Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Serena wusste wie ihr geschah, stand sie draußen im Wald, die Kleine auf dem Rücken unter dem Umhang huckepack, das Gepäck vorne umgeschnallt.
So würde sie zwar nur langsam vorankommen, aber ihr blieb keine andere Wahl. Auch wenn Serena das Herz des Mädchens kräftig gegen ihren Rücken schlagen fühlte und der Atem ihren Nacken wärmte, war es immer noch bewusstlos. Noch bevor sie wusste wie ihr geschah, stiefelte Serena in die Dunkelheit des Waldes.
Alara und Zorghk sahen ihr nach, bis sie völlig eins geworden war mit der Schwärze des Waldes.
„Ob wir ihr genug beigebracht haben?“, sinnierte der Airen vor sich hin, lachte laut auf und sagte mit müden und traurigen Augen: „Es bleibt nur zu hoffen, dass sie es besser macht als wir und zu Ende bringt, was wir vor siebzehn Jahren hätten beenden sollen ... Aber was haben ein alter , verstoßener Airen und eine gefühlskalte Eishexe ihr schon beibringen können?“
Alara stand ruhig neben ihm. In ihrem Gesicht war wie sonst auch keine Gefühlsregung zu erkennen. Sie trug nun einen weißen Pelzumhang und eine weiße Tunika. Das Haar fiel ihr offen über die Schulter. Sie wirkte sehr jung und sah keinen Tag älter aus als vor siebzehn Jahren, dachte Zorghk bei sich, als er sie aus dem Augenwinkel betrachtete. Unnahbar und wunderschön. Er verstand, was Laron, damals in ihr gesehen hatte. Ihre Schönheit, kombiniert mit der Kühle und dem Verbotenen hatten etwas Verführerisches.
Liefen alle Linien wirklich in diesem kleinen Dorf zusammen? Er verstand nicht viel von den geheimen Künsten, aber selbst er spürte die Energie an diesem Ort, zu dieser Zeit. Bedeutungsschwanger durchzog sie die Luft. Er drehte sich um und ging zu seinem Haus, um zu packen. Es gab keinen Grund mehr hier zu bleiben.
Alara sah zu der Stelle, an der Serena im Wald verschwunden war und flüsterte leise: „Ich bin nun frei von meinem Versprechen.“ Ihr Körper wurde langsam eins mit der Dunkelheit, bis er gänzlich von ihr verschluckt wurde.
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Serena lief einen Tag und eine Nacht durch, ohne anzuhalten, immer das Mädchen auf ihrem Rücken und das Gepäck vorne über die Brust geschnallt. Sie kam nicht schnell voran, legte aber, weil sie keine Pause machte, doch ein gutes Stück zurück und brachte zwischen sich und Krem einige Kilometer. Sie orientierte sich grob an dem Weg, der nordwestlich vom Dorf in Richtung der Großstadt Smalt verlief. Er war nur schmal, unscheinbar und teilweise überwachsen. Nur wenige kannten die Route, da nur wenige Krem kannten. So war Krem seit mehreren Generationen eine Oase des Friedens in einem Land, das immer wieder zerrissen wurde von Schlachten, Krieg und Kämpfen. Ein Paradies und wegen einer unbedachten Tat war Serena aus diesem Paradies verbannt worden. Sie war auf dem Weg hinaus in den Alltag der Gewalt, des Blutes, der Intrigen und des Kampfes.
Sie war noch nie soweit in den Wald vorgedrungen. Das tat selten jemand. Sie hatte schon mehrere Tage hintereinander im Wald verbracht und kannte die grausamen Schattenbilder, die durch Licht, Schatten, Wind, Bäume und Ästen zum Leben erwachten. Sie kannte die Geräusche der Nacht, das Scharen von kleinen und großen Tieren im Unterholz, das Knacken von Ästen unter Rehhufen, die Jagdgeräusche der Nachtjäger. Sie versuchte vor allem den Letzteren aus dem Weg zu gehen, horchte genau in den Wald hinein und machte hier und da einen Umweg, um den großen Jagdgenossen aus dem Weg zu gehen.
Nachts kam sie nur sehr langsam voran. Wo selbst die Sonne Schwierigkeiten hatte in den dichten Wald vorzudringen, hatten Mond und Sterne völlig aufgegeben. So setzte Serena einen Fuß vor den anderen und verließ sich auf ihr Gehör und ihren sechsten Sinn.
Die ganze Zeit hindurch kam das kleine Mädchen nicht zu Bewusstsein. Als der Abend des zweiten Tages jedoch anbrach, wurde Serena unkonzentriert und stolperte. Sie konnte sich zwar gerade noch fangen, entschied aber, es wäre Zeit eine Pause einzulegen und ihrem Körper ein wenig Ruhe zu gönnen. Sie legte die Kleine sorgfältig auf den Boden, sammelte Moos und Blättern und machte wie schon so oft mit Zorghk daraus zwei weiche Naturmatratzen. Darauf bettete sie die Schlafsäcke und wickelte behutsam das immer noch bewusstlose Mädchen ein.
Dann sammelte Serena Feuerholz, ohne sich zu weit von dem Mädchen zu entfernen , und bald schon brannte ein wärmendes Feuer. Um ihre Vorräte nicht zu plündern, schaute sich Serena in der Nähe nach
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