Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
sanft hoch. Als Molly endlich auf den Beinen stand, gaben ihre Knie nach und sie geriet ins Taumeln. Seine Hand war so warm. Als sie drohte wieder umzufallen, zog Mof sie schnell an sich. Molly landete in seinen Armen, hörte sein Herz an ihrem Ohr schlagen und fühlte seine Wärme an ihrer Wange.
Hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie wie ein Kartenhaus in sich zusammen geklappt. Ihre Knie zitterten.
„Alles in Ordnung?“, hörte sie ihn sanft fragen. Molly konnte nur nicken. Hatte sie es sich eingebildet, oder hatte sein Herz auch schneller geschlagen? Molly erhaschte einen Blick auf seine Wangen, als Mof sie sachte von sich löste, ihr aber immer noch genug Halt gab, für den Fall, dass sie nicht stark genug war, um selbst zu stehen. Waren sie leicht gerötet? Dann spürte sie, wie sechs Augenpaare sich an ihnen festbissen. Mit einem nervösen Lachen, löste sie sich von Mof gänzlich und sagte ablenkend: „Was war das denn?“
Die Augenpaare der übrig gebliebenen Senjyou trafen sich und erneut stießen sie einen tiefen Seufzer aus einer Seele aus.
„Wir wussten es würde früher oder später passieren. Wir hatten gehofft später. Ihr müsst wissen, Haril hat einen guten Kern. Er wirkt nach außen kalt. Aber das liegt daran, dass er jede Sekunde mit seinem Temperament kämpfen muss. Normalerweise braucht ein Magier innere Ruhe, wenn er einen Zauber wirkt. Haril ist jedoch stark, ein Naturtalent. Viele müssen sich den Umgang mit der Magie in hartem Training erarbeiten und Disziplin erlernen. Aber Haril nicht. Das Problem ist, wenn sein Temperament mit ihm durchgeht, verliert er den Sinn für Realität und für richtig und falsch. Für ihn gibt es dann nur Schwarz und Weiß.
Als er heranwuchs, wurde es so schlimm, dass er eine allgemeine Gefahr für seine Umgebung darstellte. Bei Kleinigkeiten tickte er aus. Um ihn und die Leute um ihn herum zu schützen, hat man ihm einen Einschränkungszauber auferlegt, der es ihm unmöglich machen sollte Magie zu benutzen, wenn er wütend war. Es hat nicht ganz geklappt. Aber es war das Beste, was sie tun konnten und er hat hart an sich gearbeitet. Kaum etwas bringt ihn mehr aus der Ruhe ... Außer Malhim. Aber keine Angst, er hat schon seit Jahren keinen mehr verletzt. Es ist sicher in seiner Umgebung.“ Molly musste schlucken, als Aragar seine Erklärung mit einem Lächeln beendete. Sie würde sich ab jetzt ein wenig von Malhim fernhalten.
Als es dunkel wurde, kehrten beide zum Lager zurück. Keiner schaute den anderen an und man vermied auch sonst jeden Augenkontakt. Am nächsten Morgen, war jedoch alles wieder beim Alten. Nur Molly ging sicher, dass sie sich so soweit wie möglich von Malhim fernhielt und auch die anderen hielten einen respektvollen Abstand zu ihm.
Malhim seufzte innerlich. Er wusste, dass Haril es nicht mit Absicht tat. Aber mit seiner Art war es ihm schon immer gelungen zu verhindern, dass jemand Malhim zu nahe kam. Als wäre das Leben als Kronprinz nicht schon einsam genug. Er konnte die nervösen Blicke von Molly und die feindseligen von Mikhael körperlich spüren. Auch die Senjyou hielten Abstand, um Haril zu besänftigen. Es war nicht das erste und wohl auch nicht das letzte Mal, dass sich Leute von ihm abwenden. Malhim sollte sich vor langer Zeit daran gewöhnt haben. Und doch tat jedes mal weh, wenn sich Neugier und Freundlichkeit in Nervosität und Angst verwandelten.
Ein Augenpaar jedoch sah ihn mit dem gleichen Ausdruck wie zuvor an. Das Eis zwischen Serena und dem Senjyouprinzen hatte allmählich zu tauen begonnen. Serena hatte sich an seine Anwesenheit und die Aufmerksamkeit die er ihr schenkte gewöhnte. Sie beteiligte sich aktiv an den Gesprächen und Unterrichtsstunden und lenkte den Prinzen durch ihre Fragen in die Richtung ihrer Interessenfelder. Malhim ließ sich dankend führen. Besonders fasziniert schien sie von Geografie und der Weltsicht der Senjyou. Wenn man bei Serena von Faszination sprechen konnte. Der Ausdruck ihrer Augen blieb immer gleich unergründlich.
Jedes Mal wenn sich ihre Blicke trafen, strahlte Malhim sie mit einem Lächeln an, das jeden anderen zum Schmelzen bringen würde. Serena erwiderte seinen Blick mit Kälte. Zum ersten Mal in seinem Leben war Malhim jemanden begegnet, der ihm nicht aufgrund seiner Familie und seiner Position einen Stempel aufdrückte. Sie heischte weder nach seiner Aufmerksamkeit, noch sah er Ehrfurcht, Angst oder Loyalität in ihren Augen. Er musste sich eingestehen, dass
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