilen. Du weißt ja, was passiert, wenn Armirus seine Geduld verliert“, fuhr er mit einem fetten Grinsen fort, das au f so einige Zahnlücken in seinem Gebiss einen Blick erlaubte. Wieder schossen Laurenz Bilder mit Blutlachen und abgetrennten Gliedmaßen durch den Kopf. Doch er ließ sich seinen Ekel nicht anmerken und erwiderte gelassen: „So etwas braucht Zeit. Es dauert das Vertrauen eines Menschen zu bekommen ...“
    „Du meinst wohl zu erschleichen ...“, warf Ramires mit einem gehässigen Grinsen ein.
    „Ja, das auch. Man muss behutsam vorgehen und ...“, bevor er weiter sprechen konnte, blitze Stahl auf und er spürte ein Messer an seiner Kehle. Eine grobe Hand hatte ihn an den Haaren gepackt und seinen Kopf nach hinten gerissen.
    „Hör zu du kleine Pestbeule, Armirus mag deine Spielchen amüsant finden, solange sie was einbringen. Aber das wird nicht mehr lange so bleiben!“, zischte Ramires ihm ins Ohr und verstärkte den Druck des Messers an seinem Hals.
    Laurenz spürte wie der Stahl in sein Fleisch drang und Blut seinen Hals entlanglief. Na toll, das gab bestimmt Flecken auf der neuen Tunika. Er hatte sie extra für diese Arbeit „besorgt“. Kurz musste er an eine zartere Hand denken, die den Griff eines Messers umschloss, das

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