Zero Option: Thriller
unverkäuflich, aber das würde sie niemals erfahren.
»Einer unserer Lieferanten ist tot«, sagte Yamout. »Der Ungar, Farkas. Er ist letzte Woche ermordet worden.«
»Und was geht mich das an?«
»Seine Mafia-Partner glauben, dass wir ihn umgebracht haben, weil er uns umgehen und sich direkt mit unseren Kunden in Verbindung setzen wollte. Ich habe gehört, dass sie sich rächen wollen.«
Ariff lachte. »Sollen sie’s doch versuchen. Ich habe sogar vor meiner Frau mehr Angst als vor ihnen.« Er blickte Yamout an. »Wann bekomme ich mein Geld?«
»Ich sage dem Juden, er soll es nach Minsk bringen«, erwiderte Yamout. »Dann kann ich dort das Geschäft mit dem Weißrussen abwickeln und anschließend das Geld abholen.«
»Sehr effektiv.« Ariff warf noch einen letzten Blick in den Spiegel und sagte dann: »Los jetzt, sonst kommen wir noch zu spät zu Eshes Party. Ich will meine Tochter an ihrem Geburtstag nicht warten lassen. Du hast ihr doch hoffentlich etwas Hübsches besorgt, oder?«
Yamout erhob sich und nickte. »Aber natürlich, sie ist schließlich mein Patenkind. Ein wunderschönes Seidenkleid, habe ich schon letzte Woche abgeholt. In Blau und Gold, sehr hübsch. Ich kann es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen.«
Ariff runzelte die Stirn. »Aber dir ist doch klar, dass Eshe erst acht Jahre alt ist.«
»Auch Achtjährige freuen sich über hübsche Kleider.«
Vor dem Haus setzte sich Ariff auf den Beifahrersitz von Yamouts Mercedes. Zwei Männer saßen auf der Rückbank, und jeder hatte eine kompakte Ingram-Maschinenpistole im Schoß. Ariff schenkte ihnen keine Beachtung.
»Was wissen wir über diesen Weißrussen?«
»Nicht viel«, entgegnete Yamout. »Aber ich habe eine sehr zuverlässige Empfehlung bekommen, und seine Preise hören sich sehr vernünftig an.«
»Nimm dir einen Haufen Männer mit«, meinte Ariff, während er sich gegen die Lehne sinken ließ und die Augen schloss. »Diesen ehemaligen Sowjettypen kann man nicht über den Weg trauen.«
Yamout legte den Gang ein und fuhr los.
Ein Stück dahinter startete ein Mann sein Motorrad und flüsterte einem Unsichtbaren etwas zu.
Kapitel 15
Linz, Österreich
Victor saß in einem Internet-Café und öffnete seinen E-Mail-Account. Das Dossier der Zielperson wartete schon auf ihn. Der Laden vermietete nicht nur Computer-Terminals, sondern auch Musik und Filme. Im Schaufenster stapelten sich ausgebleichte DVD-Hüllen und Videokassetten. Die Kundschaft war jung, jede Menge Teenager und Mittzwanziger. Niemand war älter als er. Aus diversen Kopfhörern drangen unterschiedlichste Musikstücke und vermischten sich über dem Geklapper der Tastaturen zu einem dissonanten Soundtrack. Niemand beachtete Victor, der in einer abgelegenen Ecke saß und das Dossier las. Es war, genau wie das über Farkas, eine sehr ausführliche Lektüre. Gabir Yamout war ein vierundvierzig Jahre alter libanesischer Waffenschmuggler, ehemaliger Offizier der Beiruter Polizeikräfte. Er war Christ und hatte in den Achtzigerjahren, während des Bürgerkriegs, für die christlichen Milizen gekämpft, bevor er sich in die Dienste eines Ägypters namens Baraa Ariff begeben hatte. Yamout lebte mit seiner gesamten Großfamilie in Beirut. Er war Ariffs Geschäftspartner, Leibwächter und Freund.
Victor betrachtete das erste Foto aus dem Anhang. Es war eine heimliche Aufnahme, auf der Yamouts Gesicht und seine Schultern zu sehen waren. Er sah aus wie Anfang dreißig, also mindestens zehn Jahre jünger als er laut Dossier sein sollte. Damit wusste Victor, dass er zumindest in der Lage war, sich über einen langen Zeitraum hinweg unauffällig zu benehmen. Yamout trug ein Freizeithemd und eine Sonnenbrille, dazu einen sauber gestutzten Vollbart. Kurze Haare. Er machte einen intelligenten, freundlichen Eindruck. Sein Äußeres verriet in keiner Hinsicht, auf welch finstere Art und Weise er sein Geld verdiente. So war es nach Victors Erfahrung meistens. Bei ihm selbst ja auch.
Nachdem die VoIP-Verbindung hergestellt war, sagte sein Auftraggeber: »Ich habe ein bisschen Arbeit für Sie.«
»Gabir Yamout.«
»Allerdings gibt es da eine Komplikation.«
»Warum kommt mir dieser Satz bloß so bekannt vor?«
»Yamout kann nur an einem ganz bestimmten Abend umgebracht werden, und zwar genau in zwei Tagen. Ich weiß, dass ich Ihnen jetzt schon das zweite Mal einen sehr überstürzten Auftrag gebe, aber ich kann es nicht ändern. Die Zeit ist der entscheidende Faktor.«
»Natürlich«,
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