Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Nahrung um. Sie musste nicht weit gehen. Im Frühherbst stolperte man über Essbares, auch wenn man nicht danach suchte. So hatte Serena bald genug Beeren, Kräuter und Pilze gesammelt, um ihren knurrenden Magen zu besänftigen. Es war einer der wenigen Momente in ihrem Leben, in dem Serena HUNGER verspürte. Sie hatte seit dem Abendessen vor ihrem Aufbruch nichts zu sich genommen und war die ganze Zeit auf den Beinen gewesen. Ihr Magen zog sich zusammen und grummelte mal leise mal laut vor sich hin. Die Hälfte ihrer Beute legte sie nicht weit von dem Mädchen, in der Hoffnung die Tiere würden vom Feuer ferngehalten werden.
Nach dem Essen streckte sich Serena auf ihrem Lager aus und spürte wie das Gefühl des Hungers, nun besänftigt, von einem anderen Gefühl abgelöst wurde. Ihre Augen wurden so schwer wie ihre Beine und Arme es schon waren. MÜDIGKEIT überkam Serena und sie verfiel in einen traumlosen Schlaf. Ihr Körper holte sich die notwendige Ruhe, um sich regenerieren zu können.
----
Bevor Serena, von den ersten Sonnenstrahlen wach geküsst, langsam die Augen öffnete, hörte sie ein seltsames Geräusch. Das Schmatzen eines Tieres? Oh nein, machte sich etwa ein wildes Tier an ihren Vorräten zu schaffen? Als sie in die Richtung blickte, aus der die Geräusche kamen, sah sie wie sich eine kleine Gestalt über das Essen hermachte, das Serena gestern für das Mädchen gesammelt hatte und zufrieden dabei grunzte.
Serena erhob sich und griff nach ihrem Stab, um es zu verscheuchen. Da drehte es sich um und starrte sie mit kleinen grünen Knopfaugen an, das Gesicht verschmiert von den Waldbeeren, als hätte es den Kopf in einen Beerentopf gesteckt. Immer noch kauend, stopfte es sich mehr in den vollen Mund. Alles was reinpasste, wurde hineingepresst, auch nicht der klitzekleinste Platz im Mund wurde vergeudet.
Die eine mit aufgedunsenen Backen, kauend und gleichzeitig schluckend, die andere kampfbereit mit dem Stab in der Hand, starrten sich beide in die Augen. Es dauerte eine Weile, bis Serena erkannte, dass es sich bei dem Wesen, um das kleine Mädchen handelte, das sie einen Tag und eine Nacht auf ihrem Rücken getragen hatte.
„Hallo“, versuchte Serena den Anfang einer kurzen Unterhaltung und ging langsam auf sie zu, wie sie es bei einem scheuen Reh tun würde.
„Ich bin Serena, wie heißt du?“ Das Mädchen lief nicht weg, schaute sie einfach weiter an und kaute schluckend weiter. Verwirrt schaute es auf den Platz wo das Essen lag, der jetzt völlig leer war.
„Hast du noch Hunger?“ Keine Antwort. Sie starrte weiterhin auf das Fleckchen Erde, als würde sie erwarten, dass von dort gleich Essen sprießen würde.
„Warte hier, ich suche uns was zu essen.“ Es war seltsam für Serena den aktiven Part in einem Gespräch zu übernehmen, wenn es auch eher ein Monolog als ein Gespräch war. Serena stand auf, ordnete ihre Kleidung, zog ihre Stiefel an, die sie der Bequemlichkeit halber ausgezogen hatte, und machte sich erneut auf die Suche nach etwas Essbarem. Ihren kargen Vorrat an Dörrfleisch und Käse wollte sie solange es ging nicht anrühren.
Als Serena wiederkam niete das Mädchen immer noch auf dem gleichen Fleck. Ob sie wohl die Sprache des Ostvolkes nicht verstand? Wortlos reichte Serena ihr ihren Anteil hörte dem direkt darauf folgendem Schmatzkonzert zu, während sie ihren Teil geräuschlos verspeiste.
Serena starrte in die Glut, die vom nächtlichen Feuer noch übrig war und nur noch leicht Wärme abgab. Sie hatte das erste Mal etwas Zeit über die Situation nachzudenken. Was war nur passiert? Wer war dieses Mädchen, wegen dem sich ihr Leben auf einen Schlag völlig geändert hatte?
Serena schob diese Gedanken beiseite, die einen seltsamen Nachgeschmack hinterließe, setzte sich neben das Mädchen und schlug die Karte auf, die Zorghk ihnen mitgegeben hatte. Unten rechts war ein kleiner Klecks, der frischer war als die anderen Einträge. Er hob sich von der Karte ab, als hätte jemand Jahre, nachdem diese gefertigt worden war, einen unsauberen Punkt hinzugefügt und darüber Krem geschrieben.
Serena versuchte noch einmal ein Gespräch anzufangen: „Weißt du was passiert ist?“ Keine Antwort.
„Erinnerst du dich?“ Keine Reaktion.
„Wie heißt du?“ Nichts kam zurück, die Knopfaugen schauten Serena einfach nur an.
„Ich habe gesehen, wie ein Mann dich ausgepeitscht hat und bin dazwischen gegangen. Weißt du wer dieser Mann war und warum er die Gewalt angetan
Weitere Kostenlose Bücher