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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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Hände ein. Zunächst erschienen leichte rote Striemen auf den Handflächen, dann begann Blut aus den offenen Wunden herunterzutropfen, die ungehindert in die offenen Wunden des Mädchens flossen. Wie gierige Schwämme sogen sie das Blut in auf. Wie kleine Münder saugten sie sich mit Alaras Blut voll und schlossen sich, wenn sie satt waren.
    Serena hörte wie eine Schüssel klirrend auf dem Boden zerbrach. Zorghk rief mit Entsetzen in der Stimme: „Alara! Was tust du! Hör auf!“ Wie plötzlich aus einer tiefen Trance gerissen, öffneten sich Alaras Augen ruckartig. Das Leuchten verschwand. Alaras Hände bluteten zwar immer noch, aber die rote Flüssigkeit tropfte jetzt einfach auf den Rücken des Mädchens und lief an ihm hinab.
    Alara saß schweigend da, als Zorghk ihre Hände bandagierte. Sie sah älter und ausgelaugt aus, sehr schwach und gebrechlich. Serena betrachtete ihre Mutter, als hätte sie sie noch nie zuvor gesehen. Was war da passiert? Dem Mädchen schien es besser zu gehen. Seine Atmung war stärker und ruhiger, ihre Wunden bluteten nicht mehr und schienen, viel zu früh, den Heilprozess eingeleitet zu haben.
    „Was ist passiert, dass du zum Blutopfer greifen musstest?“, fragte Zorghk mit einem Unterton in der Stimme, der an Angst grenzte. Serena musste sich das eingebildet haben, Airen kannten keine Angst.
    „Ihre Seele sc heint an etwas gebunden zu sein. Daher war es nicht nötig nach ihr zu greifen. Aber es ist intelligent und fühlt sich lebendig an. Es hat mich als Bedrohung gesehen und sowohl ihre Seele als auch ihren Körper vor mir beschützt, da blieb mir nur diese etwas plumpe Technik. Blut für Blut. Ich konnte ihre Wunden jedoch nicht vollständig heilen.“
    „Hättest du das getan, wärst du jetzt tot. Ich weiß du fühlst die Grenze nicht, aber dein Wissen reicht aus, um deine Grenze logisch auszurechnen und zu erkennen. Ich hätte nie gedacht, dass du Blutopfer überhaupt anwenden kannst.“
    „Und ich wusste nicht, dass du dich so gut mit den geheimen Künsten auskennst“, erwiderte Alara gelassen.
    „Ich hatte viel Zeit“, grunzte Zorghk in seinen Bart. Sie schienen Serenas Anwesenheit völlig vergessen zu haben.
    „Hier trink! Das müsste deinem Geist wieder etwas Leben einhauchen.“ Alara tat wie ihr geheißen wurde und es kam etwas Farbe in ihr Gesicht zurück.
    „Was hält die Seele des Mädchens gefangen?“, fragte Zorghk sich laut grübelnd. Unverhofft bekam er eine Antwort von Alara: „Schau dir ihren Hals an.“ Zorghk ging näher, konnte jedoch auf den ersten Blick nichts entdecken, außer einer sehr dünnen Lederschnur. Er folgte der Schnur mit dem Blick, sog scharf die Luft ein und rief mit aufgerissenen Augen: „Wie ist das nur möglich! Das kann nicht sein!“
    Das Mädchen trug ein schwarzes steinernes Amulett um den Hals, in das gekonnte Art weißes Holz so eingearbeitet war, das es aus dem Stein herauszuwachsen schien und ihn wie Wurzeln umschlang.
    „Das Amulett ... Wie kann das nur sein?“, hauchte Zorghk mit aufgerissenen blutunterlaufen Augen und Hysterie in der Stimme. Er schaute sich das Mädchen genauer an. Sie war klein und stämmig. Ihr Gesicht unter dem roten dichten Haar kaum zu sehen.
    „Ich muss sicher gehen“, flüsterte Zorghk leise und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. Als sie sich in Richtung Ohren bewegten, fingen seien Hände leicht zu zittern an. Es war tatsächlich ein Airenmädchen, sehr jung, vielleicht von 14 oder 16 Jahren, noch ein Kleinkind.
    In seinem etwas eingerosteten Geist begannen sich die Zahnräder zu drehen. Dass sie das Amulett tragen konnte, hieß, dass es ihr geschenkt worden war. Die letzte Trägerin war die Botschafterin gewesen. Auch der restliche Körper zitterte und Tränen traten in Augen, in denen bei dem Tod von Kameraden und Freunden immer nur Härte gewesen war. Hatte er sie nach all der Zeit gefunden? Konnte sie es sein? Sie musste es sein! Sie hatte das Amulett bei sich. Freude und Schmerz füllten eine Brust, die nur Strenge kannte. Freude sie zu sehen. Schmerz über das Leben, dass sie wegen seiner Unfähigkeit geführt haben musste. Wut und Hass auf diejenigen, die das zu verschulden hatten. Zärtlich strich er ihr übers Haar. Wie ihre Mutter ...
    Als erinnere er sich daran, dass Serena auch in dem Raum war, schaute er plötzlich in ihre Richtung und fragte knapp: „Was ist passiert?“ Nach Serenas kurzen Schilderung murmelte er vor sich hin: „Wohl jemand auf der Durchreise.“

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