Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
weißen und roten Steinblöcken mit zahlreichen fein gearbeiteten Steinmetzarbeiten und Bögen, der obere Teil jedoch lediglich aus unscheinbarem, nacktem Mauerwerk. Der Anblick wirkte auf viele Besucher befremdlich, auf manche sogar unheimlich, doch Victor fühlte sich dadurch auf eigentümliche Weise angesprochen.
    Der Bärtige behielt seine gemächlichen Schritte bei und rauchte unterwegs eine Zigarette nach der anderen, zündete sich immer schon die nächste an, wenn die vorangegangene noch glühend im Bordstein lag. Victor versuchte, den Rauchschwaden, so gut es ging, auszuweichen. Der Duft war süß und verführerisch, wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte, und seine Widerstandskraft wurde auf eine harte Probe gestellt. Die Straßen waren schmal und ohne Bäume – das einzige Minus auf der Liste der Schönheiten der Stadt. Der Bärtige führte ihn durch etliche gewundene Arkadengänge, und Victor merkte, dass die gewählte Route ähnlich gewunden war. Aber er spielte gerne mit und genoss im Vorbeigehen den Anblick der alten Terrakottahäuser. Moderne Architektur war in Bologna kaum zu finden, und es kam ihm fast so vor, als hätte die Zeit innerhalb der Stadtmauern einfach stillgestanden, während die Welt draußen vor den Toren sich weitergedreht hatte.
    Schließlich ließen sie die mittelalterlichen Mauerreste, die das historische Zentrum umgaben, hinter sich und landeten wieder in der Gegenwart. Die Straßen wurden belebter, der Verkehr lauter, das Licht heller. Der Bärtige ging noch eine Viertelstunde lang vor Victor her, dann bog er in eine schmale Gasse hinter einer ganzen Reihe von Restaurants ab.
    »Hier trennen sich unsere Wege«, sagte er und nahm die Zigarette aus dem Mund. »Es war mir ein Vergnügen. Jetzt gehen Sie einfach weiter geradeaus, und dort vorn biegen Sie um die nächste Ecke.«
    Er streckte Victor die Hand entgegen.
    »Giordano?«
    »Das wäre nun wirklich zu einfach, oder etwa nicht? Unter einer Holzkiste finden Sie eine Zeitung. Schlagen Sie die Rätselseite auf. Im Kreuzworträtsel finden Sie eine Zeit und einen Ort notiert. Leben Sie wohl.«
    Warme Luft umgab ihn. Aus einer nahe gelegenen Kneipe drang Musik an sein Ohr. Victor setzte langsam einen Fuß vor den anderen, behielt die Umgebung im Blick, aber es gab nichts Besorgniserregendes zu entdecken. Er sah die Kiste, schnappte sich die Zeitung und steckte die zusammengefaltete Rätselseite in eine Tasche.
    Die tief stehende Sonne zwang Victor, seine Sonnenbrille aufzusetzen, während er zurück ins Stadtzentrum von Bologna ging. Er schob sich durch die Menge, unauffällig, unbemerkt. In jungen Jahren hatte er sich immer gewünscht, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Heute war jeder, der ihn anschaute, erst einmal sein Feind, so lange, bis das Gegenteil bewiesen war.
    Ungefähr eine Stunde lang fuhr er mit verschiedenen pünktlich und zuverlässig verkehrenden Buslinien kreuz und quer durch die Stadt – aus irgendeinem Grund hielt nie ein Taxi an, wenn er winkte. Dann schließlich steuerte er den Bahnhof an, setzte sich auf einem Bahnsteig auf eine Bank und blätterte eine Oldtimer-Zeitschrift durch. Der Zug, der 18.50 Uhr nach Rom abging, fuhr ein. Victor wartete bis achtzehn Uhr achtundvierzig, dann stieg er ein. Nach ihm kamen noch etliche Fahrgäste hinzu.
    Er blieb im Vorraum stehen, die Hand am Türgriff, und zählte jede Sekunde. Draußen vor dem Fenster gab der Bahnhofsvorsteher dem Zugführer das Abfahrtssignal. Victor stieß die Tür auf und sprang nach draußen. Er knallte sie wieder zu und hörte, wie einen Augenblick später die Verriegelung zuschnappte.
    Aus dem Augenwinkel sah er den Bahnhofsvorsteher den Kopf schütteln. Victor beachtete ihn nicht und blickte in beide Richtungen den Bahnsteig entlang.
    Außer ihm war niemand ausgestiegen.
    Das Café war klein und elegant. Um die runden Tische standen keine Stühle, sondern Hocker. Zahlreiche Spiegel hingen an den glatten, weißen Wänden. Das gefiel Victor. Endlich einmal konnte er sich genau da hinsetzen, wo er wollte, und trotzdem den Eingang, die Theke, die Toilettentüren und sogar die langen, perfekt gebräunten Beine der Blondine zu seiner Rechten im Blick behalten. Auch wenn Letzteres seiner Aufmerksamkeit eher schadete als nützte.
    Der Duft nach frisch gemahlenem Kaffee lag in der Luft. Das geräumige Lokal war gut gefüllt, es ging sehr lebhaft und laut zu. Victor hatte eine Zeitung auf dem Tisch ausgebreitet, daneben stand ein großes

Weitere Kostenlose Bücher