Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
dieses Desinteresse ihn reizte. Malhim war in seinem ganzen Leben noch nicht ignoriert und so kalt behandelt worden und er mochte es nicht.
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen genoss Malhim Serenas Nähe . Mikhael musste machtlos mit ansehen, wie Serena aufhörte bei zufälligen Berührungen zurückzuweichen und den Senjyouprinz immer näher in ihren Schutzkreis ließ. Die Bewunderung des Prinzen für Serena machte Mikhael Sorgen. Sie schien, was zwischenmenschliche Beziehungen betraf, unerfahrener als ein Kind. Serena schien Signale des anderen Geschlechts nicht wahrzunehmen oder nicht zu verstehen.
Die offensichtliche Vernarrtheit des Prinzen in Serena, machte Mikhael sehr zu schaffen und er nahm sich vor, die beiden im Auge zu behalten. Er setzte sich so oft es ging zwischen sie und achtete darauf, dass sie nie alleine waren. Menschen, die es gewohnt waren alles zu bekommen, nahmen sich, was sie wollten, ohne Rücksicht auf Verluste. Und Mikhael hatte das Gefühl, dass sich Senjyou in diesem Punkt nicht all zu sehr von den Vostoken unterschieden.
Serena lächelte selten, nahm kaum aktiv in der Interaktion ihrer Umgebung teil und beobachtete meist nur. Doch sie war aufmerksam, wenn es um Aira oder Molly ging, und hatte auch begonnen mit Mikhael zu interagieren. Aira und Molly vergötterten sie. Serena hatte eine Anziehungskraft an sich, die schwer zu erklären war und je mehr Zeit man in ihrer Nähe verbrachte, desto stärker wurde sie und zog einen in ihren Bann.
Mikhael ertappte sich dabei, dass er von ihr träumte. Von ihrem schwarzen Haar, ihren klaren blauen Augen und dem Augenblick im Wald, als er alle Hemmungen verloren hatte. Er konnte sich immer noch an das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut erinnern und an die Weichheit ihrer Lippen. Aber auch an ihre Reaktion. Den Schock, die Aufgabe aller Gegenwehr. Er würde es nie wieder soweit kommen lassen und er würde sie davor beschützen, noch einmal so eine Erfahrung oder eine schlimmere machen zu müssen. Er schuldete ihr sein Leben und würde sie beschützen. Komme was wolle. Hätte er diesen Schwur geleistet, wenn er gewusst hätte , was vor ihm lag?
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Haril war mit Aira an die Grenze seiner Geduld gestoßen. Er war am Verzweifeln. Auch wenn er es nie offen zugeben würde, so machte er sich Vorwürfe und sah es als Armutszeugnis seiner Arbeit als Lehrer, dass Aira so überhaupt keine Fortschritte machte. Obwohl sich der König auf ihn verließ, obwohl so viel daran hing, brachte er es nicht fertig, der kleinen Airin die Sprache ihrer Rasse beizubringen.
Am fünften Tag ihrer Reise machten sie in der Nähe eines kleinen Baches Rast und tränkten die Pferde. Jeder in seinen Gedanken vertieft, achtete keiner auf Aira, die etwas abseits von den anderen in den Bach starrte. Niemand außer Haril. Er folgte ihr unauffällig und beobachtete sie.
Traurig schaute Aira in das Bild, das sich in dem klaren Bach spiegelte. Sie fuhr ihren stark ausgeprägten Wangenknochen entlang zu ihrem breiten Kiefer. Sie zog an ihrer breiten, platten Nase und versuchte ihre Augen durch Anheben der Lieder größer aussehen zu lassen. Dann schlug sie mit der Hand in ihr Spiegelbild, schaute wie sich das Wasser teilte. Das Bild verzehrte sich, nur um sich in wenigen Sekunden wieder zu dem gleichen ungeliebten Gesicht zusammenzufügen. Sie seufzte enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass sich etwas ändern würde, ihr ein neues hübsches, oder zumindest ansehnliches Gesicht entgegenblicken würde. Unglücklich starrte sie weiter hinein, bis die Formen ihren Sinn verloren und sie nur noch Linien und geometrische Figuren vor sich sah. Kein Gesicht, keine kleinen Knopfaugen, keine Knollnase und kein breites Kiefer.
Haril setzte sich neben sie auf den Boden. Leise, ohne ihn anzuschauen, fragte sie: „Was heißt hässlich auf Airisch?“ Da verstand Haril. Aira hatte noch nie einen anderen Airen gesehen. Sie war bei Vostoken aufgewachsen, war als hässlich bezeichnet worden und glaubte es zu sein, weil sie nicht dem Schönheitsideal der Vostoken entsprach. Haril räusperte sich. Er war noch nie gut in so etwas gewesen. Er wusste in solchen Momenten nie was er sagen sollte, aber diesmal kamen die Worte einfach aus ihm heraus: „Es ist schwer Worte von einer Sprache in die andere direkt zu übersetzen. Die Bedeutung kann vielleicht die Gleiche sein, aber die Konnotation eine Andere.
Was für Vostoken in der Vostokensprache positiv als schön oder hübsch bezeichnet wird,
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