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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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so einfach wäre, Alberto. Ich bin schon zu lange im Geschäft. Ich habe mir zu viele Feinde gemacht. Wenn ich mich zur Ruhe setze, dann werde ich weich und langsam. Dann merke ich nicht, wenn sie mich irgendwann gefunden haben.« Giordanos Lächeln erlosch. »Du hattest recht, vorhin. Ich bin ein Haifisch. Sobald ich nicht mehr schwimme, muss ich ertrinken.«

Kapitel 41
    Zürich, Schweiz
    Zahm wurde von einem Mann mit einem niedrigen Schwerpunkt begrüßt. Er war untersetzt und übergewichtig und sah liebenswert aus, aber seine Seele war alles andere als das. Tiefe Falten teilten seine Stirn in zwei Hälften und zogen sich von den Augenwinkeln fächerförmig über die Schläfen. Leicht gebeugt stand er da, Folge einer Verkrümmung der Brustwirbelsäule. Seine Augen waren rot und wässerig. Leberflecken bedeckten die dünne, faltige Haut auf seinen Händen und Unterarmen. Bekleidet war er mit einem weißen Leinenhemd, einer Baumwollhose sowie Sandalen. In der linken Hand hielt er eine Einkaufstasche aus Segeltuch. Er war genau dreißig Zentimeter kleiner als der einen Meter dreiundneunzig große Zahm, und als er dem größeren Mann zur Begrüßung in die Augen blicken wollte, musste er den Kopf weit in den Nacken legen. Zahm trug eine Sonnenbrille. Es war warm und trocken. Kein Wölkchen trübte den makellos blauen Himmel.
    »Guten Tag, mein Sohn«, sagte der kleinere Mann und lächelte, sodass seine kleinen, vollkommen weißen Zähne zu sehen waren. »Wie schön, dich wiederzusehen.«
    »Danke, gleichfalls, Vater«, erwiderte Zahm und bleckte die Zähne, was wie ein Lächeln aussehen sollte. »Gut seht Ihr aus.«
    Vater ließ seine alten Augen über Zahms muskulösen Körper gleiten. »Nicht so gut wie du, natürlich.«
    Trotz des Lächelns und der freundlichen Worte war zwischen den beiden keine echte Wärme zu spüren. Zahm spielte das Spiel mit, weil es für Vater wichtig war. Sie gaben einander die Hand, und Zahm passte auf, dass er nicht zu fest zudrückte. Wenn er nicht bewusst darauf achtete, dann tat er seinem Gegenüber bei einem – nach seinem Empfinden – normalen Handschlag in der Regel weh. Und Vater war ein Mann, dem man kein Leid zufügen durfte, weder körperlich noch anderweitig. Sie lösten die Hände, und Zahm sah sich aus Gewohnheit nach Beschattern um.
    Er war sich sehr wohl dessen bewusst, dass er aufgrund seiner Größe leicht zu verfolgen war. Daher musste er besonders aufpassen, wenn er unbeobachtet bleiben wollte. Er und Vater hatten sich auf dem Gelände der Universität von Zürich verabredet. Überall auf den Wiesen lagen Studenten und lasen, machten sich Notizen oder genossen einfach nur die Sonne. Ein typisches Bild, sehr friedlich, aber Zahm entdeckte eine Beobachterin, eine junge Frau, die ganz in der Nähe auf einer Bank saß und ein Eis schleckte. Oberflächlich betrachtet sah sie genauso aus wie alle anderen Studentinnen auch – die gleiche Freizeitkleidung, die gleichen Ohrhörer, die gleiche abgenutzte Tasche. Auch ihre ganze Haltung war durch und durch studentisch, wie sie die Sonne und ihre Jugend genoss und den Kopf im Takt der Musik auf und ab wippen ließ. Aber ihre Unterarme verrieten sie. Sie waren schlank, doch Zahm erkannte die Muskelbündel, die nicht von normalem Fitnesstraining oder spielerischen Wettkämpfen herrührten. Diese Muskeln waren gestählt durch endlose Selbstverteidigungs- und Nahkampf-Schulungen. Genau die gleichen Schulungen, die Zahm mit so ausgezeichneten Bewertungen absolviert hatte.
    Zahm ließ sich nicht anmerken, dass er sie bemerkt hatte. Das wäre unhöflich gewesen. Sie war ja keine Bedrohung, sondern lediglich eine Vorsichtsmaßnahme. Vater hatte immer gern ein paar Leute in der Nähe. Drei Mordanschläge hatte er bereits überlebt, und er war immer auf der Hut vor dem vierten.
    »Gehen wir ein Stück?«, schlug Vater jetzt vor.
    Er machte kleine Schritte, zum Teil aufgrund seines Alters und seiner Statur, aber hauptsächlich deshalb, weil er jede Eile verabscheute. Zahm kam mit dem langsamen Tempo nicht gut zurecht und musste vor jedem Schritt neu überlegen, um nicht unwillkürlich die Führung zu übernehmen. Nach einer kleinen Weile warf Zahm einen Blick über die Schulter zurück. Die junge Frau hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt. Sie war gut und blickte keinen der beiden Männer direkt an.
    »Danke, dass du zu diesem Treffen bereit warst«, sagte Vater. »Es tut mir sehr leid, dass ich gezwungen war, dich aus deiner wie immer

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